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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0470
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Dithmarschen

Darumme, so moth jo ein christlich Pastor effte ge-
truwe Dehner der Gemene (schal he de Schapeken
van den Bocken weten afftosonderen unnd sine
Schapeken bi Namen weten0, tho esken unnd utho-
vören van dem vleschliken Wesende) einen itliken
vorhenn mit Vlite dorchsöken unnd examineren van
siner Andacht, Geloven, Levende unnd entliken
Vorsate, den he hefft in Christo Jhesu, ehr he 11681
ehn tho dem Aventmale deß Heren unde thor christ-
liken Gemene annimbt. Wen he averst ein mall wol
vorhöret unde dorchgesocht iß, so iß it darnegest so
nödich nicht, idt were den Sake, he wedder affvelle
effte in den Ban gedaen worde umme siner grawen
Sünde willen. Ock schall ein Christen Broder effte
Suster solk eine Vorhöringe unde Dorchsökinge sines
Selensorgers vor gudt annehmen, alse de schlicht al-
lene tho sinen Besten unde Heile geschudt, up dat
he jo nicht unwerdigen unde thom Gerichte entfan-
ge den hogen Schatt, sunderen thor ewigen Salich-
eit. Wente ein Christen Minsche geidt vele vrier
unde vröliker tho, alse he sinen Pastor effte Selen-
sorger, de de Rede vor ehm geven moth, sin Herte
unde sinen Geloven hefft upgedecket unnd eine Ab-
solveringe unde Getucheniße darup hefft van ehme
entfangen, dat he darmede vor Gade bestaen könne,
alse dat he bi sick sulven allene schole Richter wesen
sines Gelovens unde Levendes, efft se rechtschapen
sin effte nicht. Wente de, de solkes rechtschapen un-
derscheden schall, de moth sines sulvest eine gude
Erkenteniße hebben unnd eine gude Grundt im wor-
de Gadeß.
It gehören averst twierley Dinge tho der Junger-
schop Christi effte tho der nien Gebordt. Datt erste,
dat me eine mögelike Erkentenisse hebbe, worinne
de Christendom steith effte gelegen iß. Datt ander
darnegest, dat me sick christliken dartho geve unde
sick deß bekanden Christendomes mit vollen Tru-
wen annehme, mit Worden unde Werken tho beken-
nende. Darumme, de ein recht Mitgenöte der christ-
liken Menschop werden will, de moth vorhenn eine
gude mögelike Erkenteniße hebben eines christliken
Wandelß. Wente dewile me nicht weeth den guden
Willen Gadeß tho dem Minschen, wo kan men sick
5 Mt 25,32; Joh 10,3.

dartho vorlaten effte nhaleven? Vornemeliken moth
men jo weten unde erkennen, wat Christus iß unnd
wat men in ehme söken unde warnehmen schall, Alß
nomliken, dat he iß warhefftich Gott unde Minsche,
unde dat wi blott allene dorch ehn möten mit Gade
unser Sunde halven vorsönet werden unde möten
der Kindtschop unde deß ewigen Levendes, unß
dorch ehne uth lütteren Genaden angebaden, deel-
hafftich werden ahne allen unser Werke Vordenst.
Darnegest moth me ock jo weten, wat de Gelove iß,
dorch welkeren wi der angebaden Genade Gades al-
lene dellhafftich werden. Wente wo kan de Minsche
warhafftigen seggen: ick gelöve! dewile he deß Ge-
lovens gar nene Erkenteniße hefft. It iß averst de
Gelove eine Vorsekeringe im Hertten, dat de al-
mechtige Gott unß wille ein genedich 11691 Vader sin
dorch Jhesum Christum unnd wille unß vor sine
Kinder holden, alle Woldath unde Frundtlicheit tho
bewisende, gelik he van Anbeginne gedaen hefft je-
gen sine Utherkaren.
Sodanes moth gelövet, dat iß, vor de gewissen
Warheitt angenhamen werden efft in dat Herte ge-
vatet sin. Wente dewile dar noch Twiffel iß, so iß et
nen recht Gelove, können dar ock nicht vele umme
wagen, deß wi noch einen Twiffel dragen. It möten
darumme jo gewust werden van einem Christen
Mitgenaten de Articul des Gelovens6 mit Vorsackin-
ge des Satanß, dar wi unse Dope unde Christendom
up entfangen hebben. Denne werden se averst ge-
wust, wen me de Worde kan fin henseggen unnd vor-
staen, wat se beduden effte in sick hebben. Vorder,
alse wi erkennen, dat wi schlicht allene uth Gadeß
Genade dorch Jhesum Christum vormiddelst den
Geloven, sunder alle unse Macht unnd Vordenst tho
der Kindtschop Gades möten kamen, so mote wi
darnegest weten, wo me in der Kindtschop Gades
möge beharren effte vullstendich bliven.
Dar wil tho nodich sin, dat wi der Kinder Artt
jegen Gott weten tho gebruken, in welkem Gebruke,
so he rechtschapen is, wi ahne Twiffel können waßen
effte thonehmen unde bestendich bliven. Wente alle
datjenne, welke tho deme geistliken Waßdome hel-
pet, dat helpet ock tho der Vulstendicheit unde so
wedderumme. Schole wi averst Kinderartt jegen Gott
6 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSELK S. 42 f.

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