Dithmarschen
Vermögen vorhanden is, in den Gadeskasten gewen,
thom wenigsten 12 ß Lübsch, welche de Diaconen
von ehnen nehmen und den Karspel Armen thom
besten verwaren schölen.
Wo ock na disser Tydt jenige Lüde des Sondags effte
Fyrdags edder ock in der Weken, wenn in der Ker-
ken gesungen und geprediget ward, spatzeren ghan,
Geld teilen, schnacken und Rumor maken warden,
so schölen desülven ahne allent Ansehent, wat se
ock vor Persohnen sind, upt scharpeste in Geld-
strafe genahmen werden, wenn se von den Edt-
schwaren edder Karkendenern besehen und tho Re-
gister getekent sind worden, also schölen ock
dejenen, welkere von Hökern, Schomakern, Rep-
schlägern, Bötkers und andern Kramers under dem
Gesänge und Predigen up den Kerkhave kopen,
sambt denen, de ehnen verkopen, in allen Karspeln
tho Register geteckent und in Brocke genamen wer-
den, und schall nicht eher gekofft und verkofft wer-
den, ehr dat Ambt geprediget is, uthbescheiden in
den Hövet Jahrmarken jedes Karspels, dar ydt so
gestrenge nicht kan ingeholden werden.
Man schall ock hier alle Sondage, wo in benaborden
Steden, Blecken und Karspeln gebrücklich is und
ock der K. M. Ordenantzie7 mitbringet, mit der
Bede in der Kerken umghan und den rechten, 14111
ehrlicken, by uns wahnenden Armen tho ehrer noth-
wendigen Underholdinge in den Armen Kisten sam-
len, darnah werd een jeder frame Christ sick schi-
cken und in de Bede gern und williglicken geven, in
Betrachtinge, dat solken Christo gegeven werde, de
sick verpflichtet, he solcken vorgelden wylle.
Idt schall ock na olden Gebrucke jeden Dag twe
mahl de Bedeglocke gelüdet werden, went dat ge-
schüht, schall idermänniglik syn Harte in ernstliker
Andacht erheven, syn Vader Unser8 spreken und in
sonderge um warliken Freden und ock gottsalicken
7 Schleswig-Holsteinische Kirchenordnung von 1542, siehe
oben, S. 115.
8 Mt 6,9-13.
9 Trinkgelage. In Dithmarschen wurde damit die Pflicht
bezeichnet, bei Taufen und Begräbnissen eine Anzahl
Affscheyd van düsser Werlt den allmächtigen Gott
bidden.
Dewylen de Kerkhoff unse christlike Rauestede,
Karner und Schlapstede is, schall desülve van aller
Unfladigkeit beyde, der Minschen und des Vehes,
befryet wesen, so darwegen ein Mensch aver unge-
börliger Verunreinigunge des Karkhafes bedrapen
worde, schall he tho Register getekent und in Bro-
cke genamen werden, und schölen de Ködigk-
schwaren tho Meldorp, in der Marsch de Diekgre-
ven, up de Geest de Pantschwaren de Siegen und
Krup, so se op den Kerkhave befinden, indryven,
und darven alse sünst Indrivinge gebrücklich dub-
belt nehmen, angesehen, dat de Kerkhof ein hillige
Stede und unses herrn Gade Stadt Acker is.
Alse demna in der Kinderdöpe strafbare Unordenin-
ge befunden ward, da de tho Beschwer der kranken
Kindelbeddelschen und ock unnödiger vorderflyken
Unkostinge und sünst awerst tho keiner Nüttigkeit
gelangen, schölen de Kindelbeer gantz und gar ver-
baden und by den Ricken sowohl als by den Armen
affgeschaffet syn, und nichts destoweniger schölen
de Fruwens in der Drankschop9, so in freuwliken
Nöden gefordert werden, dat Kind ungewegert in
der Kerken tho Döpe bringen, averst wedder vor
edder nha der Döpe ken ungeböhrlik Drinken an-
richten. Und schölen nene Kinder, arm edder ryk, in
den Hüsern gedöfft werden, idt sy den in der Noth
und dat 14121 sonsten solkes wahrhaftige bewyßlike
Krankheit erfordert, de Fruwens averst, den ge-
böhrlich is tho gesegt worden und sick mit dem Kin-
de thor Kerken tho gande wegern werden, inglicken
de, welker sick baven vermodent vordristen und
Kindelbeer gewen worden, schöllen vor den Unge-
horsam K. M. Bröke affdingen, und de Kindelbeer-
gevers schollen sünst ock tho Underholdinge der
armen ene stadtlike Geldbröke des Mannes erleg-
gen10. Wenn averst de Kinder op eyn Dag, darinnen
von Nachbarn einzuladen, vgl. Rolfs, Visitations-Ar-
tikel, S. 411 Anm. 3; Neocorus, Chronik 2, S. 147, 584.
10 Vgl. die Beschlüsse des Meldorfer Kalands von 1547,
oben, Nr. 9.
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Vermögen vorhanden is, in den Gadeskasten gewen,
thom wenigsten 12 ß Lübsch, welche de Diaconen
von ehnen nehmen und den Karspel Armen thom
besten verwaren schölen.
Wo ock na disser Tydt jenige Lüde des Sondags effte
Fyrdags edder ock in der Weken, wenn in der Ker-
ken gesungen und geprediget ward, spatzeren ghan,
Geld teilen, schnacken und Rumor maken warden,
so schölen desülven ahne allent Ansehent, wat se
ock vor Persohnen sind, upt scharpeste in Geld-
strafe genahmen werden, wenn se von den Edt-
schwaren edder Karkendenern besehen und tho Re-
gister getekent sind worden, also schölen ock
dejenen, welkere von Hökern, Schomakern, Rep-
schlägern, Bötkers und andern Kramers under dem
Gesänge und Predigen up den Kerkhave kopen,
sambt denen, de ehnen verkopen, in allen Karspeln
tho Register geteckent und in Brocke genamen wer-
den, und schall nicht eher gekofft und verkofft wer-
den, ehr dat Ambt geprediget is, uthbescheiden in
den Hövet Jahrmarken jedes Karspels, dar ydt so
gestrenge nicht kan ingeholden werden.
Man schall ock hier alle Sondage, wo in benaborden
Steden, Blecken und Karspeln gebrücklich is und
ock der K. M. Ordenantzie7 mitbringet, mit der
Bede in der Kerken umghan und den rechten, 14111
ehrlicken, by uns wahnenden Armen tho ehrer noth-
wendigen Underholdinge in den Armen Kisten sam-
len, darnah werd een jeder frame Christ sick schi-
cken und in de Bede gern und williglicken geven, in
Betrachtinge, dat solken Christo gegeven werde, de
sick verpflichtet, he solcken vorgelden wylle.
Idt schall ock na olden Gebrucke jeden Dag twe
mahl de Bedeglocke gelüdet werden, went dat ge-
schüht, schall idermänniglik syn Harte in ernstliker
Andacht erheven, syn Vader Unser8 spreken und in
sonderge um warliken Freden und ock gottsalicken
7 Schleswig-Holsteinische Kirchenordnung von 1542, siehe
oben, S. 115.
8 Mt 6,9-13.
9 Trinkgelage. In Dithmarschen wurde damit die Pflicht
bezeichnet, bei Taufen und Begräbnissen eine Anzahl
Affscheyd van düsser Werlt den allmächtigen Gott
bidden.
Dewylen de Kerkhoff unse christlike Rauestede,
Karner und Schlapstede is, schall desülve van aller
Unfladigkeit beyde, der Minschen und des Vehes,
befryet wesen, so darwegen ein Mensch aver unge-
börliger Verunreinigunge des Karkhafes bedrapen
worde, schall he tho Register getekent und in Bro-
cke genamen werden, und schölen de Ködigk-
schwaren tho Meldorp, in der Marsch de Diekgre-
ven, up de Geest de Pantschwaren de Siegen und
Krup, so se op den Kerkhave befinden, indryven,
und darven alse sünst Indrivinge gebrücklich dub-
belt nehmen, angesehen, dat de Kerkhof ein hillige
Stede und unses herrn Gade Stadt Acker is.
Alse demna in der Kinderdöpe strafbare Unordenin-
ge befunden ward, da de tho Beschwer der kranken
Kindelbeddelschen und ock unnödiger vorderflyken
Unkostinge und sünst awerst tho keiner Nüttigkeit
gelangen, schölen de Kindelbeer gantz und gar ver-
baden und by den Ricken sowohl als by den Armen
affgeschaffet syn, und nichts destoweniger schölen
de Fruwens in der Drankschop9, so in freuwliken
Nöden gefordert werden, dat Kind ungewegert in
der Kerken tho Döpe bringen, averst wedder vor
edder nha der Döpe ken ungeböhrlik Drinken an-
richten. Und schölen nene Kinder, arm edder ryk, in
den Hüsern gedöfft werden, idt sy den in der Noth
und dat 14121 sonsten solkes wahrhaftige bewyßlike
Krankheit erfordert, de Fruwens averst, den ge-
böhrlich is tho gesegt worden und sick mit dem Kin-
de thor Kerken tho gande wegern werden, inglicken
de, welker sick baven vermodent vordristen und
Kindelbeer gewen worden, schöllen vor den Unge-
horsam K. M. Bröke affdingen, und de Kindelbeer-
gevers schollen sünst ock tho Underholdinge der
armen ene stadtlike Geldbröke des Mannes erleg-
gen10. Wenn averst de Kinder op eyn Dag, darinnen
von Nachbarn einzuladen, vgl. Rolfs, Visitations-Ar-
tikel, S. 411 Anm. 3; Neocorus, Chronik 2, S. 147, 584.
10 Vgl. die Beschlüsse des Meldorfer Kalands von 1547,
oben, Nr. 9.
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