Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Armgart, Martin [Bearb.]; Meese, Karin [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (24. Band = Siebenbürgen): Das Fürstentum Siebenbürgen - das Rechtsgebiet und die Kirche der Siebenbürger Sachsen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30664#0212
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Rechtsgebiet und die Kirche der Siebenbürger Sachsen

doch von dem exorcismo ader eynsenung sol er sich
genczlich enthaltenn. Wen warumb, so das kynt yn
der nott (als yecz gesagt ist) durch rechtschaffene
gegebene tauff den heiligenn geyst entpffangenn
hatt, so ist weiter keyn unreyner geist doselbst aus
zu treiben. Aber yn der tauff der proselyter und
auffgewachsener frembde beczeugenn myr nicht erf-
forderenn, wan dy, so vormals durch dy leer des ca-
techismi ergrundt seyn sollen, mit eygenem mundt
den glaubenn in der tauff bekennenn. Sonder so dy
cerimonien der consecracion an mancherley mys-
brauch dem wasser der tauff nichts zu thuen ader
zubringenn, auch durch dy selbige yn dy unffor-
nynfftige creatur der Heilig Geist nycht herab
steygt, so erkennen myr, das das gesegnet wasser
von dem ungesegnetenni yn der krafft keyn unter-
scheydt hatt, wo es nycht kommet zum braucht,
sonder so nach der ordnung Christi das wort kompt
zum element, also wird es das sacrament13.
[3.] Von der heymlicher ader eynczlicher meess
Was von der eynczlicher messe zu halten sey, durch
trefflicher leut schrifft nun lengst klerlichen bewy-
sen ist, welcher yre autoritet, so ynn dem etli-
chennj nach nicht genug than hat, wissen myr woll,
das auch unsere proposicion venig nucz seyn wer-
denn, doch von wegenn etlicher, so mit warer ym-
brünstiger liebenn dy gloria Christi suchenn, willen
myr nichts hynterlassenn. Und zum ersten aus dem
wort Gottes erkennen und bekennenn myr, das dem
eynsacz des abentmals des Herrenn gancz ungleich
und unwirdiklichenn geschicht, wo der dyener yn
der eynczlicher messe (an andere participanten) wi-
der seyne lust ader begyr alleyn aus der gewonheit
ym alleyn nympt und behelt das, das villen billich
war zu reychenn. Als dan dy wort Christi offember-
lich | 3 v | bezeugenn: Accipite, dividite inter vos14.
i Korrigiert aus: nicht gesegnetenn.
j Wort am Rand nachgetragen.

13 Vgl. Augustinus, In Ioannis Evangelium tractatus 80,3 =
PL 35, Sp. 1840 und Martin Luther, Großer Katechis-
mus = BSLK, S. 694 und 709.
14 Lk 22,17.
15 Mt 26,27.

Ittem: bibite ex hoc omnes15, nympt hyn und they-
let czwüschen euch. Ittem trynckt aus dem alle.
Und auch gleycherweys Christus sych nicht selbst
hatt getaufft, sonder von eym andrenn ist ge-
taufft16, also auch der kyrchen dyener nicht ym al-
leyn, sonder andrenn das sacrament reychen soll. So
er aber gewyns ader seyner auffhaltung halbenn
nach seyner ordnung, auch mit vordrus, ym selbst es
nympt, volget er dy gewonheit, an czeugnuß der hei-
liger schrifft eyngefurt, durch welche er zu nicht
macht ader voracht das gebot Christi, der das selb
abent mall eyngeseczt hat vor villenn17, nemlich dy
do hungerenn und dürsten nach der gerechtikeit18
und vorlassung der sunden19, dan wer vordrus und
graus über solche speys hat und nympts, der ysset
und trinkt ym selbst das gericht20.
Sonder wo sy durch dy leer Satane das abent-
mall des Herrenn habenn gemacht zu eynem opffer
und guetten werk, welchs gedeutet vor andrenn
kaufferenn sol vorlassung peyn und schult vordie-
nenn und bay Got alle dyng vormügenn, das ist eyn
greuliche scheuczlige gottlosenheit gewest und eyn
vormelygung21 des testaments Christi, in welchem
myr ym nichts gebenn, der unsers guets nycht be-
darff, sonder von ym das höchste guet zu vorgebung
der sundenn durch den glaubenn nemen und ent-
pffaenn. Darumb, auff das nycht bay uns solcher
schentlicher meynunge pestilencz stat haben möcht,
so ist aller fleis geyebet wordenn, auf das dy mes
nach eynseczung Christi yn eyn rechtschaffen und
von den apostelenn gehaltene formenn wider auff-
gericht werde, nicht das ausgelessen werde die ver-
heyssungenn und der glaube des sacraments und
alleyn durch der gleysner gewyrkte werk solche
scheüczliche yarmerk gehalten. Wan warumb, gleich
als nyemans mit czue seen der tauffung theillhafftig
der selber mag werden ader vor eyn andrenn ge-
taufft werden, also auch das abentmal, von eynem
16 Vgl. Mk 1,9-11.
17 Mt 26,28 und Mk 14,24.
18 Mt 5,6.
19 Mt 26,28.
20 Vgl. 1 Kor 11,29.
21 Vermeiligen = beschmutzen, beflecken (aus lat. macula-
re); Grimm, DWb XXV, Sp. 852.

194
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften