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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Armgart, Martin [Bearb.]; Meese, Karin [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (24. Band = Siebenbürgen): Das Fürstentum Siebenbürgen - das Rechtsgebiet und die Kirche der Siebenbürger Sachsen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30664#0216
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Das Rechtsgebiet und die Kirche der Siebenbürger Sachsen

eynem beichtiger erfordert wirt dan an eynem pre-
diger. Wanwarumb eyn prediger kürczlich und
schlecht vorlegt eyn argument, ym vormals wol be-
kant und fleissiklich bedacht. Aber eyn beichtiger
mus mancherlay und ungehorte schwere sachen, so
ym ungefeer vorgetragenn werdenn, mit unentlichen
ursachen und czeugnusenn aufflösenn, welches yr
ville ungeachtende als eyn lichtffertige ampt die ge-
wissen zu trösten geducht habenn und solchs auff dy
allerungeschyklichste und unnüczeste dyener ge-
worffenn und geschybenn habenn, wo heer dan an
treffliche und schwere czwytracht so vil gyfftiger
und pestilentischer samenn | 6 r | geseet36, so vil er-
gernus entsprungenn seyn, das sy aller menschen
zungenn schyer nit erczelen mügenn.
[8.] Von dem bann
Syntemal etliche kyrchen hyrtenn der gewalt der
schlussel ungebürlich mysbraucht habenn und zu
zeittenn die, so auszuschliessen warenn, ungeacht
zugelassenn und dy arme unschuldigenn leichtlicher
ursachenn halbenn, so auch an schembd nicht zu sa-
genn seindt, vom abentmal vorpottenn habenn, so
ist es vor guet angeseenn wordenn, das hernachmals
nyemans von der communion solt weg geweyst wer-
den alleyn etlicher ursachen habend, so durch sanct
Paulum 1. Corinther 5 [11] und anderschwo erczelet
seyn, doch also, das solcher geystlicher peen keyn
weltliche straff durch die kyrchendyener zuge-
myscht werde; auch nicht alleyn durch willen und
wolbedünkenn des pastors, sonder vil meer durch
hylff der kyrchenn yemans vorbannet soll werdenn
nach der ordnung von Christo uns gegebenn: Mat-
thäus 18 [15-17], nemlich, so yemans eyn laster be-
gangenn hat, zum erstenn heymlich, zum andrenn
bay zczwen czeugen, zum letstenn auch vor der ge-
meyn vormanet und sych zu besserenn nicht achtet,
durch gemeynen kyrchen dyener mit verwillung der
gemeyn soll vorbannet aus gekryschen werdenn und
von andrenn gemeydet werdenn als eyn heyde und
offembarer sunder alsolang, bys er sich bekeret und
o Korrigiert aus: werden.
p Korrigiert aus: hylff.
36 Vgl. Mt 13,24-40.

yn kegenwertikeit der kyrchen widerumb offember-
lich absoluiert werde. Aber dy den geyst Gottes
nicht habenn und seynem gepott mit eygner tyran-
ney widersteenn, kynnen nymmermer yemans al-
leyn mit gewalt der beruffung pynden ader absol-
uierenn. Wanwarumb der do gerecht macht den got-
losenn und der vordammet den unschuldigenn, seyn
peyde eyn vorpffluchung Gottes, Proverbiorum
1737. Darumb ist auff zu merkenn und yn dem theyl
fürsichtiklich zu handlenn, das dy, so durch ge-
brechlikeit ader yrtumb eyns mals ader czwyr ge-
fallenn seyn und über das halssterriklich yn den sun-
den vorharren und pleybenn, ehe das sy rechtschaf-
fenn vormanet seino, mit nichtenn vorbannet sollen
werdenn, nicht das myr sturczlich und neydtlich
durch den ban unser rachung suchen und unweys-
lich vormaledeyenn den gebenedeyten und uns
selbst samlenn dy vormaledayung. Sollen auch nicht
schnelliklich yemans dy hendt aufflegenn, auff das
(unangeseen der prüder, so geschmeet seyn worden
und noch nicht voreyniget) myr vorlassen dy
schuldt frembdenn schuldigerenn und solcher yrer
sunden theylhafftig werdenn zu unserem vorlör-
nus38.
[9.] Von der beruffungk
Syntemal dy kyrchen ordnung ist angefangenn zu
reformierenn, so habenn myr vorschafft, das her-
nachmals überall sollen gehaltenn werdenn geschik-
te unnd duechliche dyener, an welcher nöttige
werkp dy hanthreychung der religion | 6 v | nicht be-
steen kan. Darumb eyn yeklicher, der zum ersten
nicht befonden ader bewert wirt, das er sey gutter
leer und gutter syttenn, auch nach der prob aus ge-
nugsamer ursach rechtschaffen nicht geruffenn, her-
nachmals aus den unseren nymmermer geordiniert
soll werdenn nach zum gewonlichen dyenst der kyr-
chen angenomen, wanwarumb dy dyener der kyr-
chen nach der leer Pauli39 sollen zum ersten probiert
werdenn und darnach dyenen. Darumb soll her-
nachmals nyemans mer durch seyn eygen dunken
37 Spr 17,15.
38 Vgl. Mt 6,13.
39 1Tim 3,10.

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