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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Armgart, Martin [Bearb.]; Meese, Karin [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (24. Band = Siebenbürgen): Das Fürstentum Siebenbürgen - das Rechtsgebiet und die Kirche der Siebenbürger Sachsen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30664#0217
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1b. Reformationsbüchlein 1543 - Deutsche Fassung

lauffen zu suechen ader holen dy ordinacio ader
wayhungk und gancz unduechlich widerkum und
sych der kyrchen fürwerff und beryem sych eyn ge-
ruffenenn; wanwarumb solche unnücze und
schandtbare dyener, so mesbrauchen den namenn
der beruffung meer zur nyderkeit dan zur besserunk,
myr genczlich vorwerffen. Aber dy widersperrigenn
und vorachter der evangelischer warheit, so gleych
seynt eynem klyngendenn metall, nicht der religion,
sonder seyner auffenthaltung sorg tragenn und ge-
wyns halbenn und hefftige czwytracht wider dy of-
femberliche leer Christi bewegenn40 und sych auch
nicht schemen, dy eynczele messe überall umb gelt
zu haltenn, sollenn mit nichtenn zum kyrchendyenst
auffgenomenn werdenn und dy auffgenomenen nicht
gehaltenn werdenn. Wanwarumb es ist vil pesser,
ethliche wenige peuch zu meydenn, dan viller selen
von der warheit vorffuerung leydenn. Welche aber
yrer empter rechtschaffenn auswartenn, den selbi-
genn wirt geseczt seyn von yren pffarrherrenn eyn
gevant und genugsam solt mit genugsamer wanung
zu yrer notturfft und pesser, als sy vormals gehab
habenn. Es sol auch nicht billich seyn, das dy pfarr-
herrenn dye kyrchen dyener, so duechlich ader nucz-
lich seyn, mit eygenem willen lichtffertiger ursachen
halbenn qvon der beruffungkq vorjagen und gleych
wie stallknecht yerlichen vorwandlenn mügenn; son-
der gleich auch wol dy pffarrherren selbst nach yrer
confirmacion, mit welcher sy sich der erstenn beruf-
fung vorpundenn habenn, mit nichten eyn pffarr
ader prebend nach der ander auffnemen, so sy nicht
alleyn yn eyncziger person villen empterenn genug
thuen künnenn, sonder auch eyn offemberlich anc-
zeigenn geben der geyrheit41 eyner wurczel alles
übels, dy dan den menschenn vom erkentnus der
warheit gar weytt vorfyert und am reych Gottes gar
keyn theyl nicht hatt.

q-q Am Rand nachgetragen.
r Gestrichen: eyn yeklicher aus seiner kyr.

40 Vgl. Apg 19,23-40.
41 Habgier, Verlangen; Grimm, DWb V, Sp. 2607 (Geirig-
heit) und VII, Sp. 7376 (Gierheit, Gierkeit), SSWb III,
S. 107.

[10.] Von den empteren der kyrchen dyener
Was aber das ampt der kyrchen dyner antrifftr aus
erhaltung der cerimonien eyner yeklichen kyrchen
leychtlich ermessen mag werdenn, doch das sol her-
nachmals gemeyn ampt seyn allen kyrchen dyene-
renn überall ym ganczen landt wesent, das der
pfarrherr selbst alle feyertage predige und auffmerk
und wys, was und yn welcherley gestalt auch an an-
drenn tagenn yn seynem abwesen ethwan | 7 r | ym
tempel geschicht. Dan der hyrt wird sich nit ausre-
denn mit seinem nicht wissen, so der wolff dy schaff
fryst42. Aber der kyrchen dyener durch dy wochen
über in ampt der fruemeszeyt nach gewenlichen ge-
sengenn soll dem volk eyn lection eynes capitels des
newen testaments offemberlich vorlesenn und dar-
aus dy vornemste stuk zu nucz der zuhörer ausle-
genn; und keyner soll seyne willige auffhörung aus-
redenn mit dem, so wenig zuhörer do seyn. Darüber
auch yn den fyer kattemperenn43 des jars soll in
statt des vorgesagtenn capitels der catechismus der
jugent kürczlychen ausgelegt werdenn und das mit
eyner und eynhelliger formenn, nicht das dy stecz
vorwandlung der wort und auslegung dy kynder
vom lernenn vorhynder. Aber yn dem hochen ampt
ader homes44, wo keyn communicanten vorhanden
seyn, sollenn dy kirchen dyner mitsampt den schul-
erenn zur yebung der jugent etliche psalmenn La-
teinisch singenn und darnach etliche suffragia nem-
lich vor könige, vor eynikeit der kyrchen, vor sunde
und frydenn et cetera. Syntemal aber durch solche
ordnung genugsam nachlassung geschycht, also das
yn solchem mangel der gelertenn dy pffarrherrenn
yn dörffernn vor villenn nur eynen kyrchendyener
enthaltenn, nicht das man sprech, myr hetten alleyn
dy beschwernus hyngelegt, so hat es uns gefallenn,
das yn den merkenn und grösten dörfferenn nach
altem rechten teglich czwey empter gehaltenn sollen

42 Vgl. Joh 10,11-13.
43 Quatember-Termine zur Vierteilung des Kirchenjahres:
in der ersten Fastenwoche, in der Woche vor Pfingsten,
in der ersten Oktoberwoche und im Advent; vgl. Bie-
ritz, Kirchenjahr, S. 50, 111-112, 149.
44 Verschliffen für Hochmesse, kirchliches Hochamt;
DRWb V, Sp. 1129.

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