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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0071
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Kirchenordnung Joachim’s II. von 1540.

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monien und sein heiliges wort, das er uns ge-
offenbart, treulich und mit höchsten sorgen und
eifer zu handhaben und zu erhalten.
Und wiewol gott dem volk israel ander cere-
monien geben hat, hat auch ein bestimpten tag
zum sabbat ernennet, nemlich den siebenden, so
ist doch dieses dritt gebot itzund zu verstehen
von erhaltung des evangelii und der ceremonien,
die uns unser herr Christus gegeben hat, nemlich,
das wir alle wochen auf einen tag zusamen komen,
daran das heilig evangelium unsers herrn Christi
gepredigt wird, und solche predig mit fleis hören,
betrachten und dadurch gottesforcht und rechten
glauben erwecken , das wir auch da gott anrufen
und im danken mit offentlichem gebet, gesungen
oder gesprochen, das auch die, so geschickt sind,
das heilig sacrament des leibs und bluts unsers ;
herrn Christi offentlich alda empfahen. Denn gott
wil, den menschen zu gut, in der welt bekant
sein. Darumb wil er ein besondern tag, ein
offentlich predigampt und ceremonien, die er ver-
ordnet, und offentliche anrufung haben, das menig-
lich dabei lernen mag, und durch solche eusser-
liche offentliche predig zu gott bekeret werde, sich
besser und seligkeit erlange.
Darumb helt auch gott so gewaltiglich uber
solchem eusserlichen predigampt und schützet das-
selbig mit grossen wunderwerken wider des teufels
und der welt macht, das es nichtmag ganz unter-
druckt werden, wie zu sehen, das israel wider
viel königreich erhalten und hernach die kirch
blieben, ob sie gleich heftige verfolgung von den
tyrannen gehabt hat.
So nu gott diesen Sabbat, das ist sein fest,
zum predigampt verordnet, so hoch achtet, sollen
wir solchs erkennen und mit allen kreften solch
ampt helfen erhalten, und wird nemlich hie ge-
boten, das man den feirtag heiligen sol und nicht
gewönliche arbeit der narung treiben ; das ist, man
sol nicht allein müssig sein von gemeiner arbeit
der narung, sondern gottes wort hören, lernen
und betrachten und sich in andern, von gott ver-
ordneten ceremonien uben, das heisst den sabbat
halten und heiligen.
Also spricht Esaias: durch das neue testament
werde gott einen ewigen sabbat anrichten, welcher
denn durch den sabbat im gesetz bedeut ist, wie
zu den Ebreern geschrieben steht. Denn in neuen
testament wird das ewig leben angefangen, darin
die hohen gottesdienst gehen werden, gott recht
erkennen, preisen und loben in ewigkeit, und
werden eusserliche leibliche werk und arbeit auf-
hören.
Aber diese bedeutung wöllen wir itzund nicht
weiter handeln, sonder das gebot uns fleissig fur-
halten, das wir mit ernst und rechter gottesforcht
und rechtem glauben die feier heiligen lernen,

das ist, wir sollen uns nicht hindern lassen ander
leibliche arbeit, das wir am feiertag nicht gottes
wort hören,' sondern sind schuldig, in die kirch
zu andern christen zu komen, mit inen rechte
predig zu hören, gottliche ceremonien zu halten
und gott da offentlich sampt andern anzurufen und
zu preisen.
Viel mehr sundigen diejenigen, so diese gottes-
ordnung verkeren und den feirtag allein halten
mit schmücken, schwelgerei, trunkenheit und ander
leichtfertigkeit, damit sie auch andere christen mit
bösen exempeln verunruichen, ergern und von
gottes wort abziehen.
Und noch mehr sundigen die falschen lerer,
welche, ob sie gleich viel feirtag halten, lestern
sie doch gott mit falschem gottesdienst, als mit
misbrauchung der mess, heiligenanrufung, daraus
denn abgötterei folget. Item mit falscher ler, da-
durch die gewissen von gott und unserm herrn
Christo gefüret werden zu unrechtem vertrauen
und verdamnis, von diesen allen spricht der prophet
Jeremias: sie haben mir meine sabbat in leid und
wehklag verwandelt.
Dergleichen wird der sabbat abgethan und
geschendet durch die tyrannen in der welt, welche
das evangelium verfolgen, die fromen christen
ermorden; auch unheiligen den sabbat andere, die
sich christen rühmen und doch keinen christlichen
wandel füren, auch kein hülf oder fürderung
thuen zu erhaltung des heiligen evangelii und gött-
lichen löblichen ceremonien zu schutz der christ-
lichen prediger und kirchendienern lassen sie
hunger und not leiden.
Von dem gebrauch der heiligen hoch-
wirdigen sacramenten, auch von den
ceremonien, so darbei gehalten, und
andern kirchenubungen, die in unserm
churfürstenthumund landen abgethan
oder behalten werden sollen.
Vorrede von den sacramenten und ceremonien.
Als nu unser heger ist, das die seelsorger
und prediger unsers churfürstenthums, die ler des
haubtstücks unser christlichen religion belangend,
nemlich, das wir durch die gnad unsers herrn
Jesu Christi, allein durch den glauben, on zuthun
der verdienst und wirdigkeit unser werk, gerecht-
fertigt und geseligt werden u. s. w., darneben auch
wie christliche gute werk beschehen sollen, dem
allmechtigen zu lobe, und dem negsten zu gut,
reine gehalten, behalten, geleret und dem volke
mit allem fleis eingebildet und mit gebürlicher
unterschied und bescheidenheit alle falsche lere,
misverstand und gebreuch, so dawider zu meiden
unterrichtet werden, dergleichen wie man dem
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