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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0106
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86

Die Kirchenordnungen. Die Mark Brandenburg.

gelegenbeit zu den kirchenamtern etliche ver-
stendige und ehrliche leut aus dem ehelichen
stande berufen würden, so sollen dieselbigen auch,
wie die unbeweibten, ordentlich und wol exami-
niret und geweihet werden. Man sol auch die
misbreuch unterlassen, als vornernlich da gesagt
wird accipe potestatem legendi epistolam vel evan-
gelium pro vivis et defunctis etc., welche den
lebendigen zur lahr geschrieben, und accipe
potestatem offerendi sacrificium pro vivis et de-
functis, das dem haubtartikel unserer christlichen
religion entgegen, an des stad sol inen befohlen
werden, das heilig evangelium zu predigen und
die hochwirdigen sacramenta nach Christi ein-
setzung zu reichen und auszuteilen, wie denn
solche ordination mit gutem rath und fleis allent-
halben gebessert werden solle, mit behaltung der
substancialien und sonst guten christlichen leid-
lichen ceremonien.
Wir wollen auch gedachten unsern freund
und andere, denen es gebürt und sich mit dieser
christlichen ordnung vergleichen, bei irer orden-
lichen jurisdiction uber die priesterschaft, in ehe-
sachen und anderm, wie hergebracht, und allen
andern gerechtigkeiten und gütern bleiben lassen,
sie dabei schützen und handhaben ; es sol auch
inen und allen pfarkirchen und geistlichen gütern
in stedten und dörfern gebürliche zinse und pflege
on alle weigerung gereicht und nichts abgebrochen
werden, und so auch in der visitation oder sonst
erfaren, das denen an pechten, geltzinsen, acker
oder wiesen zu irem enthalt und den pfarren an-
gehörig entwand ist oder vorenthalten wird, sol
inen, neben gebürlicher straf derer, die sich
solchs unterstanden, wiederum erstattet und ein-
geraumt, darauf denn die visitatores sonderlichen
befelch, erforschung und aufmerken haben sollen,
damit die pfarrer, kirchendiener, schulen und
hospitalia nottürftiglich versorgt sein und bleiben.
Die pfarrer und priester und andere kirchen-
personen sollen den bischofen gehorsam sein, wie
denn die bischof inen wiederum nichts, was wider
gottes wort oder die billigkeit were, wie wir uns
zu inen versehen, auflegen sollen und wo jemands
wider die priester einige zuspruch habe, das sol
er vor irem ordinario suchen und so ein priester j
strafbar befunden, sol er sich der gebürlichen
straf des ordinarii untergeben. Da aber einer
unter inen halsstarrig und mutwillig ungehorsam
beweisen würde, wollen wir uns, auf anzeigung
der ordinarien mit gebürlichem einsehen auch wol
wissen, gegen denselben zu halten. Darüber sol
sich bei vormeidung unser ernsten straf an priestern
oder kirchendienern niemands mit worten noch
werken vergreifen, sondern wir wollen, das unsere
unterthanen sie von gottes wegen in ehren halten,
wie Paulus leret, Qui bene presunt presbiteri etc.

Widerum begeren wir, ermanen gnediglich
und wollen mit ernst, das die pfarherrn und
priester ires amts getreulich warten, sich tag und
nacht mit dem göttlichen gesetze und der schrift
bekümern, auch eines christlichen guten wandels
sich fleissigen und erbarliche priesterliche tracht
brauchen sollen, damit sie niemands ergerlich sein,
das sie auch die leut ires gebrechens, da sichs
gebüret, in der gemein, auf der canzel und sonst
insonderheit freundlich strafen und bei den hals-
starrigen gebürlichen ernst brauchen; doch das sie
unnötige gezenke und feindseligkeit unter den
pfarleuten nicht erwecken, auch der wirtsheuser
und vordechtiger unzüchtiger personen sich ent-
halten und eussern. Und wo in solchen uber-
schritten die ordinarien an gebürlicher straf seumig,
wollen doch wirs, wenn es an uns gelangt, nicht
unterlassen und alsdenn den ordinarien mit dem
ubertreter in straf nemen.
Wir wollen auch mit rath unserer bischofe,
prelaten und anderer verstendigen verdacht sein,
den christlichen bann nicht uber geltschulde und
mit andern misbreuchen, sondern, wie sichs nach
der schrift gebüret, von wegen offentlicher laster
aufzurichten; und was also beschlossen und ver-
kündiget wird, darob wollen wir auch mit ernst
halten und dasselbige mit ernst gehalten haben.
Von den festen.
Die festa mit dem gedechtnis der hochlöb-
lichen gebenedeiten mutter gottes, der jungfrauen
Maria, der heiligen aposteln und etlicher heiligen
merterer, so in unsern landen bisher feirlich ge-
wesen, wie hernachher namhaftig erzelt, sollen
bleiben, denn indem furnemlich der heilige aller
heiligen geehret und gepreiset wird und ist eine
erinnerung solcher göttlichen gnaden dankbar zu
sein, das er seinen lieben heiligen verlihen, das
sie im starken glauben bis an das ende bestendig-
lich, zum teil in der marter verharret und dar-
neben sie mit vielen christlichen tugenden begabet,
und derhalben zu bitten, uns gleiche gnade zu
verleihen. Aus dem haben nu die widersacher
wol zu vermessen, mit was billigkeit sie sagen
oder furgeben, das den lieben heiligen ire gebür-
liche ehre abgebrochen werde, denn sie je nicht
höher mügen geehret werden, denn so der herr
selber, von dem sie ire heiligkeit und alles haben,
was sie haben, in inen geehret und gepreiset
wird, wie auch Paulus sagt ad Gal. 1: Und sie
preiseten gott in mir, das wir aber inen die ehre,
die dem herrn allein gebürt, nicht zulegen, das
begeren sie selber nicht, wie es denn die lieben
heiligen engel, aposteln Petrus, Paulus, Barnabas
etc. nicht haben dulden wollen, ja, es were inen
ein grosse uneher und schmach, denn die lieben
 
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