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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0120
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Die Kirchenordnungen. Die Mark Brandenburg.

frauen, also sehen unser augen auf dich herr,
unser gott, bis du uns gnädig werdest. Ach herr,
sei uns gnädig, vergib uns alle unsere sünde und
heile alle unsere gebrechen, erlöse unser leben
von dem verderben und cröne uns mit gnade und
barmherzigkeit, lass uns deine wege wissen, handle
nicht mit uns nach unserer missethat, sondern, so
hoch der himmel über der erden ist, lasse deine
gnade walten über uns, so fern der morgen ist
vom abend lass unsere ubertretung von uns sein.
Wie sich ein vater über kinder erbarmet, so er-
barme dich, herr, über uns. Denn du weisst, herr,
was für ein gemächt wir seind, gedenke daran,
dass wir nur staub sind und in unserm leben
sein wie gras, wie eine blühende blume auf dem
felde, wenn der Wind darüber gehet, so ist sie
nimmer da und ihre stätte kennet sie nicht mehr,
aber deine gnade, herr, währet von ewigkeit zu
ewigkeit, amen.
IX.
Herr, lehre uns deine rechte deiner gerechtig-
keit, verlass uns nicht, thue wohl deinen knechten,
dass wir leben und dein wort halten, öffne uns
die augen, dass wir sehen das licht deines heils,
wende von uns schmach und unglück, unterweise
uns den weg deiner wahrheit, stärke uns mit
deinem wort, wende von uns ab falsche lehr und
leite uns auf deinen wegen, lass uns nicht zu
schanden werden, unsern feinden zu hohn und
spott gereichen, lass uns deine gnade wieder-
fahren, deine hülfe nach deinem wort und nimm
ja nicht von unserm munde das wort der wahr-
heit, dass wir in deinem erkänntniss leben und
sterben, zu deinem lob und preis, amen.
X.
Ach herr, gedenke unser nach deinem wort,
auf welches du uns lässest hoffen, lass uns dein
wort erquicken in unserm elende, sei uns gnädig
nach deinem wort, thue uns gutes nach deinem
wort, lass uns dein wort lieber sein, denn viel
tausend stück goldes und silber. Ach herr, deine
hand hat uns gemacht und bereitet, erhalte uns,
errette dein geschöpf, wie du uns zugesagt hast,
lass uns deine barmherzigkeit wiederfahren, dass
wir leben, tröste und erhalte uns durch dein wort,
lass uns nicht zu schanden werden über unser
hoffnung, wende dich zu uns und sei uns gnädig,
wie du pflegest zu thun denen, die dich lieben,
lass uns unsere augen gewiss sein in deinem wort
und lass kein unglück über uns herrschen, dass
wir in deiner güte und treu erhalten, dich loben,
ehren und preisen in ewigkeit, amen.
XI.
Herr gott, wir rufen von ganzem herzen zu
dir, erhöre uns, siehe an unser elend und errette

uns, führe du unsere sache aus und erlöse uns,
erquicke uns durch dein wort, nach deiner grossen
barmherzigkeit, lass uns deine hand beistehen,
erquicke und errette uns in unser angst, behüte
uns für bösen leuten, so deinen namen nicht
kennen, lass uns in deiner furcht und liebe wan-
deln, lehre uns thun nach deinem wohlgefallen,
denn du bist unser gott, unser einige hoffnung,
trost und stärke, dein heiliger gütiger geist führe
uns auf rechter bahn der wahrheit und erhalte
uns bei deinem wort, so wollen wir dich, unsern
gott und könig, erheben und deinen namen loben
und preisen ewiglich, amen.
XII.
Herr gott, unser heiland, lass unser gebet
für dich kommen und neige deine ohren zu unserm
seufzen. Ach herr, der du die menschen lässest
sterben und sprichst: kommet wieder menschen-
kinder, gedenke, wie kurz unser leben ist, und
niemand, der da lebet und den tod nicht siehet,
der seine seele könne erretten aus des todes
banden, du lässest sie dahin fahren wie einen
strom und sind wie ein schlaf, gleich wie ein gras,
das doch bald welk wird, das da frühe blühet
und bald welk wird und verdorret, das machet
dein zorn, dass wir so vergehen, und dein grimm,
dass wir so plötzlich dahin müssen, denn unser
missethat stellest du für dich, unser erkante
sünde ins licht für deinem angesicht, darum fahren
alle unsere tage dahin durch deinen zorn, wir
bringen unsere jahre zu wie ein geschwätz; unser
leben währet siebenzig jahr, und wenns hoch
kommt, so sinds achtzig jahr, und wenns köstlich
gewesen ist, so ists mühe und arbeit gewesen,
denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon;
wer glaubt es aber, dass du so sehr zörnest, und
wer fürchtet sich für solchen deinem grimm ?
Ach, herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben
müssen, auf dass wir klug werden. Herr, kehre
dich wieder zu uns und sei uns gnädig, fülle uns
frühe mit deiner gnade, so wollen wir rühmen
und frölich sein unser lebenlang. Herr, wir
hoffen auf dich, denn du bist ja unser gott, unser
zeit stehet in deinen händen, lass dein antlitz
über uns leuchten, hilf uns durch deine güte, lass
uns nicht zu schanden werden und im tod ent-
schlafen, lehre uns doch, dass es ein ende mit
uns haben muss und unser leben ein ziel hat und
wir alle davon müssen, unsere tage sind einer
hand breit bei dir und unser leben ist wie nichts
für dir. Ach herr, wie gar nichts sind alle
menschen, die doch so sicher leben, sie gehen
daher wie ein schein und machen ihnen viel ver-
geblicher unruhe, sie sammlen und wissen nicht,
wer es kriegen wird, aber wir trösten uns deiner
gnad und güte, wir hoffen auf dich, errette uns
 
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