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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0178
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158

Die Mark Brandenburg.

werden; dazu soll man noch zur zeit einen schul-
meister, cantor, baccalaurien und sonsten noch
einen andern gelarten gesellen halten und ver-
solden wie folget, nemlich LX gulden den schul-
mester; were aber derselbige beweibt, sollte man
einen winspell rocken dazu geben ; XXX gulden
den cantori; XXV gulden den baccalaurien;
XX gulden einen gesellen. Hette auch der rath
hievor was an holze und anderm zur gemeinen
schule geben, soll nachmals also pleiben. Die
sollten daruber noch ire accidentalia von den
knaben, so in die schule gehen, auch aus den
kirchen haben. Damit dan die armen aus un-
vermogenheit , das sie das schulgeld nicht aus-
zurichten hetten, die schule scheuen mochten, soll
der rath ordnung machen, wivil schulgelts ein
jeder schuler des jahrs in die schule geben soll;
und was also davon gefiele, sollten der schul-
meister und seine gesellen zugleich theilen. Doch
sollen auch die winkelschulen in der stadt ab-
gestalt werden. Weil dan dem schulmeister nu-
mals ein gewisser ansahnlicher sold vorordnet,
soll er das lehn Catharine, so er zuvor zur
schulen gebraucht, dem rath und castenherrn ab-
treten , auch ferner wider der schulmeister noch
cantor von dem probst zu Berlin ichts mehr ge-
warten. Es mag auch der schulmeister teglich,
wie vor alters, die probende von unser gnedigsten
frauen tische lassen holen. Es soll auch der
schulmeister samt seinen gesellen die schul und
jugent mit fleiss vorstehen, zum studiren und
zuchten halten, ine fleissig vorlesen, und sunder-
lich, das jder knabe catechismum und elementa
pietatis wol lerne. Auch sollen in der schulen
etliche sunderliche theil oder classes scolasticorum
widerum geordnet werden, also, das die, so lesen
lernen, an einem sonderliche orte sitzen, darnach,
die in grammatica studiren, auch allein; und
ferner auch, die in grammatica etwas studirt, den
soll man etliche authores vorlesen, damit sie ad
altiora studia bracht. Aber der schulmeister soll
sonderlich wahrnehmen, das die knaben in
grammatica wol instituirt, desgleichen sich in
scribendo et dicendo exerciren: wie dan die
fleissigen schulmeister und gesellen werden weise
darzu geben, dan solchs allhier nicht alles kan
angegeben werden. Ferner soll der schulmeister
und seine gesellen an hohen festen mit allen
schulern am abend die vesper und am festtage
das amt und vesper singen. An andern gemeinen
feier- oder werktagen soll der cantor ader der
andern gesellen einer solchs ausrichten. Damit
auch die jugent dester zeitlicher zu gotteswort
gehalten und der psalter daneben bekant werden
mege, sollen die schuler alle an feiertagen, auch
die woche etliche tag, in der kirchen eines in
die predigt gehen, auch zu gewonlicher zeit, wie

vor alters, die vesper und complet de tempore
singen. Weil auch die alten etliche lobliche
christliche gesenge, antypen und responsoria de
tempore aus der heiligen schrift ausgezogen und
gesungen, sollen die nachmals bleiben und der
cantor dieselben in der schulen an die tafel
notiren und mit den schulern singen. Auch soll
er den schulern bevelhen, vor den thurn anders
'nicht dan lateinisch zu singen, damit die schuler
vor andern mochten gekant werden. Desgleichen
soll der cantor den schulern stets in musica
lesen und anrichten, das sie darin uben und bis-
weiln in der kirchen etliche stimmen zusammen
singen mochten.
Was sunst zu guter ordenung und bestallung
der schulen mehr von nothen, soll in des probsts,
rats, schulmeisters und seiner gesellen bescheiden-
heit stehen, die ferner der jugent zum pesten
hirin vor sein sollen.
Auch soll hinfuro einem burgerson zu Berlin,
welcher zu Frankfurt in studio sein wurde, jer-
lichen zweintzig gulden zu besserer unterhaltung
j seines studii aus dem gemeinen kasten gegeben
werden. Weil dan des burgermeisters Balthasarn
Zuls soll, Jacob, sich jtzo in studio zu Frankfurt
- enthelt, und bishero der nutzung des lehens
Simonis et Jude zu Sanct Niclas dahin gebraucht,
soll er dasselbig dem rath und kastenherrn ab-
treten; dagegen soll ime hinfuro noch vier jar
lang jerlichen zwentzig gulden zu seinem studio
gen Frankfurt gegeben. Aber nach endung der
vier jar, ader wo gedachter Jacob sich ehe von
dem studio zu Frankfurt begeben wurde, sollen
solche zweintzig gulden einem andern bürgersson
zu Berlin, der sich auch alda im studio aufhalten
wurde, auf funf jar lang gereichet werden; doch
also, das der rath zu Berlin einen oder mehr
burgersson , so zum studiren geschickt, unserm
gnedigsten herrn angeben, und welchen sein churf.
gnaden alsdenn benennen wurde, demselbigen die
XX fl. jerlich, also wie obgesatzt, uff funf jahr
folgen sollen. Wurde aber in vorrath des ge-
meinen kastens sein, noch einen burgersson in
studio zu Frankfurt zu halten, mogen sie deme
auch ein anzal geldes bestimmen.
Damit dan gemelte kirchen, amt und schule,
auch anders vorgesatzt, mit notturftigen besol-
dungen vorsehen, haben die visitatores dem rath
zu Berlin samt den kastenherrn oder iren ein-
nehmer die nutzungen volgender geistlicher lehen
in beiden kirchen jerlichen zu heben zugewandt;
doch mit disem unterscheid, das weil darunter
etliche lehen sein, so die herschaft gestift oder
begabt, auch anders mehr, so nicht die de colla-
tione des raths oder bruderschaften weren, die
sunst geburlichen zu bestellen gewesen, das gleich-
wol zur zeit, wan andere geistliche lehen, die
 
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