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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0314
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294

Die Mark Brandenburg.

armen knaben mit etlichen brennholtz, ihres ge-
fallen neben den vormugenden burgern gunstiglich
zubedenken unbeschwert sein, in ansehunge, das
es ihren kindern und der gantzen gemeine zum
besten gereichen thuet.
Und do nun die preceptores, als wie obstehet,
zu dieser schulen ordentlich bestaldt und ange-
nommen, oder inen das munus informandae pueri-
tiae bevohlen, sollen sie sich anstadt der eltern
als die veter der jugendt ufs treulichste annehmen,
und mit hechsten fleisse dahin gerichtet sein,
reiche und arme ohne unterschiedt in der wahren
und unverfälschten religion, zu gotts erkenntnus
und forcht auch zugleich in erbarn sitten, leben
und guetten freien kunsten, fleissig zuerziehen
und zu unterweisen, das dadurch furnemlich gott
geehret, auch der kirchen und gemeine nutz ge-
sucht werden moge. Und sonderlich sich in deme,
und sonst hochgedachts unsers gnedigsten hern
christlichen kirchen und visitation ordenunge, in
allen puncten vorhalten.
So wird auch von allen preceptoren ohne
unterscheidt erfordert, das sie bei der wahren
apostolischen lehre in der augspurgischen confes-
sion und scriptis Lutheri vorsehen, bestendiglich
vorharren, und nicht neue opiniones oder meinung,
aus den vordechtig scriptis oder catechismis, uf
die bahne bringen, viel weniger in ihren lectioni-
bus catecheticis die jugendt anders wohin leiten,
sondern dahin trachten und sehen, das die gotliche
wahrheit pleibe und erhalten werde.
Und weil offentlich, was vor zerruttungen
und ungelegenheiten, sich ein zeither in religions-
sachen, wegen des calvinismi in den benachbarten
churfurstenthum und landen zugetragen, wie greu-
lich auch gott der almechtige diejenigen, so seine
almacht disputirn gestraft, das ist offentlich am
tage. Derweg sollen sich die vorwandten dieser
schulen den calvinisten, als den schendern gott-
licher einsetzung des hochwirdigen sacraments,
nicht anhengig machen, sondern derselben, als
gift, sich gentzlich eussern, und do sie jemands
befunden, der sich durch disputirn oder sonsten
des calvinismi vordechtig machte oder wehre,
denselben alsbalde bei ihren christlich gewissen,
der hohen obrigkeit und dem rathe anzeigen und
vormelden, inmassen dann der pfarrer und rath,
vor sich sonderliche erkundigung darauf legen,
und do es gespurt und befunden, dieselben von
stundt ihres diensts entsetzen sollen.
Nichtsweniger geburt ihnen, das sie unter
einander helfen einigkeit erhalten, wie Christus
der herr seine junger und alle christen oftmals
zu der bruderlichen liebe und einigkeit vormahnet,
da man teglich sehet, was der leidige sathan vor
schaden den kirchen und schulen zufugt, wan
prediger und schuldiener unter einander uneins

sein, unnotige gezenke erregen, und einer besser
wissen und machen will, dan der ander, do wird
das predigt- und schulamt vorechtlich, der gemeine
man redet übel davon, und die einfeltigen und
jugend ergern sich daran, also, das es sich alsdan
ubel leret und lernet.
So wird auch von ihnen ein erbar aufrichtig
und unergerlich leben zufuhren erfordert, zuvor-
aus do die jugend gemeinlich iren preceptoren in
ihren wandel, gott gebe der sei guth oder böse,
pfleget zufolgen, in meinuuge das es ihnen also
auch gebuer und wol anstehe.
Darum sollen die preceptores der jugend
selbst ein form und ebenbilde aller gottsforcht,
ehre und erbarkeit, in wandel, sitten und ge-
berden, furtragen, und nichts schendlichs oder
ergerlichs vor ihnen tun oder reden, dan gotts
sohn, wil des wie er Mathei am 18. dreuet, ein
richter sein.
Die präceptores sollen auch ihren — ... die-
selben singen sollen (= A).
Nachdem auch die currenda alhie zimlich
ordentlich bestaldt, und von gottfurchtigen leuten
mildiglich dazu gegeben worden, als nemlich,
der burgermeister Joachim Appelratlie seidiger
200 gulden, der burgermeister Jurgen Hanss
und seine consorten, sambt Joachim Schultzen
sehliger 400 gulden und Heinrich Schultze seidig
100 gulden, als thun die visitatores dieselben ob-
gemeldten summen dazu perpetuirn und be-
stetigen, und zweifeln nicht, eiu erbar rath werde
festiglich daruber halten, und den mangel wochent-
lich zuerfüllen unbeschwert sein, damit die armen
knaben nicht not leiden mogen.
Es soll auch ein erbar rath den knaben eine
eiserne buxe, darein sie vor die thuren in der
currenda das geld samlen, und nicht voruntreut
werden moge, machen lassen.
Und sollen die knaben zuchtig am pahren
umher gehen und die responsoria de tempore
deutlich singen.
Und do auch zum hochsten vonnoten gelarte
und fleissige inspektores der schulen zuerwehlen,
als thun demnach die visitatores zu inspektorn,
dieser schulen vorordnen, dem pfarrer und caplene
alhier, desgleichen die regierende burgermeister
und stadtschreiber, auch etzliche des raths und
aus der gemeine, so der pfarrer und rath vor
duchtig dazu machten, auf diese schule treulich
zu sehen, das die jugend fleissig instituiert und
nicht mit vordechtiger lehre, auch bosen sitten
und leben, corrumpirt und depravirt, sondern in
den fundamentis theologie in gottlicher schrift ge-
grundet, ohne corrupteln christlich und erbarlich
erzogen werden, auch die alten christlichen ge-
senge, wie obstehet, in den schulen pleiben
 
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