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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0362
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342

Die Mark Brandenburg.

doch haben sie aus bewegenden ursachen die
volgenden artickel noch zum teil dezu gesatzt,
auch eins teils verandert.
Und nemlich ob zu voriger visitation alhie
wol bedacht, dass zwene caplene alhie sollen
gehalten werden, so achten doch die visitatores
mit verwilligung eins erbarn raths alhie, nunmehr
nach gelgenheit und gresse dieser stadt genug-
sam sein, dass neben einem pfarrer alleine ein
caplan sei, als wan er Lorentz Retidike (?), der
itzige ander caplan alhie, wurde nach gottes
willen abgehen, das alsdan die zwei geistliche
lehen, nemlich Otilie und Gertrudis, die er itzo
heldet, und eins caplans stadt dakegen verweset,
nicht an einen andern caplan kommen, sonder
das einkommen derselbigen zu gemeinen kasten
allhie fallen und zu notturftigen ausgaben des-
selbigen, wie hernach gesatzt, gebraucht werden
sollen, und soll gemelter er Lorenz zeit seins
lebens den armen im hospital Gertrudis wochlichen
zweimal predigen, sie besuchen und tresten, und
nach inen soll der caplan, der neben dem pfarrer,
wie obberurt, allhie soll sein, solchs thun.
Weil auch das lehen Lamperti itzo vorledigt,
und Joachim Kinau (?), der es vorhin gehalten,
nicht mehr in loco studii zu Frankfurt, sondern
in andern diensten befunden wirdet, sol das jer-
liche einkommen desselbigen alsbald zu gemeinen
casten alhie eingenommen und gebraucht werden.
Und wan das einkommen der beiden lehen
Otilie und Gertrudis ern Lorentzen abgang, wie
obgesatzt, dem kasten auch erledigt, sol alsdann
das einkommen der pfarrkirchen alhie, welchs
zuvor auch zu gemeinen casten geschlagen werden,
davon abgesondert, sondern fursteher der kirchen
alhie, welches es einnehmen sollen, verordent und
dan davon die gebeude der kirchen, pfarrhauser, |
caplanheuser, schulen und custereien gebessert |
und unterhalten werden, aber das einkommen des |
gemeinen kastens sol man alleine zur besoldung
des pfarrers, eins caplans, und dan der schule
anderer kirchendiener, lauts voriger ordnung ge-
brauchen.
Weil dan auch eins organisten alhie vonnot,
sollen demselben dreissig gulden zur besoldung
verordent werden; und do der kasten solche be-
soldung itzo nicht vermag, sollen die fursteher
etliche ehrliche vermegende burger alhie anlangen,
das jeder etwas dazu mechte geben, zweifeln
die visitatores nicht, sie werden sich zu auf-
bringung der dreisig gulden, gott dem almechtigen
zu lebe und der kirchen zu zierde und besserung,
gutwillig erzeigen.
Nachdem auch Clauss von Runtorf und Peter
Baume zweihundert gulden hauptsumma bei dem
rathe alhie um eilf gulden jerlicher zins den

armen etliche jerliche spenden von den zinsen zu
geben angelegt, haben die visitatores wegen der
kirchen und gemeinen kastens, auch der kirchen-
diener alhie hohen obliegen und nodturft das-
selbige zur besoldung des pfarrers, caplan und
kirchendiener verordent; doch ob daran konte
soviel uberigs sein, sollen gleichwol des jars zwe
spenden davon gegeben werden.
Es bedenken auch die visitatores dieser stadt
und gemeine zu verhutnus besorglicher Vergiftung
geraten und notig sein, das ein gemein begrebnus
fur das dor, weil der pfarrkirchof von grebern
fast gefullet ist, etwar auf die kirchhove Georgii
oder Gertrudis oder sonst an einen andern ort
nach des raths und pfarrers bedenken mechte
gelegt werden, und dass gleichwol auch gestadtet
wurde, auf den pfarrkirchof zu begraben, doch
dass von den leichen, die dahin begraben wurden,
allewege von jeder solte ein gulden in gemeinen
casten zu besserung desselbigen noth fur dem
begrebnus gegeben werden.
Es sol auch der custer alhie teglich um
zwelf hora die bedeglocken anschlahen, des-
gleichen des morgens um sechs und des abends
um vier hora.
Ferrer haben auch die visitatores aus sondern
hochgedachts unsers gnedigsten herrn bevelh die
volgenden artickel verordent:
Und zum ersten, do sie befunden, das hoch-
bedachts unsers gnedigsten herrn christlichen
kirchenordnung nicht allenthalben wie die inne-
heldet, wie doch nehist alhie bewilligt worden,
gelebt, thun aus s. curfürstl. gnaden sonderm be-
velh die visitatores den vorigen abschied in deme
allenthalben verneuern, also dass sich die pfarrer,
prediger und caplan, auch die andern kirchen-
diener und auch die schule alhie nochmals zu
predigen, sacramentreichung, kirchenamten und
ceremonien, auch mit messgewandten, chorrocken,
cappen und andern kirchenkleidern, sollen allent-
halben berurter christlichen kirchenordnung ver-
halten , dan hochgedachter unser gnedigster herr
der entlichen meinung ist, das zu deme allent-
halben, zu s. churf. gnaden landen und stedten
sol gleicheit und an einem orte wie am anderen
gehalten werden. So weit auch das s. churf. g.
dem erbarn rathe alhie zu thun ufflegen, ein-
binden und bevelen, das sie bei den eiden und
pflichten, damit sie s. churf. g. verwandt, sollen
in kirche fleissig aufsehen thun, damit solche
kirchenordnung von iren pfarrern, predigern,
capelanen, custern, schulen und kirchendienern
also werde gehalten, und do es nicht geschehe,
das sie den pfarrern und kirchendienern sollen
darum einreden, und do solches unbehülflich,
s. churf. g. solchs zu schreiben, alles bei meidung
s. churfurstlichen g. sondern strafe.
 
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