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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0425
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Seuchengebet für Breslau von 1585.

405

Es wird auch ad communionem niemandts
gelassen, er habe dann eher und zuvor auricu-
larem confessionem gethan.
Nach gehaltener malzeit thut man aber ein
contion vor das hausgesind und wer dazu
kommen mag.
Alsdann wird die vesper gesungen mit fünf
psalmen, responsorio, hymno, magnificat, capitula
und collecten, wie je und alleweg gebreuchlig.
Nach der collecten und benedicamus beschleust
man die vesper mit dem gebet contra Turcam,
Da pacem domine, contere domine.
Also wird es in beiden pfarkirchen alle sontag
gehalten. In den andern kirchen aber am sontag,
als ad S. Bernhardum helt man eine fruhepredigt,
darauf eine messen und communionem vor das
hausgesinde.
Auf den tag wird die hohe messe gehalten,
in aller massen, wie in den anderen beden pfar-
kirchen samt einer sermon.
Dergleichen wird zu S. Barbara eine predigt
gehalten, samt einem kirchengesang nach der
fruepredigt vor das volk vor der stadt, so hinein-
komt.
So wird zu S. Christoff auch eine polnische
predigt des morgens samt der messen und nach
tische wider eine vor das polnische volk, des vil
mit uns in der stadt ist, gehalten.
Auch wird des morgens eine predigt ge-
halten, zu S. Jeronimus zu vesper auch eine.
Desgleichen wird auch eine predigt gehalten
nach der vesper ad S. Spiritum.
Das also alle sontag in unsern kirchen bis
in funfzehn predigten geschehen und seind, got
lob, alle kirchen, wen man predigt, zimlich vol.
Also wird das volk von aller schwelgerei und
müssiggang zur kirchen und gottesfurcht gezogen
und gehalten.
Also wird es auch an den andern festen ge-
halten. In den hohen festen aber werden auch
mehr und herlichere ceremonien gehalten, mit der
musica und pfeiffen de tempore.
In der wochen und werktagen des morgens,
wen man zu chor leutet, singet man erstlich die

horas de passione de domini, darnach eine messe,
do communicanten vorhanden, werden die auch
verrichtet; auch singen die choralisten die horas
de passione domini, teglich in ihren corrocken,
wie breuchlich.
Am dienstag helt man eine freie predigt zu
S. Bernhardinus, darauf singt man die litaniam.
Am mittwoch helt man ein fruepredigt zu S.
Elisabeth; darnach singt man die litanien, alsdan
horas de passione domini, darauf die messen; do
communicanten vorhanden, werden die auch ver-
richt.
Am freitag helt man ein frue predigt zu S.
Maria Magdalena. Darnach singt man die litanien,
alsdan darauf die horas de visitatione beatae mariae
virginis und darauf die hohe messen; da communi-
canten vorhanden, werden die auch verricht.
Darnach vor der malzeit das tenebrae factae
sunt, Ingressus Pilatus und etzliche cantiones und
collecten contra Turcam, in beiden pfarrkirchen.
Man helt auch alle freitag ein sermon den
armen gefangenen, so in eines erbarn rads ge-
fengnis ligen; man helt auch mit denjenigen, so
zum gericht ausgefuret werden, etzliche tage zuvor
auricularem confessionem und communionem, mit
den anderen, so es begeren und lang inne ge-
legen, auch desgleichen.
Es wird auch alle tag die vesper mit fünf
psalmen, himno und magnificat etc. gesungen und
alzeit unter der vesper, do kinder vorhanden,
werden dieselben getauft cum omni devotione.
Zu diesem, so lesen unsere pfarherren und
predicanten alle wochen vor die caplanen und wer
lust theologiam zu studiren hat, volgende lectiones.
Dr. Simon Musaeus Genesim montag und
donnerstag, magister Joannes Scholtz Matheum
dienstag und freitag, magister Joannes Sagerus
catechismum graecum Sabatho.
Es tragen sich auch unsere pfarherren, cap-
lane und diaconi ganz ehrlich in iren langen
kleidern, wie inen gebuert, als geistliche personen;
furen ein erbares feines leben, seind niemands
ergerlich, halten das volklein treulich zur kirchen,
vermanen zur busse und gehorsame der obrigkeit.

86. Abkundigung, so ein erbar radt der seuch halben bestellt hat. Vom 22. August 1585.

[Aus dem St.-A. Breslau,
Salutem in Salvatore.
Günstige besonders liebe herren und collegen.
Ein erbar radt dieser stadt, unsere grossgünstigen
herren, begeren, das wir sämtlich und sonderlich
auf künftigen sonntag zum end der predigt
unserem kirchvolk ordentlichen wollen furtragen,
diese folgende artikel:

Stadt II, 23 a, Fol. 178.]
Erstlich, weil allezeit in dieser fährlichen
zeit des morgends ein guter teil des volks beim
kirchgebet und lektion sich sehen lassen, dass sie
auch dergleichen auf den abend, wenn man pro
pace leutet, da die arbeiter von ihrer arbeit
pflegen abzugehen, herwiderum ein abendgebet
und liedlein im hause und die, so auf der gassen
gehen, knieende beten wollen, darzu dann bestellt
 
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