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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0090
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72

Das Herzogthum Preussen.

Volgen die collecten ad er gemeinen gebete
von der zeit und festen des ganzen jars zur
messe, metten und vesper, wie oben vermeldet,
zugebraucben. Dominica prima adventus u. s. w.
[Wörtlich wie oben S. 37 bei Nr. 2, sie werden
ebenfalls nicht abgedruckt.]
Es folgen die Collecten: um ein christlich gott-

selig leben, um geistlichen und weldlichen fried,
um fried und schutz, um dankbarkeit für gottes
güte und wohlthat. — Sodann folgen drei Versikel
und drei Collekten nach der Litania und eine Col-
lecte „Nach dem Tract. sodann ein „Verzeich-
nung der Responsorien“ [wörtlich wie oben S. 37,
in Nr. 2]. Finis.

13. Kirchenordnung und ceremonien, wie es in ubung gottes Worts und reichung der hochwirdigen
sacrament in den kirchen des herzogthums Preussen sol gehalten werden.
[Nach dem Druck 1568. Königsberg bei Johann Daubmann. Vgl. oben S. 25.]

Vorrede der beider bischoff Samland
und Pometzan von den ceremonien und
kirchenordnungen.
In der christlichen kirche muss man gar
fleissig achtung darauf geben, welches die nöthigen
stücke sind, daran uns unsere und aller welt
seligkeit gelegen ist, weil sie kein mensch, son-
dern gott selbst gestiftet, und darum weder der
kirche noch aposteln, engeln oder einiger creatur
die kraft oder macht gelassen ist, darinnen etwas
zu enderen, weniger oder mehres zu machen, ja ein
gewisses merk und zeichen ist, dass, wer darinnen
etwas enderet, derselbige oder dieselbigen sind
nicht mehr heilige und selige apostel, noch engel,
sondern verdamte, verlorne creaturen und
geister, Gal. 1; darum nicht mehr weder die
kirche, noch der rechten, waren kirchen glieder,
ob sie gleich zuvorn apostel und engel ihres be-
rufes halben, sowohl auch glieder der kirchen wahr-
haftig gewesen sind, auch noch den ruhm und
titel behalten mit dem eusserlichen schein, wie
Christus und Paulus sagen, dass eben die greu-
lichsten feinde und verfolger gottes und seiner
waren kirchen, ja der antichrist selbst, haben,
und gar hoch wider gott und die waren kirche
rühmen und gebrauchen werden, Joh. 16 und
2. Thess. 2.
Solche nötige stücke aber sind gottes
wort und die hochwirdigen sakramente, so von
Christo selbst eingesetzet, und diese einsetzungen
in gottes wort verfasset und damit verbunden
sind, als nemlich die taufe und das abendmahl
Christi.
Auf dass nu die zwei in der kirchen recht
getrieben werden, hat gott dazu das predigtamt
verordnet, welches nicht selbst ein eigen sakra-
ment ist, viel weniger ist es eine gewalt über
das wort oder sakramenta, damit oder darinnen
zu fahren oder zu handeln eigenes willens oder
gutdünkens, wie der bapst schendlich gedichtet,
dass noch gott dazu auch seinen heiligen geist in
ire mittel und concilia geben wolle etc., sondern
es ist ein ministerium und dienst, welchen dienst

die personen, so von gott ordentlich dazu berufen
sind, demselbigen und der kirchen mit solcher
treuen leisten und erzeigen sollen, das sie das
wort rein und lauter predigen, die sakramenta
nach gemeldter einsatzunge reichen und austheilen
und darüber wider alle vorfelschung hart und
fest halten.
Was nu der feste grund und die forma sei
reiner lere, ist in corpore doctrinae und refutatione
corruptelarum, wie es erschienen des 1567. jahres
von fürstlicher durchlauchtigkeit, hochlöblicher
und seliger gedechtniss, und einer erbarn land-
schaft aufs neue bewilligt ist sowohl, als auch von
unserem gnedigsten, lieben, jungen landesfürsten
und herrn reichlich und genugsam verfasset, da-
rinnen wir itzt sowohl, als auf künftige zeit fest
bleiben und nimmermehr etwas enderen sollen
noch wollen, weil es gottes wort und die ein-
hellige meinung der prophetischen und aposto-
lischen schriften, darum auch der waren, all-
gemeinen, uralten christlichen kirchen sensus und
consensus, glauben und lehre ist.
Von dem anderen stück, nemlich von dem
predigtamt, wie und von weme, das solle ordent-
lich nach gottes wort bestellt werden, was
der prediger amt, leben und lere sein solle, und
wie dasselbige zu erhalten, schulen sollen ver-
ordnet und alles christlich verrichtet werden, ist
auch in der bewilligten ordnung von erwehlung
beider bischöfe Samland und Pometzan etc. an-
gezeiget.
Ueberdiess sind nu etliche andere stück,
deren man zwar nicht wol kann entperen, son-
dern in der kirchen haben muss, wo man den ge-
meinen mann rechtschaffen von den nötigen
stücken droben im predigamt will unterrichten
und in gebührlicher reverenz und ehrerbietung
erhalten. Das sind nu die ceremonien, eusser-
liche ritus und kirchenordnungen, welche nicht
gott, sondern wir selbst haben angerichtet; der-
halben auch nicht also nötige stücke sind, dass
wir daran in unserem gewissen gebunden weren,
darinnen nichts zu anderen, wie wir an gottes wort
und die hochwirdigen sakramenta gebunden sind.
 
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