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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0402
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Das Herzogthum Pommern.

hilige Paulus bekent, dat em de sorge der armen
van allen apostelen bevalen is, Galat. 2.
De pastor schal mit sinen coadiutoribus, alse
mit sinen bröderen ummegan, na der regel Christi,
wol de gröteste is, si der andern dener, en helpen
na allem vermögen, se leren, underrichten, vor-
manen, in aller leve, mit sachtmödicheit. De
coadiutores schölen sich nicht wedder de pastores
erheven, im caspel keine twedracht maken, noch
anhank weder den pastorn, sundern en in demoet,
alse eren oldesten, in ehren holden, em im
kercken regiment gehorsam sin unde ere amt
vlitich waren unde utrichten unde alle sonavende
sick mit dem pastore vorgeliken, wo idt in der
folgenden weken in der kercken schal geholden
werden.
Desgeliken schal ock mit den scholdenern
unde andern kerckenpersonen gescheen, unde so
unwille unde hader twischen en entstünde, schal
de pastor sölckes ersten fründlick unde bröderlick
to vordragen sick bevliten.
Wo överst sölckes unfruchtbar is, schal de
sake nicht van em up den predigstoel, noch vor
den rath effte andere werltlike personen gebracht,
sundern erstmal dem superintendenten angetöget
werden, alse sanctus Paulus leret in der 1. an de
Corinth. am 6.
Wo ock de predigere mit privat personen,
edder süs jemande, in ungüde to donde hedden,
schölen se ere schelinge unde gebreken nicht up
de canzel bringen, noch sick sülvest vindiceren
edder rechtverdigen, sunder de sake an gehörenden
örden vormelden unde förderliken bescheed er-
langen. Darna sick de kerckendener so wol alse
sin wedderdeel to richten.
In allem överst schölen de parherren unde
prediger in gades früchte, ere hilige amt, alse
sanctus Paulus vaken bevelet: Non ad destruc-
tionem, sed ad sedificationem ecclesiae gebruken,
alle unnödige bitteringe vormiden, valsche lere,
sünde unde laster vederlick, mit hiligen iver, tor
beteringe strafen unde mit grotem vlite holden
unitatem spiritus in vinculo pacis.
Up den dörperen.
Up einem jedern dörpe schal ein parherre
sin, de dar hebbe einen geschickeden unde be-
schedenen cöster, wor de parren grot unde ver-
mögen sin, were gut, dat van des pastoris hevinge
etwes to der cösterie gelecht, unde ein capellan,
so verne idt nödich, unde dat vermögen der
kercken vorhanden, geholden würde. Desgeliken
kan em ock acker van den wedemhoven edder
gadeshus acker, dorch de visitatoren togeordent
werden, mit einer bequemen waninge. Idt schölen
överst de pastores sick des unnödigen langen ut-
reisendes entkohlen, dat caspel nicht allene dem

capellane bevelen, sunder am hiligen dage, wo
nicht unümmegenklike notsaken sint, sülven pre-
digen unde dat kercken regimente im ganzen
caspel ördentlick unde ehrlick holden, unde andern
mit guden exempeln vörgan.
Wo överst ein parherre na gelegenheit van
einer parre sick nicht könde underholden edder
ungelegen were, vele kercken einem parherre to
vorsorgende schal idt to der visitation, edder im
valle sick an einem orde desülve etwes erstreckede
to der superintendenten, patronen unde overicheit
samtlicken bedenken unde gevallen stan, effte mer
kercken einem pastori könen bevalen werden.
Hir mit schal kümpstich affgedan sin, de
vorhüringe der parren, dat de patronen, effte
andere werltlike personen, de sülvest nicht pre-
digen, ock nicht prester werden willen, de wedemen
unde caspel hevinge ane arbeit besitten, edder de
wedemen den buren indoen unde erfflick ver-
köpen unde vor sick einen armen prediger tom
capellan holden, dem se geven, wat se willen,
unde so etlike weren, de der gestalt parren be-
sitten, mit den schal tor visitation na gelegenheit
gehandelt werden, dat se desülven afftreden unde
dem rechten pastori inrümen mögen, wente de
arbeider is jo sines Ions wert, et qui non laborat,
non manducet etc. Overst kümpstich schölen de
parren unde pargüder, de amt unde arbeit bi sick
hebben, an einem jedern orde, mit allem egen-
dom unde friheit, idt si hevinge, acker edder holt,
bi dem paramt bliven unde nemande, alse de
sülven dat amt vorwalden kan unde wil, con-
fereret, ock wat van den kerckengüdern vorkamen,
wedder darto gebracht werden, alse hernamals
bi dem articul der visitation wider gemeldet
werd.
Wo vele predigen am hiligen dage gescheen schölen etc.
In steden schölen am hiligen dage allewege
dre sermone gescheen, de catechismus, dat evan-
gelium umme achten, unde de epistel, dar vele
parkercken sint, unde mer predigen gescheen
könen, kan wat ut der schrift edder historien,
pro tempore, edder süs ein nödich gelegen text
geprediget werden, alse idt de superintendens na
gelegenheit eines jederen ordes verordenen wert.
Up den dörpern schal dat evangelium vor
middage geprediget unde ein stücke ut dem
catechismo van dem coster, na der epistel fin
dütlick vörgelesen werden, na middage schal de
pastor den catechismum predigen unde mit dem
volke etlike psalmen singen, wo herna under dem
titel: vam catechismo, verner gemeldet wert.
Predigen des werkeldages.
In groten steden kan wol alle dage ein sermon
gescheen. Des sonavede morgens, wenn alle mann
 
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