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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0422
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404

Das Herzogthum Pommern.

De veerde classis.
Wenn de knaben in tertia classe, catechis-
mum, grammaticam unde syntaxin temelick hebben
geleret, dat se latine reden, unde in stilo medio-
criter latine ad imitationem veterum, schriven, so
schölen de darto geschickt sin, ad quartam classem
promoveret werden, darsülvest schal men leren,
prosodiam, unde se ernstlick dar hen holden, dat
se versus schriven.
Item, men schal en lesen elementa graecae
linguae, evangelia graeca, Phocilidem, capita pietatis,
Item , sententias ex poëtis vel authoribus graecis,
de de scholmeister schal anschriven unde vlit doen,
dat de knaben leren recte et apte graece schriven,
elementa dialectices et rethorices, ex Lossio, unde
dar na Philippi dialecticam, item, rhetoricam
Philippi edder Davidis Chrytraei, orationis Cicero-
nis pro Archia, et Marcello, ethicam Philippi,
Virgilii bucolica et aeneida, Ovidii heroides se-
lectiores, et libros de tristibus.
Id is ock nödich, dat dise knaben geleret
werden, elementa arithmetices et sphaerae, denn
de species in aritmetica unde regul am de tri
könen de knaben lichtlick leren, wenn idt en apte
et breviter proponeret wert, in sphaera överst unde
mathematis schölen de scholmeister nichts curiose
aut ambitiose anfangen, ane raht des superinten-
denten unde der pastoren, allewege överst schal
dar nevenst mit disen schölern grammatica unde
syntaxis vlitich gedreven unde repeteret werden,
dar mit se dat fundament nicht vorgeten noch
vorleren.
In hiliger schrift unde gödtliker lere schal
en proponeret werden, psalterium Eobani, examen
ordinandorum, absqe dictatione novi commenti,
unde de epistel ad romanos, men slic.ht gramma-
tice exponeret werden, absqe commento, allene dat
de dispositio rethorice angetöget unde de defini-
tiones theologicae, mit etliken argumentis contrariis
repeteret werden, so wit unde verne de gegen-
werdige text gifft.
Dar ock in der visitation würde nödich be-
vunden, an etliken örden 5 classes antorichten,
darin men authores graecos, elementa ebraeae
grammaticae, physicam, libellum de anima, unde
der geliken lesen möchte, schal derhalven dorch
de visitatores na gelegenheit jeders ordes gewisser
bescheet gemaket werden.
Darmit ock de knaben seen unde leren, quis
sit usus praeceptorum, schölen de scholmeistere en
offte vörgeven, schöne historias sacras vel pro-
phanas, de se ex memoria publice reciteren, item,
en bevelen korte declamationes to schriven, iuxta
ordinem partium orationis apud rhetores, item,
disputationes anrichten, dat se leren argumenta j
repeteren unde solveren.
Idt schal ock alle jar twe mal in der vasten i

unde umme Michaelis gescheen examen, unde in
demsülvigen de knaben, so vlitich gewesen unde
geschickt bevunden, cum solemnitate in superiorem
classem vel locum promoveret werden. Könde de
superintendens dar bi sin, is he sölckes to doende
schüldich, wo överst nicht, schal dat examen,
promotion unde visitation der scholen, wo vör
steit, gelick wol gescheen, in bi sin der pastoren,
prediger unde der vorordenten ut dem rade.
Alse överst van den olden recht unde wol
gesecht is: Qui proficit in scientia, et deficit in
moribus, plus deficit quam proficit. Der wegen
schölen de scholmeistere disciplin, gehorsam unde
tucht ernstlick holden, unde ere scholregiment
mit guden legibus vaten, unde under anderen
stücken, ock der kledinge bi den schölern unde
knaben achtinge hebben, dat nicht ergerlike licht-
verdige unde ungerimede art, mit höden unde
langen tosnedenen hasen, under de jöget in eine
gewanheit kame. Desülvigen leges schölen se
unsem superintendenten toschicken unde dem rade
unde pastori in der stadt tostellen, wenn se van
densülven approberet sint, schal se de scholmeister
promulgeren unde an einer tafel öffentlick in der
schole proponeren, unde na dem unse super-
intendens schüldich is, nicht weiniger up de
scholen, alse up de kercken an allen örden to
seende unde an gelickförmiger institution unde
disciplin grot im lande gelegen, so schal he vlit
anwenden, dat sölcke scholordeninge geholden,
unde in allen steden gelickmetige leges unde di-
sciplina an der jöget bestediget unde exerceret werde.
Wi begeren ock hir mit ernstlick, to loff unde
ehren dem allmechtigen gade, to wolfart unde heil
unser van godt gegevenen unde bevalenen lande
unde förstendöme, unde to gemener einicheit, dat
in allen unsen steden, grot unde klene, rat unde
prediger, wenn unse superintendens ankümt,
unde der scholen gelegenheit sich erkünden wil,
up sine bede unde anröginge, willich unde ge-
horsam sick ertögen, unde mit em alle mangel an
den praeceptoribus, kindern, institution, legibus
unde disciplin, ock wat wedderümme an gebüwten,
an nodtrofft der scholdener, unde in allen, wat
rat unde de gemene stadt, vermöge diser unser
ordeninge, unde na hergebrachter guder gewan-
heit, to framen, bistand, guder ordeninge unde
hülpe, der scholen unde scholregenten schüldich,
mangelt, buwen unde affschaffen, unde sick in dem
unpartilick, ane affect trüwliken, alse en, eren
kinderen, gemener stadt, der ganzen christlicken
kercken unde dem leven vaterlande daran gelegen,
vorgeholden unde im werke bewisen.
Van paedagogiis unde studiis theologicis.
Na dem verner wiland de hochgebarne först
herre Philips, hertoch to Stettin, Pamern etc.
 
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