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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0093
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Kurländische Kirchenordnung von 1570.

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und zwispaltung, als der widerteufer, enthusiasten,
calvinisten und sacramentschender Item, ver-
stockete, ungleubige, abgöttische zeuberer, gottes
verechter, gotteslesterer und dergleichen ver-
handen, oder aus andern örtern mit einschleichen,
sonderlich, ob auch die undeutschen in büschen
und welden, zu lande, bei den höfen und velden,
in den capellen, nach alter teuflischer gewonheit,
mit abgötterei, zeuberei, hexenwerk und götzen-
diensten behaftet.
Zum zehenden, ob auch den eltern ungehor-
same, der obrigkeit aufrürische, herrn und frauen
widerspennige, hessige, neidische, halstarrige, un-
versünliche, zornige und zenkische leute, mörder,
todschleger, item, unkeusche, unehliche, hurer,
ehebrecher, uneinigkeit, zwispaltung der eheleute,
trunkenboltzen, hochfertige, ubermütige, die sich
der gebür nach, der lande rezess in kleidern und
unkosten nicht verhalten, reuber, diebe, wucherer,
meineidige, ungerechte, geizige und dergleichen
verhanden.
Zum eilften, ob auch unter denen vom adel,
haupt und amtleuten, der herschaft dienern oder
andern gemeinen eingessenen des kirchspils, jenigen
frevel oder mutwillen. mit dreuen, schmehen oder
pochen, wie sonst den scurrianten gebreuchlich,
gegen die prediger, diaconos und kirchendienern,
uben oder beweisen.
Zum zwelften, von den armen, wie die unter-
halten , die hospitaln gebauet, ob auch unnütze
betler verhanden, von wem sie erhalten.
Zum dreizehenden, von der kirchen und geist-
lichen gütern, wie treulich dabei gehandelt.
Zum vierzehenden, von den pastorn, diaconen
und schuldienern besoldung, aufkunften, behausung
und unterhaltung.
Zum letzsten sollen die kirchendiener gefragt
werden, ob auch von den haupt und edelleuten,
die undeutschen mit gebürlicher aufgesetzter strafe
und durch das christliche compelle intrare zum
gottesdienste gehalten werden, und wo das geld,
so darvon verfellet, hingewant wird.
Nun folget zum andern von schulmeistern
und dienern, desgleichen von den
custorn.
Erstlich, was nation oder religion sie seind,
wo dieselbige schulgesellen studirt, und was sie
proficirt haben.
Zum andern, von ihren lectionibus, die sie
profitirn, und sonderlich, ob auch der kleine cat-
echismus Lutheri latine, et germanice fleissig ge-
trieben, und der jugent veluti prima et vera pie-
tatis praecipua, maximeque necessaria seminaria ein-
gebildet werde.

Zum dritten, wie sie mit ihren pfarhern, den
kirchen vetern, der obrigkeit und andern benach-
barten conversirn, umgeben und sich vertragen
können, ob auch uneinigkeit, unbilligkeit oder
andere ergerliche verhindernusse verhanden, da-
durch die einigkeit der kirchen ordnung zer-
trennet und mannicherlei unlust angerichtet werden
möchte.
Zum vierten, von der frequentia der schul-
kinder, ob auch die eltern fleissig die kinder zur
schulen halten.
Zum fünften, von ihrer besoldung und unter-
haltung.
APPENDIX.
Die custodes sollen auch ihrer gelegenheit
nach vorgenommen, gefraget und examinirt werden.
Folget zum dritten, von den deputaten
und geistlichen gütern zum gottes-
dienste verordnet, bewidmet, bewilligt
und bescheiden.
Erstlich wird hie, da es noch nicht erkündigt,
gefraget von pastorn, fürmündern und ganzem
kirchspil, nach dem iure patronatus, nach den
lehenherrn, nach der fundation und lehenrecht.
Zum andern, nach den inventarien, registern,
siegel und briefen der zugehörigen kirchen güter
und einkunften, so verhanden.
Zum dritten, die nachweisung der nach-
stendigen schülden, ausstehenden gütern, haupt-
stulen, renten, versessenen zinsen, und wes des
mehr sein mag.
Zum letzsten, von den sumptibus und jer-
liche unkosten, so auf der kirchen gebeud und
auf die kirchendiener ergehen.
Folget zum vierden, von kirchen für-
mündern, fürstehern, kirchenvetern
und hospitaln. Item von kastenherrn.
Die sollen zum ersten, samt den eltesten zu-
gezogenen kirchspils leuten gefraget werden, von
der aufkunft des beschriebenen und bewilligten
taxes, wie der gegeben, ausgerichtet, dargereicht,
und jerlichs auf publicirte und bestimte zeit von
einem jedern in sonderheit und allen ins gemein
abgelegt wird.
Zum andern, seind sie verpflichtet, rechen-
schaft zuthun von allerlei einkommen , allen jer-
lichen ausgaben, dem ubrigem rest und inventarien,
auch wiederum dieselbigen schriftlich verfassen,
und ins kirchenbuch verzeichnen.
Zum dritten, von der pastorn, pfarherrn, dia-
conen, kirchen und schuldienern besoldung, wie
ihnen die verreichet, oder was ihnen davon nach-
 
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