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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0201
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Kirchenordnung von 1552.

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erinnerung gewesen von messia, als das osterlam
etc. Und in summa ein seer schön zierlich regi-
ment gewesen, desgleichen sonst uff erden kein
königreich gesehen ist.
Neben diesen zweien teilen der gesetz, die
man nennet iudiciales und ceremoniales, hat dieses
volk noch andere, weit höher und nötiger gebot
gehabt, die nicht ein vergengliche ordnung sind,
sondern ewige weisheit gottes, die mit einem seer
schwachen namen genennet wird, lex moralis, und
sind die zehen gebot. Die man aber verstehen
sol, wie sie gott selbs durch den herrn Christum
und durch die propheten und aposteln erkleret hat.
Nu hat gott in diesem regiment Israel be-
sondere strafen und gnad erzeigt. Und wiewol
ein teil davon gerissen ist, so ist doch Juda so
lang blieben, bis der son gottes und heiland er-
schienen ist und diesem volk öffentlich geprediget
hat und zeugnis gegeben mit grossen mirakeln
und ist ein opfer worden und aus dem tode
widerum in das leben ufferstanden und hat den
heiligen geist gesendet etc.
Darnach hat gott dieses regiment nicht lenger
erhalten. Hat auch damit der welt ein schreck-
lich zeugnis und erinnerung, wie er den unglauben
und andere sünden strafen wolle, furgestellet.
Und sind Jerusalem und andere stedte durch die
römer grausamlich zerstöret worden.
Damit sind gefallen ire vergengliche gesetz
iudiciales und ceremoniales. Und ist in keinen
weg gottes will, das man die selbigen widerum
uffrichten sol, wie etlich mal ungelarte, uffrürische
menner sich unterstanden haben, die gewönlichen
römischen recht abzuthun und mit den landgütern
andere ordnung zu machen. Wie Müntzer und
Straus mit falschem schein des jubilei furgaben,
die ecker solten frei sein etc.
Auch hat der bapst, nach den levitischen
ceremonien, affenwerk gemacht. Hat sich zu
Aharon gemacht, hat unterschied der speis geboten,
hat furgeben, die mönche weren nazarei.
Diese und allerlei dergleichen irthum zu ver-
hüten , mus man diesen warhaftigen und nötigen
verstand in der kirchen erhalten, das die levi-
tischen ceremonien und bürgerlichen gesetz in
Mose, die nicht von natur in aller menschen ver-
stand gepflanzt sind, ir end haben, mit Jerusalem,
und binden uns ganz nichts.
Dieses haben die propheten zuvor also ver-
kündiget. Und haben die apostel semtlich, in
Actis cap. 15., ein ernstlich decret davon gemacht,
und hat Paulus zun Galatern und sonst sich genug-
sam davon erkleret.
So fragstu nu, dieweil das gesetz Mose ge-
fallen ist, und ist itzund nicht sünd, schweinen
fleisch essen, warum sind diese werk sünd, die
Sehling, Kirchenordnungen. V.

wider die zehen gebot sind, todschlag, ehebruch,
stelen, falsch eid thun etc. ?
Darauf sol man wissen, das diese lere, welche
genent ist lex moralis oder zehen gebot, in rechtem
verstand nicht ein vergenglich gesetz ist. Ist
auch nicht erst mit Mose angefangen, sondern es
ist die ewige unwandelbare weisheit in gott selbs
und die ewige regel der gerechtikeit in seinem
göttlichen willen. Die er aus unaussprechlicher
gütigkeit in die vernünftige creaturn gebildet hat,
und hat sie darnach allezeit fur und fur in seiner
kirchen, von Adams zeiten an, mit seiner predigt
erkleret und erholet. Das wir wissen sollen, wie
er selbs ist, nemlich, weise, gütig, warhaftig, ge-
recht, keusch, und das er wolle, das die vernünf-
tige creatur im gleichformig sein sol, darum er
ir diese hohe weisheit mitgeteilet hat, und zürne
grausamlich wider alles, das dieser seiner un-
wandelbaren weisheit widerwertig ist und zerstöre
es. Und ist derhalben diese weisheit und regel
in gott fur und fur das warhaftige und schreck-
liche urteil in gott, wider die sünd, das ist wider
alles, das dieser weisheit widerwertig ist.
Darum, wie diese weisheit und regel in gott
ewig ist, folget, das sünde und gott nicht gefellig
ist, in ewikeit, was der selbigen weisheit und
regel in gott widerwertig ist. Als abgötterei, tod-
schlag, ehebruch, stelen, falsche eid thun etc.
Und damit wir menschen dieses urteil wider
die sünd wüsten und gros achteten, hat gott diese
seine weisheit und regel mit so vielen grossen
zeichen, in der ausfürung aus Egypto, den men-
schen furgetragen und bezeuget, das gewislich er
selb also sei, und wolle zerstören, was dieser
seiner weisheit und seinem willen widerwertig ist.
Und hat als ein weiser meister die summa
ordenlich in zehen sprüche gefasset, die man aber
also verstehen sol, wie er sie selb erklert hat.
Darum brauchen wir diesen namen zehen gebot,
so oft wir von diesem ewigen, unwandelbaren ge-
setz reden.
Was nu sünde ist wider diese göttliche, ewige
weisheit, ist sünde in ewikeit und ist gott nicht ge-
fellig. Das aber dennoch gott uns arme menschen
annimt, billicht er darum die sünde nicht, sondern
er hat seinen gerechten und grossen zorn, der-
halben uff seinen son Jesum Christum ausgegossen,
und desselbigen leiden, der unschuldig war, fur
uns zur bezalung angenomen.
Diesen heimlichen, wunderbarlichen rat werden
wir in ewikeit bei gott klerer erkennen. Dennoch
sollen wir in diesem leben, als die kindlin, an-
fahen, diese göttliche lere zu lernen und zu be-
trachten, das wir bedenken, das sünd eine grau-
same schreckliche zerstörung ist. Und dagegen,
das dieses uberschwenglich grosse barmherzigkeit
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