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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0211
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Kirchenordnung von 1552.

195

pastorn, diacon oder custos nicht bezalung ge-
schihet. Als denn sol das consistorium an das
amt, oder an den rat, oder endlich an die herr-
schaft schreiben, das den kirchen und kirchen-
personen geholfen werde.
Andere sachen, die nicht kirchen oder kirchen-
personen belangen, als schuldsachen zwischen
leien, sollen in keinen weg in diese consistoria
gezogen werden. Wie vor dieser zeit ein grosser
misbrauch der bischoflichen gericht und des banns
gewesen ist.
Was mehr zu bedenken ist vom consistorio,
ist in die instructio gefasset.
Von der visitatio.
Des hausvaters augen und fustrit machen den
acker fett, also sagt das alte sprichwort, zu er-
innerung, das in aller regierung nötig ist, das
diese personen, welchen furnemlich die regierung
befohlen ist, selb vleissig uffsehen und merken
sollen, wie man haushelt.
Also ist hochnötig, das treue uffseher bei
weilen die kirchen besuchen , und erkunden sich
von der lere und sitten der pastorn, von des
volks verstand und besserung, von öffentlichen
lastern, ehebruch und anderer unzucht, von ver-
achtung der christlichen lere und sacrament, von
uneinikeit zwischen den pastorn und dem volk,
von der pastorn schutz und unterhaltung, von den
gebeuen, vom einkomen der kirchen, davon man
die pastorn, diacon, schuln, hospitaln und arme
leut, welchen die kirch hülfe thun mus, unter-
halten sol.
Nu kan nicht alle jar eine ganze und general
visitatio geschehen. Darum wollen wir mit gottes
hülf verordnen, das in jedem jar in etlichen
emtern die kirchen visitiert werden. Und sol das
consistorium davon erinnerung thun und die re-
gister bei sich haben.
Erstlich aber wollen wir eine gemeine visi-
tatio im ganzen fürstenthum, mit gottes hülf, fur-
nemen. Dazu sollen neben den gelarten etliche
personen vom adel und landrethen verordnet
werden. Und sol dazu die unkost aus den kloster-
gütern genomen werden, wie auch in der parti-
cular visitatio. Damit der armen leut, so viel
müglich ist, verschonet werde.
Und sol dabei der notarius consistorii sein,
der ordenliche register mache von allen kirchen
und von den furnemsten handlungen. Diese re-
gister sollen bei dem consistorio verwart werden.
Und werden die gesandten selb bedenken, wo der
anfang zu machen, und wie in emtern, die dorf-
schaften in die nehesten stedte, durch die amt-
leut zu erfordern.

Und so sie an ein ort ankomen, sol erstlich
der prediger unter den visitatorn ein predigt thun,
darin dem volk angezeigt werde, das diese be-
suchung zu erhaltung rechter lere und christlicher
zucht furgenomen sei, inen und den nachkomen
zu gut. Darum sollen sie auch, gott zu lob und
inen selb zu besserung, gehorsamlich erscheinen
und helfen, das diese besuchung gute frucht schaffe.
Darnach, so man eine kirche visitirt, sollen
erstlich der pastor und diaconi von der lere vleissig
verhört werden, in allen heubtartikeln.
Zum andern, sind die pastores und diaconi
zu fragen von den folgenden artikeln, wie auch
die erforderten personen aus dem volk.
Zum ersten, was der pastor und diaconi leren,
und ob sie ires amtes warten, zu gebürlicher zeit
predigen und sacrament reichen, und zu den
kranken komen, so sie gebeten werden. Und ob
sie uff bestimte zeit die jugent hören im cat-
echismo. Item, ob sie die privat absolutio er-
halten , und einem jeden in sonderheit sprechen
vor der communio.
Zum andern. Ob einikeit sei zwischen den
kirchenpersonen.
Zum dritten. Von sitten der pastorn und
diacon.
Zum vierden. Vom volk, ob in der stad oder
im dorf personen sind, die in öffentlichen sünden
leben, als in ehebruch, unehlicher beiwonung oder
anderer unzucht.
Zum fünften. Ob jemand da zeuberei treibe.
Zum sechsten. Ob noch walfarten oder andere
öffentliche abgötterei am selbigen ort sei.
Zum siebenden. Ob jemand da lesterlich
rede wider gott oder wider christliche lere.
Zum achten. Ob jemand nicht zu christlicher
communio gehen wolle.
Zum neunden. Ob etliche falscher lere und
secten, als der widerteufer oder andern, die unsere
kirchen lestern, anhengig sind, und spaltungen
machen.
Zum zehenden. Ob wucherer da sind.
Zum eilften. Ob auch mutwillige leute sind,
die dem pastor und den diacon dreuen oder sie
schmehen oder pochen.
Zum zwelften. Ob etliche eheliche personen
von einander gelaufen sind.
Zum dreizehenden. Ob etliche eheleut in
uneinikeit mit einander leben.
Zum vierzehenden. Ob etliche kinder ire
eltern pochen oder schlagen etc.
Zum funfzehenden. Wie es mit dem begreb-
nis gehalten werde.
Zum sechzehenden. Wie die schul regiert
werde und wie die personen versorget sind.
Zum siebenzehenden. Von unterhaltung des
pastors und der diacon.

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