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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0215
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Kirchenordnung von 1552.

199

Wenn die predigt geendet, sollen die, so zur
communion gehen wollen, alsbald in den chor,
fur den altar komen, alda nider knien, die mans
personen an einem, und die frauen personen an
eim andern orte.
So es denn die zeit leidet, mag der priester
die prefation singen, deudsch oder latinisch, an-
zufahen mit diesen worten: Dominus vobiscum,
oder Der herr sei mit euch. Und findest die
prefationes auch hernach an irem ort bei sammen
mit den gewönlichen noten verzeichnet.
Darauf wird das sanctus latinisch gesungen,
wie es auch nach der teglichen prefation gesatzt,
oder deudsch Esaia dem propheten das geschach,
wie es im gesangbüchlin stehet.
So man zeit hat, mag der priester auch eine
vermanung und unterricht vom hochwirdigen sacra-
ment dem volk furlesen. Wie auch nach den
prefationibus verzeichnet.
Nach der vermanung, oder wenn um kurz
der zeit willen, die vermanung und prefation unter-
lassen werden, alsbald nach der predigt singe der
priester das vater unser und die wort des testa-
ments nach diesen gewönlichen noten, wie folget.
[Mit Noten.] Vater unser, der du bist im
himel, geheiliget werd dein name. Zukomme
dein reich. Dein will geschehe als im himel
auch uff der erden. Unser teglich brot gib uns
heut, und verlas uns unsere schulde, als wir
verlassen unsern schuldigern. Und nicht ein-
für uns in versuchung, sondern erlös uns von
dem bösen, amen.
Unser herr Jesus Christ, in der nacht, da
er verraten war, nam das brod, dankt und
brachs, und gabs seinen Jüngern und sprach.
Nemet hin und esset, das ist mein leib, der fur
euch gegeben wird. Solchs thut zu meinem
gedechtnis.
Desgleichen nam er auch den kelch nach
dem abendmal, dankt, gab in den und sprach:
Trinket alle daraus. Dieser kelch ist das neu
testament in meinem blut, das fur euch ver-
gossen wird, zur vergebung der sünden. Solchs
thut, so oft irs trinket, zum meinem gedechtnis.
Und nach dem die elevatio, aus guten und
wichtigen ursachen, in vielen kirchen dieser und
anderer land abgethan ist, sol sie an allen orten
unterlassen werden. Damit die ungleicheit nicht
gezenk bringe.
Nach dem die wort des testaments gesungen
sind, communicire man das volk mit beider ge-
stalt, nach der einsetzung des herrn Christi, und
nicht anders.
Unter der communion singe man Jesus Christus,
unser heiland. Item, Gott sei gelobet, Agnus dei,
Esaia, dem propheten. Und so der communi-
canten viel sind, singe man den CXI. psalm: Ich

danke dem herrn von ganzem herzen. Wie er
im deudschen gesang buch stehet. Desgleichen
andere deudsche geistliche lieder. Und zum be-
schlus: Christe, du lam gottes.
Nach der communio lese der priester diese
collecten.
Wir danken dir allmechtiger herr gott, das
du uns durch diese heilsame gabe hast erquicket,
und bitten deine barmherzigkeit, das du uns solchs
gedeien lassest zu starkem glauben gegen dir,
und zu brünstiger liebe unter uns allen.
Benediction gegen dem volk.
Der herr segne dich und behüte dich.
Der herr erleuchte sein angesicht uber dir,
und sei dir gnedig.
Der herr erhebe sein angesicht uff dich, und
geb dir friede. Amen.
Denn singe man zum beschlus: Erhalt uns
herr bei deinem wort. Item, Verleihe uns friede
gnediglich.
An Sonntagen und feiertagen, wenn keine communicanten
da sind.
Der priester spreche erstlich die beicht, gebet
und absolution, wie oben angezeigt.
Darnach singe man ein deudschen psalm oder
zween oder Alleine gott in der höhe sei ehr, oder
andere geistliche geseng.
Darnach eine collect.
Denn die epistel.
Darnach aber einen psalm.
Darnach das evangelium.
Das patrem.
Wir glauben.
Denn die predigt, mit dem gebet, wie oben
gemeldet.
Und dieweil die zeit nicht communicanten da
sind, sol der prediger davon ursach nemen, das
volk zu vermanen, das sie öfter zur communio
komen wollen, aus vielen ursachen.
Erstlich ist gewislich war, wo das herz kalt
ist, in betrachtung der sünden, und in der an-
rufung, da ist auch der trost und die communio
weniger geachtet. Und aus dieser ursach ist fur-
nemlich die erste gewonheit geendert worden.
Denn da das volk faul und kalt worden ist, haben
ire sünd und den trost nicht geachtet und rechte
anrufung nicht verstanden, haben sie die com-
munio nicht verstanden, haben sie die communio
auch unterlassen.
Nu sollen wir teglich, fur und fur, unsere
sünd betrachten und herzlich fur gottes zorn er-
schrecken und ernstlich bitten, das uns gott gnedig
sein wolle, um seines sons willen.
Und wo nicht herzliche begir ist zur com-
munio, da ist gewislich keine ernstliche reu und
schrecken fur den sünden.
 
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