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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0271
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Klosterordnung von 1572.

255

Von gelübden.
Dass man aber fürgibt, die closterjungfrauen
habens gott dem allmächtigen gelobet und ver-
heissen, diesen orden, kleider und regel nicht ab-
zulegen, ist öffentliche göttliche wahrheit, was man
gott gelobet und verspricht, das nicht wider gottes
word ist, dass man solches festiglich halten soll,
und ist kein höher gelübde, den das wir gott
vater, sohn und heiligen geist in der h. taufe
gethan haben, dass wir diesen einigen und wahren
gott erkennen, fürchten, lieben, vertrauen, an-
rufen, preisen und im heiligen creuz, das er einem
jedem nach seinem willen uffleget, gehorsam sein
und in unserm beruf gott und dem nechsten treu-
lich dienen wollen, davon der 50. psalm redet:
Bezahle dem herrn deine gelübde. Rufe mich an
in der noht etc. Was aber unrecht und wieder
gott ist, als wen Achas und Manasse gott zu ehren
geloben, dass sie ihre kinder durchs feuer auf-
opfern wollen; wen Herodes verspricht, Johannem
den teufer zu tödten, wen ein mönch gelobet, die
mess für die lebendigen und todten zu opfern,
die verstorbenen heiligen anzurufen, mit seinen
geukel werken ihm selbst und ander leuten
den himmel zu verdienen etc. Solche gelübde,
so wieder gottes gebot streben, soll man keines-
weges halten. Den so einer jungfrauen gelübde
nicht kräftig ist, wen ihr leiblicher vater dem-
selben widerspricht, Num. 30, vielweniger kann
es gelten, wen es gottes, des himmlischen vaters,
willen und befehl zuwider ist. Wie zuvor die
fürnemsten irthum, falsche gottesdienst, aber-
glaube und gotteslästerungen, zu welcher die closter-
jungfrauen sich durch ihre gelübde verpflichtet
haben, ordentlich nacheinander erzehlet sind,
welche in ihren fürstenthümern und landen ab-
zuschaffen und auszurotten, alle christliche fürsten
ihres tragenden fürstlichen amts halber schuldig sind.
Reformation der jungfraucloster.
Derohalben auch die durchlauchtigen und
hochgebornen fürsten und herren, herr Johanns
Albrecht und herr Ulrich, gebrüder, herzogen zu
Mecklenburg etc., nachdem i. f. g. in ihrem von
gott befohlenen fürstlichem amte sich schuldig
erkennen, in ihrer f. g. regirung vor allen dingen
gottes des allmächtigen ehr und sein göttliches
allein seligmachendes word und die reine wahre
christliche religion i. f. g. lieben getreuen unter-
thanen zu heil und seligkeit in i. f. g. fürsten-
thumen und landen, kirchen, schulen und clöstern
zu befördern und zu erhalten, haben i. f. g. vor
der zeit in i. f. g. jungfrauclöstern Dobbertin,
Ribbenitz, Malchow .und andern eine christliche
reformation fürgenommen und dieselbige durch
etliche, gottfürchtige, gelahrte, erfahrne dazu ver-

ordnete männer mit allen fleiss und treuen be-
sichtigen und visitiren und ein christliche ord-
nung, wie es mit christlicher lehre, gottseligen
gesängen und gottesdienst darin solte gehalten
werden, kürzlich fassen und den closterjungfrauen
zum theil zustellen lassen. Sind auch nachmals
des christlichen fürstlichen fürhabens und end-
licher meinung, dass i. f. g. die jungfrauen und
andere personen, so dieser zeit in i. f. g. jung-
frau closter sind, und vorthin mit i. f. g. vor-
wissen und bewilligung darein möchte genommen
werden, gnädiglich und mildiglich unterhalten und
mit aller nohtdurft versorgen wollen. Jedoch also
und mit diesem bescheid, dass sie sich vor ge-
melter i. f. g. christlichen ordnung und befehl,
welche ihr f. g. neulich übersehen, erwogen und
mit vorgehabtem etlicher i. f. g. fürnehmen land-
ständen und theologen raht verbessert und ver-
mehret haben, gemess und gehorsam verhalten.
Erstlich, die weil der grund aller christlichen
reformation und der born und quell unser ganzen
wahren religion und die einige unbewegliche
regel, darnach alle unser gedanken und lehr von
gottes wesen, willen und gutthaten und von dem
gottesdienst angestellet und gerichtet sein sollen,
allein das heilige göttliche word oder die einige
ewige und allein seligmachende lehr von gott und
unserm heiland Jesu Christo ist, welche er selbst
seiner kirchen offenbaret und in der heiligen gött-
lichen schrift gefasset hat, dadurch er uns seine
göttliche weisheit, ewiges leben und seligkeit mit-
theilet, und wir ihn widerum recht erkennen und
ewiglich preisen, sollen alle closterjungfrauen, so
itzund in den clöstern sein und hernachmals mit
unsern vorwissen darein genommen werden, gott
zu ehren und üm ihrer eigenen ewigen seligkeit
willen, diese einige ewige wahrhaftige lehre des
heiligen evangelii von wahrer erkäntniss und an-
rufung gottes und unsers heilandes Jesu Christi,
wie die in gottes word von gott selbst offenbaret
und in unser fürstenthumen und landen gemeinen
kirchordnung in ein kurz und gründliche summam
gefasst ist, fleissig lesen, lehren und von herzen
annehmen und dabei beständiglich bleiben und
verharren, und diese lehr, als die beste ordens-
regul, weit über St. Benedictus und Bernhardus
regeln halten und all ihr gedanken von gott,
glauben, thun und lassen gegen gott und menschen
darnach anrichten. Wie i. f. g. ihnen auch zu
diesen behuf der ganzen heiligen göttlichen schrift
und ihr f. g. kirchenordnung etliche teutsche
exemplar zustellen lassen , damit sie dieselben
ordentlich und fleissig lesen und daraus eine clare
und gründliche summam der ganzen christlichen
lehr nehmen und sich einbilden von allen haupt-
articuln, die ihnen zur bekehrung, zum glauben,
zu rechter anrufung, zum trost und unterricht von
 
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