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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0350
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Die freie Reichsstadt, Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf.

ordnungen Augsburgischer Confession konform sei, schlägt aber in Einzelheiten Verbesserungen
vor, auf die hier um so weniger einzugehen ist, als Alles beim Alten geblieben zu sein scheint.
Eine Ordnung für das Hospital zum Heiligen Geist vom Jahre 1602 findet sich im
Staatsarchiv.
V. Zur Geschichte des Schulwesens vgl. Ruge, Die Blüthezeit der deutschen Schulen
Lübecks in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Zeitschr. des Vereins für Lübeckische
Geschichte 8, S. 410—531. Dort wird auch über die ältesten Schulordnungen von 1551, 1555,
1573, 1589 (diese Ordnungen finden sich im St.-A. Lübeck, Index rer. eccles. Bl. 476 ff.), und
über die Schulvisitation von 1584 gehandelt. Abgedruckt sind die Schulordnungen von 1551,
1555 und 1573, sowie das Conventionalstatut der Schulmeister von 1585. Dedekind, Über
die Schulordnungen des Katharineums zu Lübeck von 1531—1891 (Beilage zu dem Jahresberichte
des Katharineums von 1911) druckt die Schulordnungen von 1531, 1571, 1620, 1621, 1775, 1801,
1839, 1859 und 1891 ab.
Über den Abriss der Homiletik, welchen der lübeckische Pfarrer Lüthken 1536 für die
Landpfarrer erscheinen liess, vgl. Lüdtke, in Zeitschr. des Vereins für lüb. Geschichte 9,
S. 170 ff., wo das Werk abgedruckt ist. Sein Titel lautet „Materia corrosa ex variis autoribus
pro aliquali ruralium praedicatorum instructiva apud Joannem Luthken, concionatorem Domensem
apud Lubecanos. — Lubecae Joannes Balhorn excudebat, 1536, 15 Bl., 80. —
Zu den Kirchenbüchern, die aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts, wenn auch
zunächst nur lückenhaft, erhalten sind, vgl. Hach, in Mittheil. des Vereins für lüb. Ge-
schichte 7, S. 38—44.

65. Der keiserliken Stadt Lübeck christlike Ordeninge tho denste dem hilgen Evangelio, Christliker leve,
tucht, frede unde enicheit vor de jöget in einer guden Scholen tho lerende. Unde de Kerken denere und
rechten armen Christlick tho vorsorgende. Dorch Jo. Bugen. Pom. beschreven. 1531.
[Vgl. oben S. 328.]

Summa der ordeninge edder eine vor-
rede Jo. Bugen. Pomern,
Vor de ioget möte wi hebben eine gude
schole, dar der borger kindere beter inne geleret
werden, wen bet to her, welk nu, gade gedanket,
mit gades hülpe und gnade wol schehen kan, dat
de gelerden ampte geistlike und werltlike erholden
mögen werden, wen sulke gelerede ioget upkümpt
und to mannen diet. Sülke ampte sint, schölen to
regerende und gades wort to predikende, mit under-
wisinge der conscientien. Item me bedarf to
hebbende syndicos, physicos, secretarios, scrivers
etc. Unde wen sulk schölegand mit etliken nicht
so kostele geret, dat se to sulken ampten denen,
so heft idt doch newerlde gerüwet, den de men
ein weinich geleret hebben, und könen ere kindere
unde früntschop ok to sülker lere holden und
werden gemeinlick frame unde tüchtige borgere
dar ut.
Me secht wol, dat etlike geleret sind, und dar
neven doch narren. Ick överst wet nicht, oft ok
sülke narren geleret sind. Ick wet överst wol,
dat me kunst misbruken kan. alse ok aller gaven
gades. Umme sülkes misbrukes willen möt me
gades gaven, de so notlik sind, den andern nicht

vorhindern. Dar mot jo ein Judas im spele sin,
scholde darümme de here Jesus neine apostle
hebben ? etc.
Sülken fliet iegen de jöget heft godt ge-
baden im olden testamente. Ok hebben do de
hilligen propheten studenten bi sik ghaet, de
gades wort und de hillige scrift studereden, welke
in der biblie werden genömet filii prophetarum.
Und Christus sprekt im nyen testamente Mathei 18.
Wol dar annimpt sülck eine iungen in minen namen,
de nimmet mi sülven an. De överst ergert einen
van sülken kleinen, dem were idt beter, dat me em
einen mölen stein tom halse bünde, und würpe int
depe mehr. Dat rechte annement is, dat me de
kindere tom besten holt. De grötste ergernisse
is, dat me se nicht tom besten holt, und verachtet
so gades fine gaven und schöne ingenia der kindern,
de wol geschicket weren.
Ein iewelik vader und moder is schüldich, ere
kindere im huse to lerende. Overst sülck ein
schole denet noch vele mer to der sake, alse am
dage is, so se anders recht vorordent wert, und
dar baven ane dat, so könen de gelerden ampte
tom wertliken regimente und tom worde gades
edder tor selen salicheit ane sülke ordentlike
scholen nicht erholden werden. Wi meinen, dat
 
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