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Das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln.
dass nicht alsbald ein weib von ihrem manne,
oder der mann von seinem weibe sich hiedurch
wegen etwa eines weinigen sauren strausses oder
ehelichen ungewitters scheiden zu lassen, behelfen
und gebrauchen müge. Aber wegen solcher ur-
sachen eheleute zu scheiden, ist uns fast bedenk-
lich, weil die schrift diese ursachen nicht meldet,
auch Ambrosius, welcher zur zeit Theodosii ge-
lebet, solcher constitution in ehescheiden zu ge-
horsamen, sich beschweret hat. Denn also schreibet
er lib. 8. sup. cap. 16 Lucae, da er auf Theo-
dosii constitution siebet: Dimittis uxorem, quasi
jure sine crimine, et putas id tibi licere, quia
lex humana non prohibit, sed divina prohibet.
Qui hominibus obsequeris, deum verere. Audi
legem domini, cui obsequntur etiam qui leges
ferunt. Quos deus conjunxit, homo non separet.
Ist derhalben geferlich, ex foro politico solo
wollen ohn ausdrückliche helle göttliche schrift ur-
sachen nehmen, welche in foro conscientiae sollen
in divortiis gelten. Derwegen sol man solchen
wütrigen bösen leuten auf andere wege steuren.
Was aber belanget aussatz und dergleichen
seuche und krankheit, welche nicht können ge-
heilet werden, desgleichen auch diebstall, mord,
verfestungen, und des landes vorweiset, auch un-
fruchtbar sein etc., kan keine ursache werden,
darumb vorehelichte personen möchten gescheiden
werden. Denn in krankheiten, armut und der-
gleichen elende, so durch gottes verhenknusse nach
dem vorlöbnisse, oder auch in stehender ehe ein-
fallen, muss ein teil mit dem andern vor gut
nehmen, und ihm sein creutz mit gedult tragen
helfen, L. 24 §. Sin autem C. de donat. int. vir.
et uxo. 1.1. C. de repudiis. Novel. de nup. §
deportatio.
Zum vierten, von gerichtes kesten.
Es ist natürliches, auch beschriebenen rechtes,
wer einem andern mutwilligen schaden zutreibet,
denselbigen ihm billig solle wiederumb erlegen,
und dasss auch in allen gerichten, welche frevent-
lich und mutwillig, ohn notwendige ursache
andere leute in gerichts unkosten führen, zu er-
stattunge des aufgedrungen schadens angehalten
und vorteilet werden. Also ordnen und setzen
wir auch in dem fall, und wollen ernstlich, dass,
welche wider diese unser ordnunge von ehesachen
handeln, und etwas richtliches fürnemen werden,
und ihre angefügte klage zu rechte, wie billig und
ihnen gebüret, nicht zur genüge erweisen und
beibringen, und also oder in andere wege, ihre
gegenteil mutwilligen in nachtheil, schimpf,
schmach, unkosten und schaden treiben werden,
dass unsere vorordente eherichter in ihren ur-
teilen, solchen schaden dem niederfelligen und
verlustigen parte sollen auferlegen, ihrem gegen-
teil genzlichen wiederumb in vierzehn tagen zu
bezalen. Es were dann, das etwas ursachen
weren, und solche umbstende des handels für-
fallen möchten, umb deren willen man die schaden
und unkosten beiderseits vorgleichen und gegen
einander aufheben müste.
Entlich, wo auch solche ehesachen fürfallen
und streitig werden solten, davon in dieser unser
ordnunge keine meldunge geschehen, und derwegen
wir keine austrügliche vorordenunge gemacht hetten,
sol darin von unsern vorordenten consistorialen
nach heiliger göttlicher schrift und gemeinen be-
schriebenen kaiserrechten, auch ander wolbestelleter
evangelischen consistoriorum vorordnungen, getreu-
lich und fleissig procediret, decidiret, gesprochen
und gehandelt werden.
Das ander theil von ehesachen,
belangend die vorbotene gradus, das ist, wie nahe
oder fern ein christ mit gutem gewissen sich
mit seinen blutfreunden, oder auch beschwegerten
personen in diesem fürstenthumb Niedersachsen
befreien und vorheiraten müge.
[Ehehinderniss der Verwandtschaft, in gerader
Linie unbegrenzt, in der Seitenlinie bis zum dritten
Grad, aber nur bei der ungleichen Linie, während
der dritte Grad der gleichen Seitenlinie kein
Hinderniss bildet. Ebenso bei Schwägerschaft.]
Das sechste theil.
Von schulordnungen.
Dass an den schulen recht und wol zu be-
stellen und erhalten, allen emptern und stenden
auf erden hoch und viel gelegen sei, bedarf nicht
lenger uberweisung, noch vieler wort, sintemal
zu jeder zeit die erfahrunge und not hievon ge-
nugsam zeuget. Denn wo die jugend nicht von
kindes beinen auf christlich, wol und erbarlich
erzogen wirt, kann nichts anders denn nur frech,
wild und ungeheures gesindlein daraus werden,
nach den alten sprichwörtern: Jung gewonet, alt
gethon. Quod nova testa capit, inveterata sapit.
Quo semel est imbuta recens servabit odorem
testa diu. Was Henslein nicht lernet, das wirt
Hans nimmer wissen. Und ist nicht unbekand,
was hievon der beide Lycurgus mit seinen beiden
hunden, welche ungleicher weise erzogen waren,
offentlichen erwiesen hat. Plutarch. de educatio.
liberorum.
Weil derhalben wegen der angeboren erb-
sünde aller menschen herzen, dichten und trachten
nur eitel böss ist, und zu allem argen geneiget,
so ist fleissige kinderzucht hoch nötig, dahin die
schulen fürnemlich gehören, damit der alte Adam
Das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln.
dass nicht alsbald ein weib von ihrem manne,
oder der mann von seinem weibe sich hiedurch
wegen etwa eines weinigen sauren strausses oder
ehelichen ungewitters scheiden zu lassen, behelfen
und gebrauchen müge. Aber wegen solcher ur-
sachen eheleute zu scheiden, ist uns fast bedenk-
lich, weil die schrift diese ursachen nicht meldet,
auch Ambrosius, welcher zur zeit Theodosii ge-
lebet, solcher constitution in ehescheiden zu ge-
horsamen, sich beschweret hat. Denn also schreibet
er lib. 8. sup. cap. 16 Lucae, da er auf Theo-
dosii constitution siebet: Dimittis uxorem, quasi
jure sine crimine, et putas id tibi licere, quia
lex humana non prohibit, sed divina prohibet.
Qui hominibus obsequeris, deum verere. Audi
legem domini, cui obsequntur etiam qui leges
ferunt. Quos deus conjunxit, homo non separet.
Ist derhalben geferlich, ex foro politico solo
wollen ohn ausdrückliche helle göttliche schrift ur-
sachen nehmen, welche in foro conscientiae sollen
in divortiis gelten. Derwegen sol man solchen
wütrigen bösen leuten auf andere wege steuren.
Was aber belanget aussatz und dergleichen
seuche und krankheit, welche nicht können ge-
heilet werden, desgleichen auch diebstall, mord,
verfestungen, und des landes vorweiset, auch un-
fruchtbar sein etc., kan keine ursache werden,
darumb vorehelichte personen möchten gescheiden
werden. Denn in krankheiten, armut und der-
gleichen elende, so durch gottes verhenknusse nach
dem vorlöbnisse, oder auch in stehender ehe ein-
fallen, muss ein teil mit dem andern vor gut
nehmen, und ihm sein creutz mit gedult tragen
helfen, L. 24 §. Sin autem C. de donat. int. vir.
et uxo. 1.1. C. de repudiis. Novel. de nup. §
deportatio.
Zum vierten, von gerichtes kesten.
Es ist natürliches, auch beschriebenen rechtes,
wer einem andern mutwilligen schaden zutreibet,
denselbigen ihm billig solle wiederumb erlegen,
und dasss auch in allen gerichten, welche frevent-
lich und mutwillig, ohn notwendige ursache
andere leute in gerichts unkosten führen, zu er-
stattunge des aufgedrungen schadens angehalten
und vorteilet werden. Also ordnen und setzen
wir auch in dem fall, und wollen ernstlich, dass,
welche wider diese unser ordnunge von ehesachen
handeln, und etwas richtliches fürnemen werden,
und ihre angefügte klage zu rechte, wie billig und
ihnen gebüret, nicht zur genüge erweisen und
beibringen, und also oder in andere wege, ihre
gegenteil mutwilligen in nachtheil, schimpf,
schmach, unkosten und schaden treiben werden,
dass unsere vorordente eherichter in ihren ur-
teilen, solchen schaden dem niederfelligen und
verlustigen parte sollen auferlegen, ihrem gegen-
teil genzlichen wiederumb in vierzehn tagen zu
bezalen. Es were dann, das etwas ursachen
weren, und solche umbstende des handels für-
fallen möchten, umb deren willen man die schaden
und unkosten beiderseits vorgleichen und gegen
einander aufheben müste.
Entlich, wo auch solche ehesachen fürfallen
und streitig werden solten, davon in dieser unser
ordnunge keine meldunge geschehen, und derwegen
wir keine austrügliche vorordenunge gemacht hetten,
sol darin von unsern vorordenten consistorialen
nach heiliger göttlicher schrift und gemeinen be-
schriebenen kaiserrechten, auch ander wolbestelleter
evangelischen consistoriorum vorordnungen, getreu-
lich und fleissig procediret, decidiret, gesprochen
und gehandelt werden.
Das ander theil von ehesachen,
belangend die vorbotene gradus, das ist, wie nahe
oder fern ein christ mit gutem gewissen sich
mit seinen blutfreunden, oder auch beschwegerten
personen in diesem fürstenthumb Niedersachsen
befreien und vorheiraten müge.
[Ehehinderniss der Verwandtschaft, in gerader
Linie unbegrenzt, in der Seitenlinie bis zum dritten
Grad, aber nur bei der ungleichen Linie, während
der dritte Grad der gleichen Seitenlinie kein
Hinderniss bildet. Ebenso bei Schwägerschaft.]
Das sechste theil.
Von schulordnungen.
Dass an den schulen recht und wol zu be-
stellen und erhalten, allen emptern und stenden
auf erden hoch und viel gelegen sei, bedarf nicht
lenger uberweisung, noch vieler wort, sintemal
zu jeder zeit die erfahrunge und not hievon ge-
nugsam zeuget. Denn wo die jugend nicht von
kindes beinen auf christlich, wol und erbarlich
erzogen wirt, kann nichts anders denn nur frech,
wild und ungeheures gesindlein daraus werden,
nach den alten sprichwörtern: Jung gewonet, alt
gethon. Quod nova testa capit, inveterata sapit.
Quo semel est imbuta recens servabit odorem
testa diu. Was Henslein nicht lernet, das wirt
Hans nimmer wissen. Und ist nicht unbekand,
was hievon der beide Lycurgus mit seinen beiden
hunden, welche ungleicher weise erzogen waren,
offentlichen erwiesen hat. Plutarch. de educatio.
liberorum.
Weil derhalben wegen der angeboren erb-
sünde aller menschen herzen, dichten und trachten
nur eitel böss ist, und zu allem argen geneiget,
so ist fleissige kinderzucht hoch nötig, dahin die
schulen fürnemlich gehören, damit der alte Adam