Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0571
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Kirchenordnung von 1556.

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gebruket werden, ock na der ordnung ehrer an-
nehminge, den sövenden de andern denere]1), alse
köstere, organisten, na der ordeninge, alse ein
idtliker to sinem ampte gekamen.
Up dat alle dinge also wo geordent truwlick
unde schicklick to förderinge göttliker ehre und
gemeiner selen salicheit stedes geholden werden,
und alle gebreke, so in den carspellen unde capellen
binnen Hamborg, ock in allen kärcken, under
des erbarn rades gebede belegen, angetöget, ge-
höret, und gebetert mögen werden, schollen alle
pastoren, lectores, capellane, denere, köstere, orga-
nisten und alle andere karckendenere tom gades-
denste verordent binnen Hamborg, nemande ut-
genamen, ock alle pastores buten Hamborg under
des erbarn rades gebede gesäten, twischen paschen
unde pingesten am mandage negest na Miseri-
cordias domini jarlick to Hamborg in S. Marien
Magdalenen huse in dem groten sal to söven slegen
tohope kamen, se aldar der allernödigesten puncten
unser kärcken ordination, dorch den superinten-
denten to verinnernde, up dat vordan unweten-
heit nemande van enen möge entschuldigen.
Dewile ock sünst dagelikes [vele]2) vorfallen
kan, dat nene lange vorwilinge liden will, schollen
de pastores der kärcken to Hamborg, sampt dem
secundario lectore, alle dre weken up gelegene
stede und tidt tohope kamen, unde dar sampt
dem superintendenten beratslagen, wat to förde-
ringe göttliker ehre unde denstes, to heil unde
salicheit der ganzen kärcken, to frede, fründschop
unde gedient unser stadt, in ehrem ampte sie to
donde unde vortosehende, unde schal to allen
tosamenkümsten und beratslagungen des super-
intendenten und der herren pastoren de secundarius
lector sünst mit gefordert werden.
Van dem ehestande.
In dem vortruwende averst schall düsse folgende
form und ordeninge geholden werden:
De prester schall up dat korteste antögen,
wo gott de allmächtige den ehestant to sinen
ehren unde unsen framen hebbe angesettet, unde
wo sick ehelüde gottfrüchtig unde recht bi ein-
ander ere ganze levendtlanck schicken schollen.
Darna schollen de personen gefraget werden, effte
de eine den andern [ehelick]3 begehre, und na ge-
höreder antwort se tohope geven, wenn se averst
tohope gegeven sint, schollen sick de vortruwe-
den wedder up de knee setten, unde schall [aver
se]4 eine düdesche collecte edder gebet ut dem
boke gelesen, unde darmit gade befahlen weren.

1) Fehlt in CI. 1 Lit. O c. No, 5 und in III. A. 1. a.
2) Ebenso.
3) Fehlt in CI. 1 Lit. O c. No. 5.
4) Ebenso.

To düsser behoff unde to döpende schall ein
sünderlick ehrlick bock in allen carspelkärcken to-
gerichtet werden, darinne alle gebede unde collecten
geschreven, de bi der döpe, bi dem truwende unde
bi der institution der kärkendenere schollen ge-
bruket werden, up dat alles in den kärcken sine
ordeninge, und ein ehrlick, löfflick, gottfrüchtig
unde christlick ansehent hebbe.
Na demmale idt unbillick, ungöttlick und
unrecht, dat werltlicke geprenge mit dem gades-
denste und des sacramentes dispensation ge-
menget werde, schollen de ceremonien mit
figuralgesange und anderm spele, so ein erbar
radt in der karcken vor unde na dem tohope-
gevende mochte verordenen, nicht eher angefangen
werden, de misse, communion und alle gades-
denste sint den alle ganz und gar geendiget. Idt
schal ock de ganze misse umme des brüdigams
unde der brudt willen nicht gefigureret werden.
Christus hefft de dispensation des sacramentes
sines lives und blodes, und nene brudtmisse tom
geprenge verordenet unde angesettet. Darümme
schall de gadesdenst na siner wantliken ordeninge
geholden werden, und mit neuen brudtgeprenge
vermenget edder verhindert werden.
Dewile idt denn ock billick, recht unde nödig,
dat under den christen tucht, döget unde erbar-
heit, und wolgegründede rechtmetige politie unde
ordeninge flitich unde unverbraken geholden, unde
ärgernissen verhödet werden schollen, is unse befehl
und wille, dat in den graden, so in den rechten
vorbaden, nemant to Hamborg unde in erem gebede
ane willen unde fullbort des erbarn rades, des
superintendenten unde der pastorn tohope geven
werde. Dessgeliken gebeden und willen wi, dat
idt ock also geholden werde mit den ehelüden,
de van einander gelopen sint, unde sick vorlaten
hebben, so de beide, edder einer van den sick
wolde mit einen andern voreheliken unde to-
hope geven laten.
Van visitation der scholen.
De superintendente edder averste prediger,
und de ver pastoren, neven den ver radespersonen
unde neven den twölf averolden, schollen alle jare
de schole visiteren, to besehen, effte idt ock in
allen dingen na der ordeninge ersten angenamen
recht togahe. Ock schollen nene winkel scholen
gestadet werden, dardorch der rechten guden schole
möge affbröke geschehn. Idt schollen ock de rector
unde andere scholen denere dem superintendenten
unde sinen mitvisitatoribus gehöre geven, unde
dersülven befehl leven, unde in allen puncten und
vorschlägen eren radt unde wolmeininge gehorsam-
lick folgen unde nasetten.
Nademe men ock in erfaringe kumpt, dat
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