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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0057
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Kirchenordnung 1543

und düdesch, wo men de predicanten und schole-
gesellen schal besolden und ehrlich holden etc.,
alles tho denste der ersten ordeninge Gades,
dat Gades wort gehöret und geleret werde, dat
wy lüde uptheen, de namals ock Gades wort
van sich leren könen, dat is, alse thovorne uth
Paulo gesecht is van disser andern ordeninge:
Ut omnia ordine fiant [1. Kor 14,40].

Tho disser ordeninge, de christlick und göt-
lick is, geordnet allene tho denste der ersten
ordeninge (welcke Gades wort und bevehel is),
bedarve wy ock nenes concilien. Denn nemand
dorf gedenken, dat de pawest edder ein cardinal
hyr tho uns kame und make uns ehrlike ben-
ken in unsen kercken, vorordene uns locaten in
unser scholen, bestelle by den kösteren, wo se
lüden scholen, geve den predicanten und andern
kercken- und scholendenern den solt etc. Wat
harren und narren wy? Sülck mothen wy vor
uns vorschaffen, dat wy by uns erholden Gades
ordeninge und wort, uns bevalen. Wy hebben
anders nenen Got und nenen Christum wedder
dat erste geboth: Du schalt nicht andere gödere
hebben [Ex 20,3].

Disse andere ordeninge is nicht in allen ker-
ken allens, sunder werd gemaket und geholden
in ener jowelcken kercken, alse yd sick upt ehr-
likeste und bequemeste schicken wil tho Gades
worde und ordeninge und bevehel to erholdende.
Darumme, went ock von nöden würde syn, dat
me moste wat vorandern van disser andern
ordeninge, so schal doch de voranderinge ordent-
lick und nötlick gescheen anders nicht, denn
ock der ersten ordeninge Gades tho gude. Süs
schal me de ganze gemene berouwen lathen
in solcken guden ordeningen, tho Gades worde
und ordeninge angenomen und men schal nicht
staden, dat ein jowelick unrouwich mynsche
wat nyes make. De predicanten, de lust hebben,
wat nyes tho makende wedder gude angenamen
christlike und ehrlike ordeninge, sind gecke.
Wente sind se gude und frome predicanten, so
hebben se wol wat anders und alto vele tho
schaffende, dat se sülcks wol vergeten.

12b == Skapulier.

Overst by lyve scholen wy uns jo höden, dat
wy uth disser andern ordeninge nicht nötlike
gadesdenste maken, dar wy afflath und sali-
cheit inne soken und uns sunde maken, wenn
wy nicht uth vorachtinge, sunder ungeverlick
tho tyden alles so helden, alse de düvelsch und
antichristleren uns solcker gadesdenste leider
vele gemaket hebben. Wente dat were des düvels
ordeninge, darmede de erste gadesordeninge vor-
drücket und vorstöret würde, alse under dem
antichristischen pawestdome gescheen is.

Twe andere ordeningen.

Over disse twe götlike und christlike orde-
ningen, darvan gesecht is, sind noch twe andere
ordeningen, de men by den phariseyern und
schriftgelerden, by den papen und mönniken
nömet götlike und hillige, doch mit lögene.
Alle lögene is vam düvele, darumme sind disse
ordeningen edder vele lever unordeningen (2.
Thess. 3 [6.11]) düvelsleren, 1. Tim. 4 [1].

De erste is des düvels kinderspil und unnütte
ding, wen de bisschoppe sick leckeren, dat ein
jowelick wil wat sunderges maken und de
monneke stedes wat nyes und sunderges er-
denken in den dingen, de van Gade noch geba-
den noch verboden sind, dar men van mach
seggen. Schadet yd doch nicht, men kan yd wol
holden ane sünde. Alse ick mit einem swack-
gelövigen vasten mach, vische ethen und vyren,
dat ick en nicht ergere. Ja, worumme hebben de
düvelsleren mit dem kinderspele unse armen
brödere darhen gebracht, dat wy, de wy de
warheit erkennen, uns früchten mothen, se tho
ergerende? Worumme hebben se dat nicht fry
gelaten, dat Got nicht hadde gebaden? In dissem
tale sind, wenn de bisschoppe sunderge vastel-
dage und sunderge vyrdage maken und de
mönneke maken graue, swarte, wytte, bunte
cappen, eine nonne settet dre doke up, dar ein
arme fruwe kume einen hefft. Wenn se setten,
wo breid des Benedictiner schepeler 12b schole
syn, wo breid der Augustiner gordel, wo lang des
Barvothen strick und welcke und wovele knup-

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