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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0058
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Wolfenbüttel

pen yd schal hebben, yd mod ock ein Brigitti-
ner einen sundergen knevel an mantele hebben.
Ein jowelick orden moth jo upt flitigeste tho-
sehen, dat he nicht gekledet sy alse de andern,
nicht leve alse de andern, nicht doh alse de
andern. Wortho denet doch solck kinderspil?
Denet yd ock tho der ersten ordeninge Gades,
tho Gades worde und dem hilgen evangelio?
Jawol, yd denet vele mehr dartho, dat de vor-
vörede lüde thom lesten ere conscientien daran
hengen und vallen vam geloven. Men maket
den lüden darmede so vele tho schaffende, dat
se vom geloven Christi vallen, 1. Tim. 4 [1],

Dit seggen wy gelick, efft id mögelick were,
dat de minschenleren und minschengebade wat
lereden und geboden, dat men ane sunde wol
holden konde, alse einen Frydach mit den an-
dern vasten, ein augustinergordel dregen etc.
Alse de mönneke und nonnen mit erer hüchelye,
nu se mit der warheit overwunnen sind, uns ant-
werden: Ich weth wol, dat my myne cappe nicht
kan salich maken etc. Overst se legen, dat se yd
weten und dryven mit erer observantien dat
wedderspel. Alse Paulus secht Tit. 1 [16]: Se seg-
gen, dat se Got erkennen, överst mit den werken
vorlöchen se yd, dewile se sind, an welcken Got
gruwel hefft, und nicht hören und sind tho allen
guden werken undüchtich.

Wy weten hütes tages nicht by den papen und
mönniken und in aller antichristischer leren und
mynschengebaden, dat wy könden setten edder
rekenen in dit kinderspel, wente hyr scholden in
gehören sülcke gesette, de de lüde möchten fry
holden ane vare erer conscientien und ane schade
eres geloven und weren doch unnütte degedin-
ge 12c, de nergend vohr kamen. Overst se hebben
nen ding, ock dat allerringeste nicht anders ge-
settet, geleret und gebaden, wenn dat de conscien-
tien darmede bestricket scholden syn, hebben dar-
dorch, wenn se id helden, afflath und vordenst

12c Verhandlungen, Prozesse, vgl. Schiller und
Lübben, Bd. 1, S. 494 f.

13 Vgl. z. B. die Salzweihe bei der Taufe: Rit.
Rom. P. I, Tit. II, Cap. II, S. 17; auch „Benedic-
tio salis in honorem S. Huberti Ep.“: Rit.
Rom. P. II (Appendix), Benedictiones Approba-

und salicheit gesocht und misgelovet, hebben
sick sunde gemaket, wenn se id nicht helden.
Welcke sind de rechten düvelsleren und anti-
christische vorvöringe, dar uns Christus und de
apostele vor gewarnet hebben. Darumme wyllen
wy seggen van der andern düvelsordeninge.

De andere ordeninge is des düvels gökelspil,
darmede he dorch syne bisschoppe und misse-
papen, de vam geloven gevallen weren, vor-
blendet hefft dejennen, de nicht lust hadden
thor warheit (2. Thess. 2 [10]), dat se möten ge-
löven der lögene und kreftigem erdom. Se heb-
ben verordenet edder vorkeret ock des düvels
kinderspil, de unnütte geckwerke (de se geböden
und dar se hilge ordene van makeden) un ein
göckelspil des düvels, alse gesecht is, dat men
van dem vastende und vyrende makede nödige
gadesdenste, de men holden moste und dar men
sünderlick afflath, gnad und vordenst und dat
ewige levent mede könde vordenen. Se makeden
van eren cappen und orden, van eren erdichten
religionen und valschen gadesdensten statum
perfectionis, dar se nicht alleine genoch dohn
vor ere sunde und dat ewige levent erwerven,
sunder ock noch vele mehr dohn, wenn en Got
gebaden hefft und vordenen ock ander lüden tho
gude und vor sick sülvest sunderge kronen im
hemmele. Welck ein swarmerye hebben se ge-
maket mit dem denste der hilgen, de hefft men
ock vasten, vyren und anropen leret, welck is
ware affgöderye geweset. Overst de gröste ga-
desdenst is by ehn geweset de offermisse, dar-
mede se vele tho schaffende hadden in erem
erdichteden und erlogenen vegevüre, dat is ein
grot gruwel vor Gade geweset wedder den be-
vehel und insettinge Christi vam sacramente.
Dartho so hebben se uns geleret und vorordenet
edder verkeret ere wyet solt 13, ere wyewater 14,
de düvele und alle böse darmede tho vordry-
vende, tho suntheit und salicheit lyves und der

tae 7, S. 673. — Im Uebrigen gab es Salzwei-
hen bei vielen Anlässen, vgl. A. Franz, Die
kirchlichen Benediktionen. Bd. I, S. 154 —192,
S. 221 — 229.

14 Zur Wasserweihe vgl. S. 27 und Anm. 6.

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