Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Wolfenbüttel

regiment denen könen, Gade und synem leven
Söne Jhesu Christo, unsem Heren, tho ehren. Dat
drüdde del van gemeinem kasten in allen par-
kerken, van allen kerckgüdern und presterleh-
nen und inkamende etc. anthorichtende, daruth

de diaken edder kastenheren ehrlick versolden
mögen de predicanten, kercken- und scholen-
denere. Item: De kercken in buwelickem wesende
holden und arme lüde versorgen.

Dat erste del disser ordeninge: van unsen kercken, van der christliken lere

und ceremonien.

Van der lere.

EVANGELION] De predikere scholen predi-
ken vor alle dink tom erste bote und vorge-
vinge der sunden im namen Christi, alse Chri-
stus secht Luce ultimo [Luk 24,47]. Dat is dat
rechte evangelion Christi, dat wy allene dorch
Christum, so wy an en gelöven, vorgevinge der
sunden krigen, kinder Gades und ewich salich
werden, hebben einen gnedigen Vader im hem-
mel, weten, worup wy leven und wor wy tho
huss hören, wenn wy sterven, und hebben den
hilgen Geist und sölcken möt und kintlick herte
tho Gade, dat wy in allen nöden lyves und der
seelen tho em alse de kinder thom Vader lopen
könen und bidden van em im namen Christi
allent, wat wy willen. Is dat nicht eine grote
unuthsprecklike gnade Gades dorch Christum
allene, de uns in dem evangelio angebaden wert
und wy se annehmen mit den geloven an Chri-
stum. Alse Christus secht Joh. 14 [6]: Ick bin de
wech, de warheit und dat levent. Nemand kompt
thom Vader ane alliene dorch my. Und Petrus,
Act. 4 [12]: Nen ander name is den lüden gege-
ven under dem hemmel, dardorch wy könen
salich werden, sunder allene de name Jhesu
Christi. Und Paulus, Gal. 2 [16]: Scientes que non
iustificatur homo ex operibus legis, nisi per
fidem Jesu Christi. Den articulum justificationis,
dat is, wo wy unser sunde los und rechtferdich
werden vor Gade geachtet, nemlich allene dorch
den geloven an Christum, schal me uns vlitich
und reine prediken, dat wy Jesum Christum,
den Söne Gades, umme unsentwillen minsche
geworden, recht leren mit syner erlösinge er-
kennen und van dage tho dage wassen und

16a Das Santeln = Weihen des Pfaffen.

thonemen in syner erkentnisse, Phil. 3 [8ff., vgl.
2. Petr 3,18] etc. Went men des artickels justifi-
cationis feilet, so is yd alles verlaren. Wenn
men overst den artikel vlitich mit der lere dri-
vet, so werd uns gewisse salicheit angebaden
in Christo Jesu, unsem Heren. Amen.

GUDE WERKE] Thom andern scholen de pre-
dicanten darna ock leren, dat de kinder Gades
ock gude werke dohn und heven an, den olden
Adam in sick tho dödende mit synen lüsten, dat
wy nicht dohn allent, wat uns gelüstet, Eph. 4,
5, 6. Gude werke overst sind alleine, de Got in
den tein gebaden van uns fordert: van herten
Gott leven und unsen negesten leven, dar werde
wy altho vele tho dohnde krigen, also dat wy
ock noch möten ane underlath beden: Vorgiff
uns unse schuld, alse wy vorgeven unsen schül-
digern [Mt 6,12]. Mynschengebaden und min-
schenleren scholen uns nicht mehr erdichtede
gude werke und valsche gadesdenste maken.
Wente Christus secht uth dem Jesaia Matth. 15
[9]: Vergeves denen se my (dat is alle lere gades-
denst is verlaren und nichts), dewile se leren
mynschenlere und mynschengebade. Nen bisschop
hefft macht, unse nye gadesdenste tho makende,
de uns van Gade nicht sind bevalen.

DOEPE] Thom drüdden scholen de predikere
van der döpe und aventmal Christi leren, wortho
solcke sacramente uns gegeven sind und dat
men se nicht anders geve und neme, ock nicht
anders lere tho gevende und tho nemende, denn
alse Christus se ingesettet und bevalen hefft.
Papensantelent 16a und smerent bedarven wy thor
döpe nicht, wy willen nicht anders edder beter
gedöfft syn, denn alse Christus ingesettet und

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