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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0133
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Kirchenordnung 1569

den nicht stehen noch bleiben kan, wie die
schrift redet, 1. Tim. 5 [8]; 2. Pet. 1 [5]; Col. 3
[1 ff.]. Also redet auch die gemeine confession
in articulis schmalcaldicis 10: Es ist von nöten
zu wissen und zu lehren, wo die heiligen leute
uber das, so sie die erbsünde noch haben und
fühlen, darwieder auch teglich büssen und strei-
ten, etwa in öffentliche sünde fallen, das alß-
dann der glaube und heiliger Geist weg ist ge-
west; denn der heilig Geist lest die sünde nicht
walten und uberhand gewinnen, das sie voln-
bracht werde, sondern steuret und wehret, das
sie nicht muß thun, was sie will; thut sie aber,
was sie will, so ist der heilig Geist und glaube
nicht dabey. Haec ibi. Und die apologia 11 redet
auch so uber den spruch 2. Pet. 1 [10]: Thut
gute werke, das ihr in euren beruff verharret,
auf das die gaben des beruffs nicht wiederumb
verlohren werden, welche vorhin uns wieder-
fahren, nicht von wegen der folgenden werk.
Aber jetzund werden dieselben bewahret und
erhalten durch den glauben. Der glaube aber
bleibt in denen nicht, die den heiligen Geist
verlieren und die busse von sich stossen etc. —
Hieran ist gar hoch und viel gelegen, das die
lehre von guten werken auf beiden seiten wieder
die phariseer und Epicureer mit allem fleiß
woll verwahret werde.

Diese ursachen aber, warumb und wazu die
Christen nach der schrift gute werk thun sollen,
seind in confessione 12 et apologia 13 auß Gottes
worte fein kurz zusammengezogen, nemlich, weil
es Gott also haben will und befohlen hat, item
das wir dardurch den glauben uben, beweisen

10 Von der falschen Buße der Papisten. 43 f. Bek.
Schr. S. 448.

11 XX,12 f. Bek. Schr. S. 315 f.

12 XX,27 ff. Bek. Schr. S. 77 ff.

13 IV,189. Bek. Schr. S. 197; XX,13. Bek. Schr.
S. 316.

11 Uckeley, S. 45 — 49, bes. S. 47 f.

15 Gemeint sind hier offenbar die Loci. praec.
theol. 1543 (Loci theol. tertia eorum aetas).
Art. IX. De bonis operibus, De quarta questi-
one: Propter quas caussas facienda sunt bona
opera? — CR XXI, 775 — 780.

16 Vgl. im einzelnen der Reihenfolge nach: Von
den guten Werken, WA 6, S. 207, Z. 26 — 30;

und fest machen, damit auß den früchten jeder-
menniglich bekant werde, das wir warhaftig
ein guter baum und zum reich der gnaden be-
ruffen sein, auch darumb, das wir, dem lieben
Gott zu ehren, dankbar sein, mit der that
unsern glauben für aller welt bekennen und
viel leute damit zur bekerung bewegen, Gott
zum preiß, Matth. 5 [16]. Auch hat Urbanus
Regius die causas fein ördentlich und under-
scheidentlich gefasset in libello De formulis
caute loquendi 14, wie sie auch in Locis commu-
nibus Philippi 15 gefasset sein.

Lutherus pflegt diese lehre fein kurz zu fas-
sen in drey punkt: Erstlich soll man gute werke
thun umb Gottes willen 16, weil es sein befehl
und wille ist, Johann. 15 [1 ff.]; 1. Thessal. 4 [3],
weil er unser Vatter ist, das wir uns gegen ihm
als gehorsame kinder erzeigen, 1. Petr. 1 [13 ff.];
1. Johan. 3 [1], das wir Gottes nachfölger sein,
Ephes. 5 [1]; 1. Pet. 2 [21]; 1. Johan. 2 [6], wie
er uns geliebet und vergeben hat, Colos. 3 [13]; 1.
Johan. 4 [9 ff.], weil Christus sich für uns gege-
ben hat, auf das wir nicht der sünden dienen
sollen, sondern im neuen leben wandlen, Rom.
6 [1 ff.]; Tit. 2 [11 f.]; 1. Pet. 1 [3] und 2 [1 — 4];
Ephes. 2 [15 —17]; 2. Corin. 5 [9 ff.], und summa,
das Gott durch unsere gute werke gepreiset
werde, Matth. 5 [16]; Phil. 1 [11]; 1. Pet. 4 [11].
Zum andern sollen wir gute werke thun umb des
nehesten willen 17, das demselbigen damit ge-
dienet und geholfen werde in seinen nöten, 1.
Johan. 3 [11 ff.], das wir niemand ergernuß ge-
ben, 2. Corin. 6 [3]; Phil. 2 [14 f.] und die lehre
nicht verlestert werde, 1. Tim. 6 [1]; Tit. 2 [5],

ibid. S. 221, Z. 1 — 5; Gr. Kat., 4. Geb., 115 u.
126. Bek. Schr. S. 589 f. u. 592 f.; Von der Frei-
heit eines Christenmenschen, WA 7, S. 35, Z.
28—S. 36, Z. 10; Von den gut. Werk., WA 6,
S. 242, Z. 29 — 33; ibid., S. 225, Z. 10 — 19; Von
der Freiheit, WA 7, S. 30, Z. 15—S.31, Z. 8; Von
dem Sakr. d. Buße, 1519. WA 2, S. 720, Z. 1.
Von den gut. Werk., WA 6, S. 219, Z. 31 ff.

17 Von der Freiheit, WA 7, S. 34, Z. 24 ff.; ibid.
S. 35, Z. 28—S. 36, Z. 10; In ep. S. Pauli ad Gal.
comm. 1535. Zu 4, 6, WA 40 I, S. 573, Z. 26—29.
Von den gut.Werk., WA 6, S. 221, Z. 21—S. 222,
Z. 9; Von der Freiheit, WA 7, S. 36, Z. 27—30.

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