Wolfenbüttel
nach solcher handlung des worts, der sacrament
und des gemeinen gebets von der kirchen dahin
verordnet sind, das alles ehrlich und ördentlich
zur besserung zugehen möge; denn was Gott
selber außdrucklich verordnet und bevohlen hat,
das ist das fürnemste, daran es gar und alles
gelegen ist, das muß also und nicht anderst ge-
halten werden, dann wie es Gott in seinem
worte verordnet und bevohlen hat, darin muß
nichts geendert, darzu oder davon gethan wer-
den, wie Christus saget Matthei 28 [20]: Lehret
sie halten, was ich euch befohlen habe. Aber
mit menschlichen satzungen und ordnungen in
der kirchen hats viel ein andere meinung 91;
dann dieselbigen sollen in keinem wege gleich,
viel weniger höher und mehr geachtet und
gehalten werden, denn was Gott selber auß-
drucklich in seinem wort verordnet und be-
vohlen hat, sondern stehen in christlicher frey-
heit allein zu dem end, das Gottes bevelch
ehrlich, ördentlich und zur besserung in der ge-
meine möge verrichtet werden, 1. Corinth. 14 [12].
Es soll aber auch die gemein Gottes von
solchen freyen mittelceremonien fein gründlich
mit bescheidenheit berichtet werden, wenn man
menschensatzung im bapsthumb strafft, das es
nicht die meinung habe, als solte nun gar
keine ordnung in ceremonien gehalten werden;
dann Paulus spricht 1. Corin. 14 [33]: Gott ist
nicht ein Gott der unordnung, sondern will,
das in kirchenversamlungen alles ehrlich, ör-
dentlich und zur besserung zugehen soll, sondern
in des bapsts lehr von menschensatzungen wer-
den und sollen auß Gottes wort diese stücke ge-
straffet werden: Das der bapst viel satzungen
gemacht hat, die stracks wieder Gottes ordnung
und bevelch sein, als die opfermeß, die com-
munion under einer gestalt, anruffung der hei-
ligen etc., oder die doch ohne verletzung der
gebott Gottes nicht können gehalten werden, als
91 Vgl. hierzu FC,Ep X, 3,4. Bek. Schr. S. 814;
SD X, 9,15, 26 f., 30 f. Bek. Schr. S. 1056,1058 f.,
1062 f.
92 Zur Lehre von den „consilia evangelica“ u.
„opera supererogationis“, bzw. „perfectionis“
die gelübde der keuscheit derer, so die gaben
nicht haben etc. Und do gleich der bapst etliche
satzungen hat von freyen mitteldingen 92, so
henget er doch den wahn daran, das er lehret
und helt, das in solchen menschensatzungen ftir
sich selbst der rechte, wahre gottesdienst stehe,
ja, er heist es opera perfectionis, das ist solche
werk, die besser und Gott wollgefelliger sein
sollen, dann die gemeinen werk, so von Gott
in den zehen gebotten fürgeschrieben sein, und
nicht alleine das, sondern der bapst lehret, das
durch solche menschensatzungen die leute ver-
dienen können Gottes gnade, vergebung der sün-
den und die seligkeit nicht allein für sich,
sondern auch für andere leute. Und daher ist
komen, das solcher menschensatzungen so viel
worden sein, das man darunder schier nicht
hat kennen können, welchs Gottes bevelch und
ordnung were, dieweil man demselbigen die
menschensatzungen nicht allein vergleicht, son-
dern fast fürgezogen hat, und sein die gewissen
daran gebunden und damit verstricket worden
dermassen, als were es ein greuliche todtsünde,
solche menschensatzungen underlassen oder bre-
chen, etiam extra casum scandali, wenn gleich
niemand damit geergert würd. Weil aber diß
alles wieder Gottes wort und wieder die christ-
liche freyheit streitet, sollen und müssen sol-
che bepstische irrungen von menschensatzungen
in der kirchen frey und öffentlich auß Gottes
wort gestrafft werden, wie solche refutationes
in dem hie vorgehendem corpore doctrinae und
in andern reinen schriften die pastores werden
zu suchen und zu finden wissen.
Dagegen aber sollen die leute berichtet wer-
den, wie Paulus lehret 1. Corinth. 14 [40; 26], das
Gottes wille sey, wenn die gemeine zusamen-
kömpt zur handlung des worts, der sacrament
und des gebets, das alles soll fein ehrlich, ör-
dentlich und zur besserung zugehen und gehal-
vgl. Th. H. Simar, Lehrbuch d. Moraltheol. 3
1893, S. 45 ff., O. Schilling, Lehrb. d. Moral-
theol. 1. Bd. 1928, S. 189 — 198, ferner RE 3 4,
S. 274 f., RE 3 14, S. 417 f.
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nach solcher handlung des worts, der sacrament
und des gemeinen gebets von der kirchen dahin
verordnet sind, das alles ehrlich und ördentlich
zur besserung zugehen möge; denn was Gott
selber außdrucklich verordnet und bevohlen hat,
das ist das fürnemste, daran es gar und alles
gelegen ist, das muß also und nicht anderst ge-
halten werden, dann wie es Gott in seinem
worte verordnet und bevohlen hat, darin muß
nichts geendert, darzu oder davon gethan wer-
den, wie Christus saget Matthei 28 [20]: Lehret
sie halten, was ich euch befohlen habe. Aber
mit menschlichen satzungen und ordnungen in
der kirchen hats viel ein andere meinung 91;
dann dieselbigen sollen in keinem wege gleich,
viel weniger höher und mehr geachtet und
gehalten werden, denn was Gott selber auß-
drucklich in seinem wort verordnet und be-
vohlen hat, sondern stehen in christlicher frey-
heit allein zu dem end, das Gottes bevelch
ehrlich, ördentlich und zur besserung in der ge-
meine möge verrichtet werden, 1. Corinth. 14 [12].
Es soll aber auch die gemein Gottes von
solchen freyen mittelceremonien fein gründlich
mit bescheidenheit berichtet werden, wenn man
menschensatzung im bapsthumb strafft, das es
nicht die meinung habe, als solte nun gar
keine ordnung in ceremonien gehalten werden;
dann Paulus spricht 1. Corin. 14 [33]: Gott ist
nicht ein Gott der unordnung, sondern will,
das in kirchenversamlungen alles ehrlich, ör-
dentlich und zur besserung zugehen soll, sondern
in des bapsts lehr von menschensatzungen wer-
den und sollen auß Gottes wort diese stücke ge-
straffet werden: Das der bapst viel satzungen
gemacht hat, die stracks wieder Gottes ordnung
und bevelch sein, als die opfermeß, die com-
munion under einer gestalt, anruffung der hei-
ligen etc., oder die doch ohne verletzung der
gebott Gottes nicht können gehalten werden, als
91 Vgl. hierzu FC,Ep X, 3,4. Bek. Schr. S. 814;
SD X, 9,15, 26 f., 30 f. Bek. Schr. S. 1056,1058 f.,
1062 f.
92 Zur Lehre von den „consilia evangelica“ u.
„opera supererogationis“, bzw. „perfectionis“
die gelübde der keuscheit derer, so die gaben
nicht haben etc. Und do gleich der bapst etliche
satzungen hat von freyen mitteldingen 92, so
henget er doch den wahn daran, das er lehret
und helt, das in solchen menschensatzungen ftir
sich selbst der rechte, wahre gottesdienst stehe,
ja, er heist es opera perfectionis, das ist solche
werk, die besser und Gott wollgefelliger sein
sollen, dann die gemeinen werk, so von Gott
in den zehen gebotten fürgeschrieben sein, und
nicht alleine das, sondern der bapst lehret, das
durch solche menschensatzungen die leute ver-
dienen können Gottes gnade, vergebung der sün-
den und die seligkeit nicht allein für sich,
sondern auch für andere leute. Und daher ist
komen, das solcher menschensatzungen so viel
worden sein, das man darunder schier nicht
hat kennen können, welchs Gottes bevelch und
ordnung were, dieweil man demselbigen die
menschensatzungen nicht allein vergleicht, son-
dern fast fürgezogen hat, und sein die gewissen
daran gebunden und damit verstricket worden
dermassen, als were es ein greuliche todtsünde,
solche menschensatzungen underlassen oder bre-
chen, etiam extra casum scandali, wenn gleich
niemand damit geergert würd. Weil aber diß
alles wieder Gottes wort und wieder die christ-
liche freyheit streitet, sollen und müssen sol-
che bepstische irrungen von menschensatzungen
in der kirchen frey und öffentlich auß Gottes
wort gestrafft werden, wie solche refutationes
in dem hie vorgehendem corpore doctrinae und
in andern reinen schriften die pastores werden
zu suchen und zu finden wissen.
Dagegen aber sollen die leute berichtet wer-
den, wie Paulus lehret 1. Corinth. 14 [40; 26], das
Gottes wille sey, wenn die gemeine zusamen-
kömpt zur handlung des worts, der sacrament
und des gebets, das alles soll fein ehrlich, ör-
dentlich und zur besserung zugehen und gehal-
vgl. Th. H. Simar, Lehrbuch d. Moraltheol. 3
1893, S. 45 ff., O. Schilling, Lehrb. d. Moral-
theol. 1. Bd. 1928, S. 189 — 198, ferner RE 3 4,
S. 274 f., RE 3 14, S. 417 f.
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