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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0209
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Kirchenordnung 1569

die jünger an sich zu ziehen. Darumb seid
wacker und denket daran, das ich nicht abge-
lassen hab, drey jar tag und nacht, einem
jeglichen mit trenen zu vermanen.

Hie höret ihr, das uns, so bischoffe, das ist
prediger, pfarher beruffen sind und sein sollen,
nicht wird bevohlen, gense oder kühe zu hüten,
sondern die gemeine, so Gott durch sein eigen
blut erworben hat, das wir sie weyden sollen
mit dem reinen wort Gottes, auch wachen und
zusehen, das nicht wölfe und rotten unter die
armen schaffe einreissen. Darumb nennet er
es ein köstlich werk. Auch für unser person
sollen wir züchtig und ehrlich leben, unser
hauß, weib, kind und gesinde christlich halten
und ziehen.

Seid ihr nun solches zu thun bereit, so sprecht:
Ja.

Da lege der superintendens und die andern
diener des worts, so dabey sind, dem prdi-
nando die hende auf das heupt. Darnach spre-
che er:

Lasset uns beten.

Vater unser, der du bist im himel etc.

Barmherziger Gott, himlischer Vater, du hast
durch den mund deines lieben Sons, unsers
Herrn Jhesu Christi [Mt 9,37], zu uns gesagt:
Die ernte ist groß, aber wenig seind der ar-
beiter, bittet den Herrn der ernte, das er ar-
beiter in seine ernte sende. Auf solchen dei-
nen göttlichen bevelch bitten wir von herzen,
du wöllest diesen deinen diener sampt uns
und allen, die zu deinem wort beruffen seind,
deinen heiligen Geist reichlich geben, das wir
mit grossen haufen deine evangelisten sein,
treu und fest bleiben wider den teufel, welt
und fleisch etc., damit dein name geheiliget,
dein reich gemehret, dein wille volnbracht wer-
de. Wöllest auch dem leidigen greuel des
bapsts und Mahomets und allen feinden dei-
ner Christen sampt andern rotten, so deinen
namen lestern, dein reich zerstören, deinen wil-
len wiederstreben, entlich steuren und ein ende
machen. Solch unser gebet (weil du es ge-

54 Zum Folgenden s. Höfling, S. 145 —151.

heissen, geleret und vertröstet hast) wöllestu
gnediglich erhören, wie wir gleuben und trauen,
durch deinen lieben Sohn, unsern Herrn Jhe-
sum Christum, der mit dir und dem heiligen
Geist lebet und herschet in ewigkeit. Amen.

So gehet nmi hin und weidet die herde
Christi, so euch bevohlen ist, und sehet wol
zu, nicht gezwungen, sondern willig, nicht umb
schendlichen gewins willen, sondern von her-
zengrimd, nicht als die uber das vok her-
schen, sondern werdet fürbilde der herde, so
werdet ihr, wenn der erzhirte erscheinen wird,
die unverwelkliche kron der ehren empfahen
[1. Petr 5,2 — 4],

Benedicat vobis Dominus, ut faciatis fruc-
tum multum. Amen.

Wo aber die commun, als pfarkinder, einen
redlicher und ehehafter ursachen halber re-
cusiren würde, so sol, wie hievor begriffen, der-
selben keiner wider ihren willen aufgebunden
werden, es were dann, das die recusation lieder-
lichen und ohne ehafte ursachen, sonder aus
unverstand oder eigenwillig fürgenommen wür-
de, darauf dann unsere verordente kirchen-
rehte ihr sonders gut aufmerken haben. So
sollen sie die verordenten nicht gleich also
umb solch liederlich sachen ohne redliche ur-
sachen einem zum ministerio tauglichen und
approbirten diener zu verschmehung des mini-
sterii in contempt fallen und kommen lassen,
sonder die gemein ihres miß und unverstands
halben bessers berichten.

Wenn dann solchs alles ordentlich gesche-
hen, so sol ein jeder solcher kirchendiener un-
sern verordenten specialsuperintendenten und
amptleuten praesentiert, auch commendiert und
installiert werden auf solche form, wie volget.

Auf weldie weiß ein neuer kirchendiener von
den superintendenten seiner kirchen com-
mendirt, eingeleibt und installirt werden sol. 54

Als oft nun einer zu einem kirchendiener auf-
genommen, verordnet und der kirchen vermö-
ge der superintendenzordnung annemlich, sol

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