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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0239
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Kirchenordnung 1569

samblich nachkommen, auch hierin gar nie-
mands verschonen und sonderlich wol bedenken,
auch zu herzen führen, das ihr dem allmech-
tigen Herrn Gott ein sondern gefelligen dienst
beweisen, so ihr mit christenlichem eyfer helfen
befürdern, das der heilig, von seiner allmechtig-
keit seibs eingesetzt ehestand, wie sich gebüret,
angefangen und erhalten werde. Damit auch
solchs desto stattlicher geschehen möge und sich
niemands einiger unwissenheit entschüldigen
könte, so ist unser meinung, das ihr, die pfarr-
herrn alle, diese eheordnung jedes jahrs zwey-
mahl an der kanzel verstendlich vorlesen, auch
wo von nöten und sonderlich die lateinische
wort außlegen, und so ihr das thun wöllen,
solches allwegen den nechsten Sontag darvor
gleich nach end der predigt dem volk anzeigen
mit gnugsamer vermanung, auf den bestimpten
Sontag hernach zu verlesung solcher eheordnung
vleissig zu bommen.

Die ehe wird fürnemlich von wegen der
blutfreundschaft, darnach auch von wegen
der schwegerschaft, wie volgends zu sehen,
verbotten.

Personen, so von wegen der blutfreundschaft
in der rechten und geraden linien (hinaufwerts
zu rechnen) zu ehelichen verbotten, denn solche
personen in der zall der eltern, als nemlich
der mutter, befunden werden:

IIII.

Der großmutter mutter mutter und volgends
hinaufzurechnen, seind alle verbotten.

III.

Der großmutter mutter.

II.

Die großmutter, weder des vaters noch der
mutter mutter.

I.

Seine mutter.

Der son sol nicht nemen hinaufwerts zu
rechnen.

R e g u 1 a.

Es wird kein ehe zugelassen zwischen kindern
und eltern, sie sind nahe oder ferne an einander
verwant, und wenn sie auch tausent glied von
einander weren. 14

Personen, so von wegen der blutfreundschaft in
der rechten und geraden linien (hinaufwerts zu
rechnen) zu ehlichen verbotten, denn solche
personen in der zall der eltern, als nemlich der
veter, befunden werden:

IIII.

Des großvatters vaters vater und volgends
hinaufzurechnen, seind alle verbotten.

III.

Des großvaters vater.

II.

Den großvatter, er sey des vaters oder der
mutter vater.

I.

Den vater.

Die tochter sol nicht nehmen hinaufwerts zu
rechnen.

Regula.

Diese bißheran erzelte personen seind alle
unsere liebe vettere und müttere. Derhalben
soll sich kein kind mit derselben einem ver-
ehelichen oder berüren, wie dann Gott Genes. 2
[24] verbotten: Darumb wird ein man seinen
vater und seine mutter verlassen und an seinem
weib hangen, und sie werden sein ein fleisch.

Personen, so von wegen der blutfreundschaft
in der rechten und geraden linien (herunter-
werts zu rechnen) zu ehelichen verbotten, denn
solche personen in der zall der kinder, als nem-
lich der töchtern, befunden werden:

14 Vgl. Corp. iur. civ. Inst. 1,10,1; Vol. I, S. 4:
„inter eas enim personas, quae paren-
tum liberorumve locum inter se optinent,
nuptiae contrahi non possunt: veluti inter
patrem et filiam vel avum et neptem vel

matrem et filium, vel aviam et nepotem et
usque ad infinitum.” — Vgl. auch Pandect.
XXIII, 2, 53; ibid. S. 333. — Cod. Just. V, 4, 17;
Vol. II, S. 196.

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