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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0241
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Kirchenordnung 1569

Regula.

Diese hinaufwarts erzelte personen seind als
vor unsere vetter zu achten. Derhalben ist ver-
botten, sich mit denselbigen in den ehestand
einzulassen.

Personen, so von wegen der blutfreundschaft
in der seydwartslinien (herunderwerts zu rech-
nen) zu ehelichen verbotten, denn solche per-
sonen anstatt unserer töchter geachtet werden:

Der bruder sol nicht nemmen hinabwerts:

II.

Des bruders, noch der schwester tochter. 17

III.

Des bruders tochter tochter, noch der schwe-
ster tochter tochter, noch des bruders sohns
tochter, noch der schwester sons tochter.

IIII.

Des bruders, noch der schwester tochter toch-
ter tochter, noch des bruders sons sons tochter,
noch der schwester sons sons tochter.

R e g u 1 a.

Welches tochter ich nicht darf nemmen, des-
selbigen tochter tochter ist mir auch ver-
botten 18, ja auch desselbigen tochter tochter
tochter.

Personen, so von wegen der blutfreundschaft
in der seydwertslinien (herunderwerts zu rech-
nen) zu ehelichen verbotten, denn solche per-
sonen als vor unsere söne geachtet werden:

Die schwester sol nicht nemmen hinabwerts:

II.

Des bruders sons, noch der schwester son.

17 Vgl. Corp. iur. civ. Inst. 1,10,3; Vol. I, S. 4:
„Fratris vel sororis filiam uxorem ducere non
lioet, sed nec neptem fratris vel sororis ducere
quis potest, quamvis quarto gradu sint.“ Vgl.
auch Cod. Just. V,4,17; Vol. II, S. 196.; ibid.
V,8,2; Vol. II, S. 200. — Luther dagegen, Wel-
che Personen verboten sind zu ehelichen.
Vom ehelichen Leben. 1522, sah die Ehe zwi-
schen Onkel und Nichte nach dem Alten

III.

Des bruders sons son, noch der schwester
sons son, noch des bruders tochter son, noch
der schwester tochter son.

IIII.

Des bruders sons sons son, noch der schwe-
ster sons sons son, noch des bruders tochter
tochter son, noch der schwester tochter tochter
son.

Erinnerung.

Das vierte gebott Gottes spricht [Ex 20, 12]:
Du solt vatter und mütter ehren. Es kan aber
kein grösser und erschrecklicher unehre vatter
und mutter und allen denen, so anstatt unserer
vetter und mütter geachtet werden, von den kin-
dern wiederfahren, denn so von ihnen durch
blutschande geschendet und verunreiniget wer-
den, welche sünde, wie hart sie Gott straffe,
ist an Ruben [Gen 35, 22], Absalon [2. Sam 16,
22] und andern mehr zu sehen.

Personen, so von wegen der blutfreundschaft
in der seydwartslinien sich miteinander zu ver-
ehelichen verbotten, als nemlich bruder und
schwester ihre kinder und kindskind:

I.

Brüdern und schwestern sich miteinander zu
verehelichen oder zu berüren, ist von göttlichem,
natürlichem und allen rechten und gesetzen
verbotten, sie sind von voller oder halber ge-
burt, das ist, von einem vatter und einer mutter
oder allein von der beiden einen, ja auch die
nicht, so etwan ausserhalb der ehe von vatter
oder mutter erzeuget.

II.

Bruder und schwester kinder. 19

Testament nicht als verboten an, vgl. WA
10 II, S. 280; vgl. Von Ehesachen, WA 30 III,
S. 244 f.

18 Vgl. Corp. iur. civ. Inst. 1,10,3, Vol. I, S. 4.:
cuius enim filiam uxorem ducere non licet,
eius neque neptem permittitur.“

19 Vgl. dagegen Corp. iur. civ. Inst. 1,10,4; Vol. I,
S. 4; „Duorum autem fratrum vel sororum
liberi vel fratris et sororis iungi possunt”;

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