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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0301
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Klosterordnung 1569

4. Christlicher und gründlicher bericht, welcher gestalt die herrn und jung-
frauenklöster im herzogthumb Braunschweig, Wulffenbütlischen theils, re-
formiret, aus welchem die jungfrauen nicht allein ihr gewissen gegen Gott
bewaren, sondern auch meniglich genugsame rechenschaft geben können,
das sie aus keiner leichtfertigkeit, sondern mit bestendigem grund des ca-
tholischen christlichen glaubens und reinem gewissen die kappen sampt

dem orden abgelegt und verlassen.

Allen fromen Christen, besonders aber den klosterjungfrauen nützlich zu lesen.

Gestellet durch Jacobum Andreae D., probst zu Tübingen und bey der universitet

daselbsten kanzlern. »

1569 1

Von Gottes gnaden Julius, herzog zu
Braunschweig und Lünenburgk etc.

Der erwirdigen in Gott und wolgebornen
frauen, frauen Magdalene, gebornen von Colum-
na 2, ebtissin der freyen weltlichen stiften
Gandersheim 3 und Wunstorff 4, auch wirdigen
und viel tugentsamen andechtigen dominabus,
jungfrauen und klosterpersonen des fürsten-
thumbs Braunschweig, Wulffenbütlischen theils.

1 Druckvorlage, Druck von 1569, Magdeburg bei
Andreas Gehen und Wilhelm Ross. Quart 67
Bll. und 10 Bll Expl. der Nieders. St.- u. U. B.
Göttingen (H. Brunsv. 3400).— Die zahlreichen
Marginalien sind in die Fußnoten aufgenom-
men worden mit Ausnahme der in üblicher
Weise mit einem, ] in den Text eingereihten
römischen Ziffern und der Bibelstellen.

2 Magdalena von Columna (auch von Chlum,

Clum, Clumna), Tochter des böhmischen Gra-
fen Sigismund v. C„ hatte die Aebtissinnen-
würde des Stiftes Gandersheim 1547 erlangt,

nachdem ihre Vorgängerin, Aebtissin Clara,
aus der Stiftsgemeinschaft zwecks Heirat aus-
geschieden war. Mit ihrem Amte war idie
Aebtissinnenwürde von Wunstorf 1550 bis
1553 verbunden. Sie starb 1577, ohne sich
zum Protestantismus bekehrt zu haben. Vgl.
J. Chr. Harenberg, Historia ecclesiae Ganders-
hemensis cathedralis ac collegiatae diploma-
tica. 1734, S. 983 ff„ K. Steinacker in Jb. d.
Gesch. Ver. f. d. Herzogt. Brschg. 8, 1909,
S. 26. A. Brenneke, Vor- u. nachreformator.
Klosterherrschaft usw. I. 2. 1929, S. 440 f.

meinen gnedigen und günstigen frauen, jung-
frauen und geliebten schwestern in Christo.

Salomon, der könig, des weisheit vor andern
königen hoch gerhümet wird [1. Reg. 3, 12 f.],
schreibet in seinem spruchbüchlin [Prov. 29, 2]
also: Wenn der gerechten viel ist, freuet sich
das volk; wenn aber der gottlose herrschet,
seufzet das volk, mit welchen worten Salomon
lehren wil, was für ein besondere gabe des

3 Das Kanonissenstift Gandersheim wurde 852
(Beginn der Amtszeit der ersten Aebtissin
Hathumod, Tochter des Gründerpaares) von
Herzog Liudolf und seiner Gemahlin Oda zu-
nächst in Brunshausen gegründet und 856
anderthalb km weiter südlich an den heu-
tigen Ort verlegt. Es war Joh. d. Täufer ge-
weiht, erhielt aber die Reliquien der Päpste
Anastasius I. und Innocenz I. — Vgl. H. Hooge-
weg, 'Verzeichnis der Stifter und Klöster Nie-
dersachsens vor der Reformation. 1908, S. j38 f„
neuerdings bes. H. Goetting, Die Anfänge des

R. eichsstiftes Gandersheim, in Braunschweig.

Jb. 31, 1950, S. 5—52, hier bes. S. 37 f. — Seit
dem 12. Jhdt. hatten die Aebtissinnen reichs-
fürstl. Würde; die Exemtion des Stiftes er-
folgte endgültig 1208. Vgl. Lexikon f. The-
ologie u. Kirche 2 IV, Sp. 283 f.; H. Goetting,
Gandersheim und Rom, i. Zn'Kg. 51, 1953,

S. 36—71.

4 Wunstorf—Kanonissenstift in der Diözese Min-
den, 871 von Bischof Dietrich v. Minden ge-
gründet, Patrone, Petrus, Cosmas, Damianus.
Vgl. Hoogeweg, a. a. O. S. 135 f.

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