Wolfenbüttel
sich auch unterstehet, Gottes ordnung zu ver-
keren, also hat er auch dieser klosterordnung'
nicht verschonet, sondern sich unterstanden, die-
selbige wider der ersten stifter willen zu ver-
keren, das, wie anfangs die stifter derselben
nichts anders damit gemeinet noch gesucht, denn
rechte erkentnis und dienst Gottes, auch christ-
lich zucht und lehre, also hat ers umbkert und
gleich das widerspiel dadurch in vieler men-
schen herzen gepflanzet.
Denn anfangs hat er durch etliche unver-
stendige leut die jungfreulin und derselben eltern
beredet, das der jungfreulich stand 4 viel ein
heiliger und Gott gefelliger stand sey, denn
der ehestand, damit, welche jungfrau gelobe
und verheisse, das sie die tage ihres lebens
nicht freien wölle, die sey eine braut unsers
Herrn Jhesu Christi und demnach eine königin.
Der ursach sie auch an etlichen örten auf ihrem
heupt eine kron 5 tragen, damit anzuzeigen, das
sie von der welt abgesondert und braut unsers
Herrn Jhesu Christi 6 in diesem fürgenomen und
frey erwehlten stand worden und viel ein höhere
kron vor Gott zu gewarten haben, denn die
andern eheweiber, die in der welt und in einem
fleischlichen stand leben und im ehestand Gott
nicht so wol dienen können als sie, die tag und
nacht nichts anders thun, denn Gott dem Herrn
dienen mit singen und klingen, welches alles
doch nichts denn ein irrthumb und dem heiligen
wort Gottes zuwider ist.
4 a. R.: Ob der jungfreuliche stand heiliger und
Gott gefelliger sey denn der ehestand.
5 a. R.: Warumb die klosterjungfrauen eine kron
tragen.
6 Zur ständigen Tracht gehörte die Krone bei
den Chorschwestern des Rirgittenordens. Sie
bestand aus 3 weißen Lederbändern und war
zur Erinnerung an die 5 Wundmale Christi
mit 5 roten Sternen bestickt, vgl. M. Heim-
bucher, Die Orden u. Kongregationen 3, Bd. I,
S. 622; Lexikon f. Theologie u. Kirche 2 II,
Sp. 366. — Nach dem Pontificale empfangen
die Jungfrauen bei der Weihe einen Kranz
= torquis sive corona, vgl. Pontif. Rom. Bd. I,
S. 210 f. De Benedictione et Consecratione
Virginum. Antiphon vor Empfang des Kran-
Denn S. Paulus zeuget klerlich, das in Christo
Jhesu kein unterscheid sey zwischen einer jung-
frauen und einem eheweibe 7. Hie, spricht er
[Gal. 3, 28], ist kein Jüde noch Grieche, hie ist
kein knecht noch freyer, hie ist kein man noch
weib, denn ihr seid allzumal einer in Christo
Jhesu. Das ist so viel gesagt: Vor Gott ist kein
unterscheid der person, es gilt bey Gott ein
getauft weib so viel als ein getauft man, wenn
sie gleubig und gottfürchtig ist, ein heide so
viel als ein Jüde, ein knecht so viel als ein
herr. Denn wie S. Petrus saget [Act. 10, 44]:
Gott sihet die person nicht an, sondern wer ihn
fürchtet und recht thut, der ist ihm gefellig,
es sey itzt nach dem eusserlichen stand eine
jungfrau oder ein eheweib.
Zudem bezeuget S. Paulus weiter mit runden
klaren worten, das die gleubigen eheweiber 8 vor
Gott jungfrauen und braut unsers Herren Jhesu
Christi sind, unangesehen, das sie im ehelichen
stande bey den leiblichen mennern leben. Ich
habe euch, schreibet er an die Corinther [2. Cor.
11, 2], vertrauet einem man, auf das ich ihm
zufüret eine reine jungfrau. Dis schreibet S. Pau-
lus nicht allein von den jungfrauen, so nach
dem fleisch jungfrauen waren und nicht ge-
freiet hatten, sondern von der ganzen christ-
lichen kirch zu Corintho, weib und man, knech-
ten und megden, jungen und alten, ehelichen
und freien Christen.
zes: Veni, sponsa Christi, accipe coronam,
quam tibi Dominus praeparavit in aeternum.
— Uebergabeformel: Accipe coronam Virgi-
nalis excellentiae, ut, sicut per manus nostras
coronaris in terris, ita a Christo gloria et
honore coronari merearis in coelis, Per ... —
Eine regelrechte Krone empfingen die Kart-
häuserinnen bei der Konsekration, vgl. M.
Heimbucher, a. a. O. S. 390 f.; F. v. Sales-
Doye, Heilige u. Selige d. röm. kath. Kirche.
1929, Bd. II, Tafel 139.
7 a. R.: Der eusserliche stand machet Gott nie-
mand angenem.
8 a.R.: Christliche eheweiber sind reine jung-
frauen und braut Christi.
304
sich auch unterstehet, Gottes ordnung zu ver-
keren, also hat er auch dieser klosterordnung'
nicht verschonet, sondern sich unterstanden, die-
selbige wider der ersten stifter willen zu ver-
keren, das, wie anfangs die stifter derselben
nichts anders damit gemeinet noch gesucht, denn
rechte erkentnis und dienst Gottes, auch christ-
lich zucht und lehre, also hat ers umbkert und
gleich das widerspiel dadurch in vieler men-
schen herzen gepflanzet.
Denn anfangs hat er durch etliche unver-
stendige leut die jungfreulin und derselben eltern
beredet, das der jungfreulich stand 4 viel ein
heiliger und Gott gefelliger stand sey, denn
der ehestand, damit, welche jungfrau gelobe
und verheisse, das sie die tage ihres lebens
nicht freien wölle, die sey eine braut unsers
Herrn Jhesu Christi und demnach eine königin.
Der ursach sie auch an etlichen örten auf ihrem
heupt eine kron 5 tragen, damit anzuzeigen, das
sie von der welt abgesondert und braut unsers
Herrn Jhesu Christi 6 in diesem fürgenomen und
frey erwehlten stand worden und viel ein höhere
kron vor Gott zu gewarten haben, denn die
andern eheweiber, die in der welt und in einem
fleischlichen stand leben und im ehestand Gott
nicht so wol dienen können als sie, die tag und
nacht nichts anders thun, denn Gott dem Herrn
dienen mit singen und klingen, welches alles
doch nichts denn ein irrthumb und dem heiligen
wort Gottes zuwider ist.
4 a. R.: Ob der jungfreuliche stand heiliger und
Gott gefelliger sey denn der ehestand.
5 a. R.: Warumb die klosterjungfrauen eine kron
tragen.
6 Zur ständigen Tracht gehörte die Krone bei
den Chorschwestern des Rirgittenordens. Sie
bestand aus 3 weißen Lederbändern und war
zur Erinnerung an die 5 Wundmale Christi
mit 5 roten Sternen bestickt, vgl. M. Heim-
bucher, Die Orden u. Kongregationen 3, Bd. I,
S. 622; Lexikon f. Theologie u. Kirche 2 II,
Sp. 366. — Nach dem Pontificale empfangen
die Jungfrauen bei der Weihe einen Kranz
= torquis sive corona, vgl. Pontif. Rom. Bd. I,
S. 210 f. De Benedictione et Consecratione
Virginum. Antiphon vor Empfang des Kran-
Denn S. Paulus zeuget klerlich, das in Christo
Jhesu kein unterscheid sey zwischen einer jung-
frauen und einem eheweibe 7. Hie, spricht er
[Gal. 3, 28], ist kein Jüde noch Grieche, hie ist
kein knecht noch freyer, hie ist kein man noch
weib, denn ihr seid allzumal einer in Christo
Jhesu. Das ist so viel gesagt: Vor Gott ist kein
unterscheid der person, es gilt bey Gott ein
getauft weib so viel als ein getauft man, wenn
sie gleubig und gottfürchtig ist, ein heide so
viel als ein Jüde, ein knecht so viel als ein
herr. Denn wie S. Petrus saget [Act. 10, 44]:
Gott sihet die person nicht an, sondern wer ihn
fürchtet und recht thut, der ist ihm gefellig,
es sey itzt nach dem eusserlichen stand eine
jungfrau oder ein eheweib.
Zudem bezeuget S. Paulus weiter mit runden
klaren worten, das die gleubigen eheweiber 8 vor
Gott jungfrauen und braut unsers Herren Jhesu
Christi sind, unangesehen, das sie im ehelichen
stande bey den leiblichen mennern leben. Ich
habe euch, schreibet er an die Corinther [2. Cor.
11, 2], vertrauet einem man, auf das ich ihm
zufüret eine reine jungfrau. Dis schreibet S. Pau-
lus nicht allein von den jungfrauen, so nach
dem fleisch jungfrauen waren und nicht ge-
freiet hatten, sondern von der ganzen christ-
lichen kirch zu Corintho, weib und man, knech-
ten und megden, jungen und alten, ehelichen
und freien Christen.
zes: Veni, sponsa Christi, accipe coronam,
quam tibi Dominus praeparavit in aeternum.
— Uebergabeformel: Accipe coronam Virgi-
nalis excellentiae, ut, sicut per manus nostras
coronaris in terris, ita a Christo gloria et
honore coronari merearis in coelis, Per ... —
Eine regelrechte Krone empfingen die Kart-
häuserinnen bei der Konsekration, vgl. M.
Heimbucher, a. a. O. S. 390 f.; F. v. Sales-
Doye, Heilige u. Selige d. röm. kath. Kirche.
1929, Bd. II, Tafel 139.
7 a. R.: Der eusserliche stand machet Gott nie-
mand angenem.
8 a.R.: Christliche eheweiber sind reine jung-
frauen und braut Christi.
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