Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0435
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1528

Ock weten de Christene wol, dat se nicht
supen unde freten scholen, dat is, der spise
misbruken; imme drinkende overs unde etende
scholen se sick neyne sunde maken, sonder
danken Gade, so se erkennen syne gaven, alse
tovoren is gesecht uth deme Paulo 1. Timo. 4
[4 f.], alse ock Christus uns vormanet Luce 21
[34]: Hödet ju, dat jue herten nicht be-
sweret werden mit fretende unde supende unde
mit den sorgen disses levendes etc. Metich
leven edder ock to tiden deme olden Adamme,
wen he vordraten is, dat voder weyniger geven,
is genöch gevastet, wen du ock flesch etst unde
neyne spise up neynen dach underscheydest, ane
alleyne dat du nicht vorachtest de schwack-
lövigen.

Dit lyff overs mit unbescheydener abstinentie
vorderven, alse etlike dulle hilligen gedän heb-
ben, is ock sunde. Wente darna kan me anderen
nicht denen. Darumme ock Paulus Timotheon
vormanede [1. Tim 5, 23]: Drink nicht mehr
water, sonder drink metigen den wyn umme
dyner mage willen unde steder swackheit.
Wente Paulus befruchtede sick, dat Timotheus
mit syner unbescheydener abstinentie sick
mochte vorderven, dat he darna nicht konde
dat evangelium predigen, so hedde denne Ti-
motheus wehrlick övel gedän unde wedder Got
mit syneme waterdrinkende. Syn evangelion
halp velen tor ewigen saliclieit to ewigeme lave
Gades. Dat waterdrinkent halp nemende.

Darumme darvestu nicht mit gebadener bicht
unde vastene edder anderen dingen, van Christo
nicht gebaden, eyne unnödige hillicheit tome
sacramente anrichten. Löve hyr, wat Christus
secht, unde doh hyr, wat Christus beveh-
let, so bustu eyn lövich mynsche unde eyn
trüwe knecht Christi. So giffstu em de al-
lerhögesten ere unde deyst em den allergrö-
testen denst. • Lövestu nicht also unde deyst
nicht also, so helpet id dy nicht, dat du dyne
untrtiwicheit unde gotlose vohrnement wilt mit
anderen dingen, hyr nicht bevalen, smücken.

Wy synt Christus jüngere unde knechte, he

is unse meyster unde Here. Alse he leret, so
schole wy id annemen, alse he gebut, so schole
wy dohn. We syn egene meyster unde here
wil syn edder andere meystere unde heren wed-
der Christus wört unde bevehl volgen, de hefft
mit Christo nichts to schaffen.

Uth deme alle kanstu jo wol vorstahn, wo
dy Christus dit sacramente bevalen hefft wer-
dich to entfangen, dat du dick nicht darvohr
schüwest, alse efft id were vorgifft, sonder
nymst dat an uth der hand Christi alse eyn
eddele geschenke unde brükest dat na dynes
gnedigsten Heren bevehle.

Ock wert mehr wen klär unde apenbar uth
derne rechten bruke, darvan wy gesecht heb-
ben, welk sy de misgebrück unde unwerdige
entfanginge disses sacramentes.

Int erste de sacramentesschendere, de dar
predigen unde mit örer gemeynen löven, dat dat
bröt Christi nicht sy syn lyff unde de drank
des Heren nicht sy syn blut wedder de klaren
wörde Christi: Dit bröt is myn lyff. Disse
drank is myn blut, de vorlöchenen de wörde
Christi unde alse se nicht löven, so hebben se
ock nicht, öre bröt is bröt unde nicht dat lyff
Christi, öre drank is eyn drank unde nicht dat
blut Christi, wente so leren se, so löven se. Dar-
umme mögen se sick so hillich maken mit öre-
me sacramente, alse se willen, dat sacramente,
dat Christus synen jungeren bevalen hefft, heb-
ben se nicht.

Se seggen, Christus hebbe bevalen, wy scholen
eten bröt, dat nicht sy dat lyff Christi, unde
drinken den kelck edder drank, welk nicht sy
dat blut Christi, dat dat bröt unde de wyn nicht
mehr imme aventmale Christi schal syn, wen ick
dar mit den lyffliken ogenen kan sehn, unde
leren uns also de wörde Christi: Dit is myn lyff,
dit is myn blut etc. vorachten unde en eyne nese
edder vule glose 55 maken. Etlike mögen mank
en wol eyne gude meyninge nach öreme gut-
dunken hebben, dat se mit sulker wise gerne
wolden den grüwel der papisteschen missen af-
bringen. Overs id is nicht christlick, dat me

55 = faule Glosse.

415
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften