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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0454
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Braunschweig

van gewust? Unde hefft ock bevalen, wy Chri-
stene scholen syner gedenken, dat is, darvan
reden, dat he syn lyff vor uns in den döt gege-
ven unde syn blut imme krütze vorgaten hefft
to vorgeVinge unser sunden, sulk bringen de
worde des aventmals Christi mit sick. Darto
hefft Paulus ock nicht leret dat bevehl Christi
under de bank holden. Unde darna de Christe-
ne, wowol se sick vorslöten heymelick to dis-
seme aventmale unde leten nicht to sick Jöden
edder heydene. Doch mank sick, wen se vor-
slaten weren, helden se dat bevehl unde de
wörde Christi nicht heymelick, sonder wärt en
apenbar vorgedragen, to lövende, wat Christus
secht unde to dohnde, wat he gebut. Darumme
plecht Augustinus seggen 82: Norunt fideles, dat
is, de lövigen weten id wol, wat dit sacramente
sy, se weten id overs uth Christus wörde.

Darumme schal Christus wört unde bevehl
gehöret van uns werden, wen wy tome sacra-
mente gan. Wat konde wy dar anders löven?
De love möt 30 kamen vamme hörende unde
dat hörent schal gerichtet syn up Gades wört,
alse gescreven steyt Rom. 10 [17], wör silentium,
dat is, eyn swigent is, dar höre ick ganz nicht.

Leve Here Got, me holt my vohr dat sacra-
mente, ick schal sehn, wat kan ick dar sehn?
Ick merke nergende by, dat id sy dat lyff Christi
unde syn blut, wörby scholde ick dat sehn?
Myne ogene sehn dar alse tovoren, wen nicht
de love Christus wört unde bevehl höret. Wy
darven uns 30 der wörde nicht schemen, Pau-
lus schemet sick 30 örer nicht by den Corin-
theren.

Se seggen, me möt se heymelick holden, dat
se nicht vorachtet werden. Worumme scryet
se denne de epistolarius in des hilgen licham-
mes misse 83 over de ganze kerke ? Worumme
prediget me se denne? ane dat me wol mit der
predige hefft inneholden kont, me konde wol

82 z. B. Sermo 234, 2; MSL 38, 1116. Vgl. außer-
dem das unter dem Namen Augustins lau-
fende Zitat bei Petr. Lomb., Sent. IV, dist. 12,
3 bzw. 5; auch Decr. Grat. III, dist. II, c. 58;
Friedberg I, S. 1336,

swigen, wat de leyen weten scholden. Ja, den
rechten gebruck wusten de predicanten sulven
nicht, se predikeden dewile, wo vele mirakele
dat imme sacramente synt, dat dar synt 8ii acci-
dentia sine subiecto, quantitas sine quanto etc.

Wy seggen dat, dat Christus wörde nummer
werden mehr verachtet, sunder wen me se
swicht, wente denne kan me en nicht löven.
Löven unde gehorsam syn den wörden Christi,
is öre groteste ere, se begeren ock sulks van
uns unde nicht mehr.

Doch synt de papen mit öreme silentio wol
entschuldiget. Wente dewile se ock seggen mö-
ten: Nemet, etet, drinket alle hyruth, unde heb-
ben sick doch vohrgesettet, dat se nemande
willen geven besondergen uth deme kelke, so is
id en to raden, dat se sulks reden alse se aller-
heymelikeste konen, de lüde mochten anders
meynen, dat se en dat sacramente anböden in
beyder gestalt, alse id Christus bevalen hefft.

In den hogen scholen hefft me vakene gebru-
ket van disseme sacramente den sproke Au-
gustini super Joannis, c. 15 85, den he secht van
der döpe: Accedit verbum ad elementum et fit
sacramentum. Dat wört kumpt tome elemente
edder torne uthwendigen dinge, alse tome wa-
tere in der döpe edder tome brode unde wyne,
unde so wert id eyn sacrament. Dat is eyn fyne
sproke van den sacramenten, de uns Christus
mit syneme wörde bevalen hefft.

Overs in disseme sacramente sehe wy wol,
dat de missepapen den guden unde christliken
spröke Augustini nicht recht unde christlick
vorstän. Wen se hören: Dat wort kumpt tome
elemente, so meynen se, se scholen heymelick
alleyne reden mit deme brode unde wyne, dat
dat wort kame tome brode unde wyne, unde
nicht to den, de dat sacramente nemen willen,
welken wol de groteste macht darane lege, dat
se mogen weten, wat se dar löven unde dohn

83 1. K 11, 23—29 — Epistel der Fronleichnams-
messe, vgl. Röm. Meßb., S. 619 f.

84 Vgl. Thomas, Summa theol. III, qu. LXXVII.

85 In Joannis evangelium, tract. LXXX, 3; MSL
34, 1840. Vgl. Petr. Lomb., Sent. IV, dist. 3, 1.

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