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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0479
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Bestallungsordnung für Chemnitz 1567

3. Acta inter senatum et ministerium in dimissione D. Joach. Morlini. 1 2

Anno Domini 1567 am 9. tage Septembris 2
seind die preusseschen legaten alhie zu Braun-
swejg einkommen mit credenzbriefen und in-
struction, belangende die vocationes D. D. Mor-
lini 3 und M. Martini Kemnitii 4.

11. Septembris haben die legaten ihre werbung
bei einem ehrbarn rat der stadt Braunswig ab-
gelegt und von der zeit her an ist von preusi-
schen absanten, vom ehrbarn rathe, von den bei-
den vocirten personen, von dem ministerio ec-
clesiae zu Braunswig, von den kastenheren und
diacon nomine totius ecclesiae adiunctis priva-
tis et publicis precibus die sache in utramque
partem mit vielen stadtlichen argumenten fleisig
bewogen und heftig gedisputiret worden. Ein tiel
hat darauf gedrungen, daß beide personen loß
gezelet und der preusischen kirchen gefolget
mochten werden. Daß ander tiel hat dawieder
mit vielen argumenten gedisputiret, daß beide
personen bey dieser kirchen in habender voca-
tion bleiben und gelaßen solten werden.

Weil aber die part also untereinander nicht
haben sließen konnen und gleichwoll die notturft
erfordert derselbigen deliberation ihre gebur-
liche maße und ende, wie es fur Gott und der
kirchen zu verantworten zugegeben, ist am 18.
Septembris der weg, wellicher in privativa ec-
clesia gebreuchlig gewesen, furgeslagen und dar-
auf folgend gesloßen, daß ein iglig tiel seine ar-
gument schriftlich aufsetzen und also der iudicio

1 Druckvorlage: Hs aus der Akte G II 1 (St.
Martini), Nr. 8 „Superintendenten 1565—1671“
im Stadtarchiv Braunschweig. Keine gute Ab-
schrift, auch von verschiedenen Händen, die
zweite offenbar jünger.

2 Vgl. hierzu Ph. J. R.ehtmeyer III, S. 266 ff.;
H. Hachfeld, a. a. O. S. 53.

3 D. Joachim Mörlin, geb. 1514 zu Wittenberg,
Schüler Luthers, 1539 dessen Kaplan, 1540

Doktor, Pastor und Superintendent zu Arn-
stadt, 1544 Superintendent in Göttingen, 1550

in Königsberg, Superintendent zu Braun-
schweig seit 1553, von den Preußen zum Bi-

et cognitioni probatarum ecclesiarum heimge-
stellet und unterworfen werden.

Aber ahm 19. Septembris haben die part selbst
untereinander gerathschlagt auf sollichen weg
zu gedenken, daß der kirchen in Preußen muchte
geholfen und gleich die kirche alhie nicht gar
muchte verlaßen werden.

Und haben die preusischen den vorschlag ge-
than, do sie ehrhalten konten, daß des h. Mor-
lini vocation ihren vortgank gewinen muchte, so
wolten sie dajegen meine, M. K., vocation diß-
mall fallen laßen und zusehen, wie sie solliches
gegen furstlicher durchleuchtigkeit und der ehr-
barn landschaft verantworten muchten.

Darauf hat ein ehrbar rath den 20. Septem-
bris 5 zusammen fordern laßen daß ganze mini-
sterium und die kastenhern, so von wegen der kir-
chen zu sollicher hendelen gezogen worden, und
ist in der versamlung semptlich und einhellig
geschloßen worden, mit mihr (M. K.) zu hande-
len, do ich mich ahn deß hern doctoris statt
mit dem officio superintendentis wolte beladen
laßen, were man bedacht, in betrachtung vieler
beweglicher argumenten, dem hern doctori zu
dem preusischen kirchen zu ziehen zu erlauben.

Und dasselbige ist mir alsobald eodem die
proponiret worden. Ich aber habe nach der lenge
allerlei furgewendet G, worumb ich mich von
hern doctore nicht wolte trennen und mit dem
swerem ampt beladen lassen und angehalten,

schof von Samland berufen. Er starb 1571 in
Königsberg. Vgl. Ph. J. Rehtmeyer III, S. 207
ff.; J. Beste, Geschichte, S. 58 ff.; Album, S.
10 f.; RE 3 13, S. 237 ff.

4 Seit 1554 Koadjutor, vgl. Ph. J. Rehtmeyer III,
S. 223, 293; J. Beste, Geschichte, S. 61 f.; Al-
bum, S. 11 f.; H. Hachfeld, a. a. O. S. 12 f. —
Von den Preußen wurde Ch. 1567 zum Pfarrer
von Kniephof berufen, vgl. Ph. J. Rehtmeyer
III, S. 266.

3 Vgl. Ph. J. Rehtmeyer III, S. 267 f.

G Vgl. Ph. J. Rehtmeyer III, S. 303.

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