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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0519
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Artikelbuch 1527

deren so vele gröteren prall unde hovarth vor
der werlt vören. We hefft ene hyr Goddes wyl-
len unde rath apenbaret? dat de, welckere yn de
klöster gestot werden, nicht even so wol Godde
schollen früchte dragen, dartho se geschapen^,
alse de, de se dar buten beholden. We hefft ene
ock apenbart, dat se van Godde mit der gave
der küscheit vor den anderen begavet synt? Hyr
lath uns de ogen updoen unde beschauwen den
grüwel, de van den ungelövigen, unsynnigen
olderen myt eren egene kynderen gedreven wert,
wen se yn erer unmündigen jogent myt kynt-
licken gaven yn de klöster gelocket werden un-
der dussem schyne, se schöllen Godde denen.
Meynstu, dat se nicht Godde denen, wen se yn
Goddes ordeninge kinder then, dar vörder kyn-
deskind van kumpt, mank welckeren, so ock
nicht sunder eyn salich wörde, hedden dennoch
Godde mer gedent, denn alle mönnecke unde
nunnen mit erem syngen unde lesen, des se sul-
ven vaken nicht vorstaen unde myt groter un-
lust edder wedderwyllen entrichten.

Hyr frage, du syst we du wyllest, dyn egen
herte und conscientien, öfft ock am jüngsten
dage de olderen, de ere kynder up berörter me-
ninge yn de klöster geven, bestaen mögen? na
dem male (so me dudesch darvan wyl reden) se
aller früchte, so van eren kynderen na Goddes
ordeninge herkomen scholden, schuldig synt, ock
nicht weyniger schuldig alse de, de de fruchte
hemelycken ummebryngen. Wente nademe apen-
bar ys, dat se gelick den anderen früchte tho
dragen bequeme synt, wo vele werden denne yn
den klösteren wol ummebracht, darvan nicht to
schriven is? Und öfft wol rede de küscheit ge-
lavet ys, darmede ys Goddes ordenynge nicht
vorwandelt. Wente nemant mach de yngeplan-
teden angeboren natur vorwandelen, sunder Godt
allene. Darümme we den olderen, de erer egen
natur, eres egen fleyskes unde blodes vorgeten
unde bedenken nicht, wat se thor werlt gedra-
gen, offeren also noch ere egene kinder dem
affgodde Moloch (Uevi 20, 2 ff.; Hiere. 32, 35;

Amos 5, 22?), nademe se laven, kuscheit tho
holden, welcker doch yn erer gewalt nicht ys,
alse Christus sulvest betuget (Math. 19, 12), unde
Paulus (1. Timo. 5, 9. 14) wolde benedden 60 ja-
ren nene wedewen annemen, küscheyt tho hol-
den, sunder de jungen wedewen scholden wed-
der fryen unde kynder then. Wente weme Gott
de gave der kuscheit nicht gyfft, de wert se
nümmer averkamen, wen he ock dusent löffte
dede unde mit yseren müren wente an den hem-
mel ummedaen, vorwart und vorsperth were.
Weme se Godt ock gyfft, de wert ock mydden
yn der werlt wol küsch leven, me bedörfte
dar nene slöte unde müren tho, sunderen gelyck
alse de anderen jungfrouen yn erer elderenhuse
hebben jungfrouschop geholden, also wörde me
se myt gotlicker gnade ock holden. Jungfrou-
schopp tho holden bedarf me noch löffte, noch
klöster, noch kleder, sunder allene weme se
Godt gyfft, de hefft se. Darümme doen alle klö-
ster böslicken, dat se laven laten, welcker se
weten, dat se sulven, so se na eren conscientien
recht wyllen bekennen, noch nicht geholden heb-
ben. Wente ydt ys ein groth underschedt, junk-
frouwe tho wesen unde küsch wesen. Hyr besü
dat 5. cap. Math. Is umme des wyllen nütte unde
nodtorftig, dat me de klosterpersonen nicht mer
laven late.

So denne der geistliken grund yn dren dirgen
steit, der se syck uppe dat allerhögeste berö-
men, alse gehorsam, küscheit unde armoth, ys
tho weten, dat dat wort gehorsam allene van
der underdenicheit Goddes vorstaen wert, deme
de mynsche allene schal gehorsam wesen (Acto.
4, 19; 5, 29; 1. Reg. 15 = 1. Sam 15, 22). Darumme
ysset ein gudt dink: gehorsam, överst nemande
schal he schen wenn Godde unde dem se Godt
tho lesten 8 bevolen, welcker gehorsam der ge-
stalt ock Goddes gehorsam ys. So me syck överst
hyr uthtüth unde den nicht gehorsam ys, den
Got gehorsam tho lesten bevolen, so ys mynsch-
lick gehorsam ein ungehorsam Goddes unde wed-
der Goddes gebot, alse so syck ein dem abbete,

= zu leisten.

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