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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0523
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Artikelbuch 1527

edder der warheit gehorsam tho maken. Wente
so Moses dorch Goddes gebode nicht vormöchte,
dat volk Goddes fraem tho maken, wert vele
weniger dorch solcke mynschlicke gebode thor
salicheit ychtes gudes uthgerichtet werden. Dat
ys mit langem ynholde darümme angetogen, dat
me doch einmal lere, wat recht christlick fa-
stent sy, worher ydt sick vororsake, welcker so
me ym grunde der warheit recht tho herten
fört, wert unweddersprecklick unde klar befun-
den, dat de gebodenen banfasten up sünderlicke
dage ydel mynschenfund, unnütte unde vergeves
synt, nemande mögen edder schollen vorbinden.
Wente wowol Christus ock tho fastende vorma-
net (Math. 7 = 6, 16 ff.), wyl he doch nemande
an tydt unde spyse gebunden hebben, alse der
phariseyer arth ys, dat ock dat vorbot etlicker
spyse, alse hyrna genochsam uth der schrift
schal bewert werden, beswerlick, schedtlick und
unchristlick ys. Allene dyt wert begert, dat me
der ewigen, unvorruckeden warheit Goddes unde
syner schrift wylle gelöven, unde sy hyrmede
vam rechten christlicken vastende genoch ge-
secht.

Jegen dat vorbot der spyse.

Im anfang'e dusses artikels ys gesecht, dat
alle creature Goddes gudt synt, so me erer nicht
misbruket, na bewerynge der schrift, thovören
angetogen, daruth folget, dat ever, botter, kese,
fleysck etc. unde wat Got mit dankseggynge;
tho etende geschapen, gudt ys, unde so me des
mit beschedenheit bruket, mach darynne nemand
sundigen noch vorunreyniget werden, alse Chri-
stus kreftigen bewert (Math. 15, 11. 17 ff.; Marci
7, 15. 18 ff.): Wat tho dem munde yngeyt, vor-
unreyniget den mynschen nicht, sunder wat tho
dem munde uthgeyt, dat vorunreyniget den myn-
schen, alse böse gedanken, ebreckerye, horerye
unde deverye, mord, gyricheit, schalkheit, lyst,
unküscheyt, schalkesogen, goddeslesteringe, ho-
vart, dorheyt. Alse ock tho den Römeren Pau-
lus vormeldet (Roma. 13 = 14, 14. 17), so he

secht: Ick weth unde byns gewysse ym Heren
Jhesu, dat nichtes unreyne ys an em sulvest,
ane de ydt erkent vor unreyne. Wente dat ryke
Goddes ys nicht eten unde drinken, sunder ge-
rechticheit, frede unde freude ym hilligen Geyste.
Unde tho den Corin. (1. Cor. 8, 8): De spyse for-
dert uns vor Godde nicht. Bte wy, so werde wy
darumme nicht beter wesen, ete wy nicht, so
werde wy darümme nicht weniger wesen.

Uth welcken spröken apenbar sick befyndt,
dat me nichtes vordenet, öfft me düsse edder
genne spyse mydet, nichtes sundiget, öfft me
dusse edder genne spyse yn der benedyginge des
Heren entfanget. Wente den reynen ys alle dink
reyne (Tit. 1, 15) unde scholde dergestalt na vor-
möge bemelter ewygen warheit fryg gelaten
wesen einem ytliken, wes eme Godt vorlenet
tho eten, ydt ys överst klar am dage, dat sick
de genante geystlicke overicheit dusser rmbe-
wechlicken warheit des Heren leider nichthefft
benögen laten, sunder uth errygem, valschem,
vorforischem geyste egens bedunkens up sunder-
licke dage ein vorbot fleysck, eyer, melck, kese
unde dergelyken gelecht, darmede de conscien-
tien jamerlicken gefangen, also dat ytlicke, dar
nen simde ys, grote sunde gemaket, unde wed-
derümme, dar sunde ys, gar nene conscientien
edder sunde gemaket hebben, alse ock de
mynschlicke vornunft, de des geryngen unde uth-
wendigen warnympt unde dat grote unde yn-
wendige vorsümet, alle tydt gesynnet ys (Mat.
23, 4 ff.). Unde öfft gelick dat gebot recht were,
des me doch uth schriften, so kort hirna folgen,
gar nichtes gestendig, ys ydt doch dusser orsake
halven gans unbescheden, dat sick de ryken
und wolvormögen yn vyschwerke 10, guden dren-
ken und guden collatien upgelechtes vastendes
nicht hebben tho beklagen. Overst ein arm bör-
ger edder bur, de sodanes nicht mögen vergel-
den edder bekomen, werden boven er sure
schwedt unde arbeit, boven eren dachlicken up-
liggenden kummer, mit dem lesterliken vorbode
der spyse darhen gedrungen, dat se mit erem

10 = Fisch.
 
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