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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0530
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Lüneburg-

dane wort unde Geist gar nichtes an stede ed-
der tyde mögen gebunden werden (Joha. 4, 21
ff.).

Daruth folget, dat de, so van Godde yn thovor-
sicht dusses edder gennes ordes by dussem ed-
der gennem hylligen wes vormenen tho erlan-
gen, also balde des gelovens gefeylet, yn sunde
gefallen unde ere gebett kraftlos unde vorgeves
gemaket hebben, offt se schone bekomen, dar-
umme se gebeden hebben. Wente sodane gave
der gesuntheit unde reddinge yn waters, vüres,
unfalles, kryges unde anderen nöden even sowol
den heiden, unde mer denn uns, bejegent synt na
vormeldinge veler warhaftiger historien, de van
den bösen dorch vorhenkenisse Goddes uth sa-
danen wunderen yn gröter blyntheit, meren
schaden und vorderf der sele schrecklicken vor-
forth synt, alse Paulus an velen örden betüget
(Roma. 1, 18 ff.; Ephe. 2, 2 ff.). Godt överst, de
uns uth sodaner blintheit der heiden yn syn
wunderbarlicke lycht barmhertichliken gefordert
unde getogen, hefft uns ock dusses falles de en-
gelschen gestalt des sathane, darynne wy schet-
liken bedrogen, openbart (1. Petri 2, 1 ff.; 2. Gor.
11, 13 ff.), dat wy nicht an sunderlicken ste-
den, sunderlicken hylligen unde bylden, sunder
ym worde des gelovens unde ym Geyste Chri-
sti sunder underscheit der stede, ane vortrü-
went up de creature, trost, hülpe, wolfarth und
alle gudt van Godde dorch Christum weten tho
bekomen.

De stede wert affgeslagen, dar de samarita-
nische frouwe der stede halven mit Christoeine
disputation maket (Joha. 4, 20 ff.) unde secht:
Here, unse veder hebben up dussem berge ange-
bedet. Gy överst seggen, dat bynnen Hierusalem
sy de stede, dar me anbeden scholle. Ant-
worde de Here: Wyff, löve my, de tydt
wert komen, dat me den Vader noch hyr
up dussem berge noch bynnen Hierusalem
anbeden wert, unde vorth: De tydt kumpt unde
ys alrede hyr, dat de warhaftigen anbeders den
Vader anbeden werden ym Geyste unde yn der

21a a. R.: mysterium.
22 = weihen (?).

warheit. Unde sodane anbeders socht de Vader,
de ene eeren unde anbeden. Godt ys ein Geyst,
und de en anbeden, schollen ene ym Geyste xmde
yn der warheyt allene anbeden. Dat me överst
de kraft gödtlickes werkes, wunders xmde aller
unser notorft nicht dorch de hylligen, sunder
dorch Christum allene soken, begeren, forderen
unde bydden schal, leret unde dwynget alle
schrift, und yn summa, dat ganze vorborgen
werk 21a unde wesent unser vorlösinge ys jo
nicht anders, wen ein ewich byddent Christi
unses Heren vor syne gelövigen. Wente dartho
ys he yn den hemmel stegen, dat he vor dem
angesichte Goddes vor uns erschene, uns vor-
bede unde gnade brochte (Rom. 8, 34; 1. Joha.
2, 1 f.). Alse vortyden de presters des olden
testamentes yn der düdynge up Christum vor
dat volk hebben gebeden, van welcker vorbyd-
dinge Christi unses ewigen presters merklicken
unde gar schöne meldet de ganze epistel tho den
Ebreeren (Ebreo. 4, 14 ff.; unde 5, 1 ff.). So nu
Christus unse heyland des ewigen högesten gu-
des, unser vorlösinge, belövet ys, worumme vor-
truwet me eme nicht ock de eere und wolfarth
lyves unde gudes? Wedderumme dar me des
schadens edder ock fruchtens des vormotlicken
schaden anderswor unde van anderen den by
Christo vorment los to werden, wert me em des
ewigen gudes, alse dat he unse gnadenstol sy,
nümmermer vortrüwen. Alse de Here secht (Luce
16, 10 f.): So gy in dussen geringen dingen un-
trüwe sint, dat grot unde ewich is, we wert ju
des wortruwen?

Darumme xmder anderen grüwelen unde god-
deslesteringen dyt nicht de ringesten sint, dat
me yn blyntheit des imgelovens tho etlicken
steden sick lavet, wegen 22 lett, offert, unde dat
jo so lesterlick ys, van etlicken presteren umme
genetes wyllen solck baalswerk unde affgodderye
angeseen, gebillicket unde gefördert wert. Dar-
gegen me grotes yvers 23 tho Godde unde em-
stes moth bruken, also dat sodane bylden unde
wegent genzlick wechgedaen, ock de tholop

23 = Eifers.

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