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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0549
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Pfarrbesoldungs- und Eheordnung 1543

holden, dat se wagen und hantdenste dartho don,
ock stro tho den dacken 5 geven schullen.

Am Sondage und andern festen schal thovor
und ehr dat de predige in der kercken uthe is,
nen kram eropent 6, noch brandewin oder an-
ders feile gehat, ock in den krogen noch sunst
kein beer geschenkt und lage geholden werden
by vermidunge straffe. So aver ein wanderende
oder krank minsche oder derglicken tho siner
nottroft ein drunk beer edder anders forderde,
demsulvigen mag et wol gerekent und hirinne
geborliche beschedenheit geholden werden.

Van vereheligung.

Alse sick mancherley erringe und misverstand
by den kerckhern, ampt- und gemeinen luden
uth deme, dat se nicht eigentlich wetten, wo na
gefrundede ein andern thor ehe nemen mogen
und welcken solchs blotverwantnusse, sibbe und
freuntschaft halver verboden sy, thogedragen,
daruth dan tho tiden ergernuß und beschwer-
liche unrichtigkeit, ock by wilen unnodige sorg-
feltigkeit und verhinderunge entstan, solches
henforder affthosniden, schal nafolgende settinge
geholden werden by vermidunge ernstlicher peen
und straff.

Erstlich setten, ordnen und willen wy, dat
menniglichem, wat standes he sy, frey sin schal,
sick in den ehelicken stand tho geven, vorbehelt-
lich der beschedenheit wie folget:

Freunde in rechter, dat is in up und affste-
gende lynien, darinne oldern und kinder sin, sol-
len sick miteinander nicht verehelicken, se sin
so fern einander gesibbet, als se immer sin
konden 6a. Nabenente freunde in den sittlynen
schollen einander thor ehe ock nicht nemen, als
nemlich: 7:

Bruder und suster,

seins vaders broder oder suster,

moder broder oder suster,
grotevaders broder oder suster,
grotemoders broder oder suster,
broder oder suster kinder,
broders oder suster kints kinder.

Und wiewoll tholetig mochte geachtet werden,
dat twyer broder oder suster kinder mochten
einander thor ehe nemen, demnach deiwile eth
im gebrucke nicht herkomen und ergernisse ge-
beren mochte, tho dem de welt Got loff so ful
volkes, dat de lude ores gelicken wol utherhal-
ven so na gefrundeden bekomen mogen, so schal
solckes ock verboden sin und broder und suster
kinder einander thor ehe nicht nemen 7a.

Twischen steffkindern und steffadern edder
moder schal nene ehe ingeghan werden noch be-
stendig sin 7b.

Aber wen einer eine frouwen gehat, darmede
he kinder getuget hefft, und de frouw, de he
wedder nimpt, einen man gehat, darmede se ock
kinder bekomen hefft, dersulvigen ehemans und
frouwen kinder mogen einander wol verehelicket
werden, dan se wedder blodes noch freuntschaft
halven einander verwant sin, und hindert dat
nicht, ifft se beide miteinander ock kinder ge-
tuget hedden.

Des verstorven sons frouen eder der verstor-
ven dochter man, derglicken der verstorven
mans oder wives moder tho ehe tho nemen,
schal verboden sin, des verstorven broders frou-
wen oder verstorven suster man thor ehe tho
nemende 7c, derglicken sick mit des verstorven
vaders oder moder broder frouwen oder moder
suster man sick tho verehelicken, schal ver-
boden sin.

Eth schal ock keiner edder keine, de he, ed-
der denjenigen, de he oder se uth der dope geha-
ven hefft, tho ehe nemen, averst ore, ock orer
oldern kinder, derglicken der oder de gefadder
und des kindes eldern mogen einander ungehin-

5 = Dächern. 'aVgl. oben S. 221 u. Anm. 19.

6 = keine Krambude eröffnet. 7b Vgl. oben S. 222 f.

6a Vgl. oben S. 219 u. Anm. 14. 7c Vgl. oben S. 224 u. Anm. 25.

7 Vgl. oben S. 220 f.

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