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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0576
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Lüneburg

Gottesson, unsern lieben Herrn Jhesum Christum,
daraus geholfen were.

Weil denn dieses gegenwertige kindlein in sei-
ner natur mit gleichen sünden inmassen wie wir
auch vergiftet und verunreiniget ist, derwegen
es auch des ewigen todes und verdamnis sein
und bleiben müste, und aber Gott der Vater aller
gnad und barmherzigkeit seinen Son Christum
der ganzen welt und also demnach auch dem
kindlein nichts wenigers als den alten verheissen
und gesandt hat, welcher auch der ganzen welt
sünde getragen, und die armen kindlin nichts
wenigers, sondern eben so wol als die alten von
sünden, todt und verdamnis erlöset und selig
gemacht hat und befohlen, man solte sie zu ihm
bringen, das sie gesegnet werden, die er aufs
allergnediglichst annimpt und ihnen das himel-
reich verheisset, derhalben wollet aus christ-
licher liebe dieses gegenwertigen armen kind-
lins gegen Gott dem Herrn euch mit ernst auch
annemen, dasselbige dem Herrn Christo für-
tragen, umb vergebung der sünden und das es
ins reich der gnaden und seligkeit auch auf-
genomen werden möge, verbitten helfen, un-
gezweivelter zuversicht, unser lieber Herr Jhesus
Christus werde solches euer werk der liebe,
gegen dem armen kindelin erzeiget, in allen
gnaden von euch annemen und euer gebet auch
gewislich erhören, sintemal er die kindlein zu
ihm zu bringen selbs befohlen und sie in sein
reich aufzunemen verheissen hat.

O d e r e s m a g nachfolgende f o r m
der vermanung gebraucht werden.

Andechtigen lieben Christen, es haben die
eltern dieses kindes dasselbige hieher gesandt,
darumb das sie Christen sind und von Christo
einen befehlich haben [Mt 28,19], das man sich
teufen lassen sol im namen des Vaters, des
Sons und heiligen Geistes, und das sie wissen,
das Gott auch eine gnedige zusage dabey ge-
satzt hat und gesagt [Mk 16,16]: Wer da gleubet
und getauft wird, der wird selig werden. So
wissen auch gedachte eltern aus der heiligen
schrift, das auch dis kind in sünden empfan,gen
und geboren ist, wie wir armen sünder leider

alzusamen, und derhalben nötig, das wir durch
dis heilsam sacramient der heiligen taufe aufs
neu geborn werden, wie Christus sagt Joh.
am dritten capitel [5]: Wo ein mensch nicht neu-
geboren wird durch das wasser und heiligen
Geist, so kan er ins reich Gottes nicht komen.

Dieweil es denn ein gros herrlich ding ist umb
die taufe, in welcher Gott Vater, Son und hei-
liger Geist ein verbund mit uns machet, also
das Gott Vater unser gnediger lieber Vater sein
wolle, uns für seine kinder annemen und aus
grosser liebe schenken seinen Son Jhesum
Christum mit allem seinem verdienste, leiden,
blutvergiessen und sterben und in ihm und durch
ihn vergebung der sünde, erlösung vom tode,
teufel und ewigem' verdamnis. Item, das er uns
die kindschaft und erbschaft aller himlischen
güter und seinen heiligen Geist schenke, der
unser herz mit einem wahrhaftigen glauben
begabe, erleuchte und reinige etc., so ist der
eltern an euch ganz christliche bitte, das ihr
vor dis kindlein bitten wollet, das ihme der
allmechtige Gott alle seine sünde vergeben wolte,
sein herz mit dem heiligen Geist erleuchten und
einen rechten glauben verleihen, auf das es in
die zall der Christen müge eingeleibet werden.

Item, das er ihme hernach seine gnade reich-
lich mitteilen wolle, das es im glauben zuneme
und wachsse, wider den teufel, die welt und sein
eigen fleisch streite und fechte, in rechtem
glauben verharre und endlichen nach diesem
leben die ewigen seligkeit uberkomen möge.
Wollen auch derhalben von grund des herzen
ein andechtig Vater unser sprechen: Vater unser,
der du bist im himel etc.

E s mag auch diese vermanung vor
oder nach dem exorcismo, darnach
es an jedem ort hergebracht,
geschehen.

Andechtigen lieben freunde in Christo, dem
Herrn, demnach dis gegenwertige liebe kindlein
(oder diese) gleich wie andere menschen in
sünden empfangen und geboren ist und also
von wegen der sünde auch stecket unter dem
ewigen todt, vermag sich auch derwegen von

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