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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0577
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Kirchenordnung 1564

solchem grossen schaden nicht zu helfen noch
zu entledigen, besonder ihme ist hoch von nöten,
das es nach der lere und auf den befehlich Jhesu
Christi zum andern mal durch das wasser und
den heiligen Geist geboren werde und also
seinem erlöser und heiland Jhesu Christo ein-
geleibet werde, so wollen wir seinethalben Gott
im himel anruffen und bitten, er wolle ja selbs
allhie der teufer sein und diesem kindlein (oder
diesen) seinen heiligen Geist reichlich mitteilen,
der in seinem herzen anzünde, bekreftige und
auch erhalte einen vesten glauben und gewisse
zuversicht auf das einige verdienst Jhesu
Christi, durch welchen glauben dis liebe kind-
lein itzund möge werden, hernachmals sein und
ewiglich bleiben ein kind Gottes und erbe aller
himlischen güter und also entlichen erlangen
und uberkomen die ewige seligkeit und das
ewige leben. Wollen derhalben samptlich bitten
das heilige Vater unser etc.

Darnach bringet man das kindlein zu der
taufe und der priester spreche:

Der Herr behüte deinen eingang und ausgang
von nu an bis zu ewigen zeiten [Ps 121,8]. Amen.

Darnach lasse der priester das kind durch
seinen paten dem teufel absagen und spreche:

N., entsagestu dem teufel?

Antwort: Ja.

Und allen seinen werken?

Antwort: Ja.

Und alle seinem wesen?

Antwort: Ja.

Darnach frage er:

Gleubestu an Gott den allmechtigen Vater,
schepfer himels und der erden?

Antwort: Ja.

Gleubestu an Jhesum Christum seinen eini-
gen Son, unsern Herrn, geborn von Maria
der junkfrauen, gekreuziget, gestorben und be-
graben. Nidergestiegen zu der hellen. Am dritten
tage auferstanden von den todten. Aufgefaren
gen himel, sitzend zur rechten Gottes, zukünftig
zu richten die lebendigen und die todten?

Antwort: Ja.

Gleubestu an den heiligen Geist, eine heilige
christliche kirchen, gemeine der heiligen, ver-
gebung der sünden, auferstehung des fleisches
und nach dem tode ein ewiges leben?

Antwort: Ja.

Wiltu getauft sein?

Antwort: Ja.

Dann neme er das kind und teufe es und
spreche:

Und ich teufe dich im namen des Vaters
und des Sons und des heiligen Geistes. Amen.

Denn sollen die paten das kindlein halten in
der taufe, und der priester spreche, weil er ihm
das westerhembde anzeucht:

Der allmechtige Gott undVater unsersHerrn
Jhesu Christi, der dich anderweit geboren hat
durch das wasser und den heiligen Geist und
hat dir alle deine sünde vergeben, der sterke
dich mit seiner gnade zum ewigen leben. Amen.

Friede sey mit dir.

Antwort: Amen.

Von der nottaufe 53.

Demnach an den hebammen gros und viel ge-
legen und oftermals in stedten und dörfern bey
der nottaufe auch durch der hebammen und
frauen unverstand viel misbrauchs gespürt wird,
so wollen wir erstlich, das von allen ampten
jedes orts sampt dem pastor und den kirch-
schworen mit radt verstendiger frauen allent-
halben hebammen verordnet werden sollen, so
gottfürchtig, fleissig, treu, düchtig sein und bey
jederman ein gut gerücht haben. Denn un-
tüchtige, gottlose und verachte personen in
solcher zeit und fall viel unglücks stiften und
frauespersonen grossen schaden thun können.
Es sollen auch solche verordente hebammen
sich verpflichten, in der not bey den frauen
keine abgötterey zu gebrauchen, wie oftermals
gespüret, sondern allenthalben alleine bey Gott
durchs christliche gebet hülf zu suchen und
verordente christliche mittel zu gebrauchen, des-

53 Vgl. oben S. 160—162.

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