Kirchenordnung 1575
durch dieselbe deine grundlose barmherzigkeit,
du wollest diesen oder diese N., so deiner hei-
ligen teufe gabe empfangen hat, in rechten
glauben und gnade des heiligen Geistes erhal-
ten, das ehr oder sie, nachdeme ahn ihme oder
ihr durch die heilsahme sintflus [!] alles, was
ihme oder ihr von Adam angeborn, vorsoffen
und untergangen ist, ehr oder sie in der arcken
der christenheit trucken und sicher pleibe, dei-
nem nhamen alzeit feurig im geiste, fröhlich in
der hoffnung diene, auf das ehr oder sie mit
allen gleubigen der zusage, das ewige leben aus
gnaden zu erlangen. muge wirdich werden durch
Jesum Christum, deinen lieben Sohne, unsern
Hern. Amen.
Lasset uns hören das heilige evangelion
S. Marci [10, 13—16]:
Zu der zeit brachten sie kinderchen zu Jesu,
das ehr sie solte anrören. Aber die junger be-
draueten die, so sie bracliten. Do das Jesus sach,
vordros es ihme und sprach zu ihnen: Lasset die
kinderlein zu mir kommen und wehret ihnen
nicht, dan solcher ist das himmelreiche. War-
lichen, ich sage euch, wehr das reiche Gottes
nicht empfanget wie ein kleines kindelein, der
wird nicht da liinein kommen, und ehr umb-
fing sie und segnete sie.
Lasset uns abermal beten:
Vater unser, der du bist im himmel, geheiliget
werde dein nhame etc. Der Herr behuete deinen
eingang und ausgang von nun ahn bis in ewig-
keit. Amen.
Darnach gehet man nacli der teufe und hand-
let dha wie folget:
Nennet das kind N. In dem nhamen und von
wegen dieses kindes wollen wir sprechen und
bekennen die artickel unsers christlichen glau-
bens, also sagende: Ich gleube an Gott, den
almechtigen Vatter 91 etc.
Der almechtige Godt und Vatter unsers Hern
Jesu Christi, der dich zum andern mhale hat
91 Bek. Schr. S. 21.
92 Augustin zugeschrieben? — Vgl. Leo Papa,
Ep. CLXVI, 1; MSL 54, 1194: ... non potest in
geboren durch das wasser und heiligen Geist
und hat dir alle deine sunde vorgeben, der sterke
dich mit seiner gnaden zu dem ewigen leben.
Amen. Friede sey mit dir. Amen.
Wurden aber die leute, so das kindlein zur
teufe bringen, auf des kirchendieners frage un-
gewisse antwort geben und sagen, sie wissen
nicht, was sie in solcher grossen noth gedacht,
viel weiniger, was sie gethon (als dan zu zeiten
zu geschehende pflegt), so machet man nicht
viel disputierens, sondern man nimpt das kind
als ungetauft ahn und forderts zur taufe, als
wie man alle ungetaufte zur teufe zu forderen
und zu teufen pflegt, nach des lieben Augustini
spruch 92: Non potest dici iteratum, quod nesci-
tur esse factum. Und wen man die gebett sampt
den exorcismis gesprochen und die kinder durch
die paden dem teufel entsagen und des glau-
bens bekantnus hat thuen lassen, alsden teufet
der pfarherr die kinder ohne alle condition im
nhamen des Vaters und des Sohns und des hei-
ligen Geistes. Amen. Alles wie oben von der hei-
ligen taufe weiter vormeldet.
VII. caput.
Von den hebammen.
Weil beide, ahn der hebammen person und
ampte merklich groß und viel gelegen ist und
in der bestellung und unterweysunge derselben
nicht zu woll zugesehen werden kan, so wirds
vor radtsam und nötig erachtet, das der super-
intendens, so oft es die gelegenheit erfordert,
mit den herren camerariis, so die hebammen
von des erbaren radts wegen zu bestellen ha-
ben, in aller freundligkeit und guete rede, ihre
e. w. guete aufsicht haben wollen, erstlich,
das keine fraue, sie sei dan geburlicherweyse da-
zu bestellet, sich dis ampts unternheme,
zum andern, das soviel immer muglich ist,
godtfruchtige, duchtige und geschickete personen
dazu angenohmmen werden,
iterationis crimen venire, quod factum esse
nescitur ... (ebenfalls von der Taufe).
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durch dieselbe deine grundlose barmherzigkeit,
du wollest diesen oder diese N., so deiner hei-
ligen teufe gabe empfangen hat, in rechten
glauben und gnade des heiligen Geistes erhal-
ten, das ehr oder sie, nachdeme ahn ihme oder
ihr durch die heilsahme sintflus [!] alles, was
ihme oder ihr von Adam angeborn, vorsoffen
und untergangen ist, ehr oder sie in der arcken
der christenheit trucken und sicher pleibe, dei-
nem nhamen alzeit feurig im geiste, fröhlich in
der hoffnung diene, auf das ehr oder sie mit
allen gleubigen der zusage, das ewige leben aus
gnaden zu erlangen. muge wirdich werden durch
Jesum Christum, deinen lieben Sohne, unsern
Hern. Amen.
Lasset uns hören das heilige evangelion
S. Marci [10, 13—16]:
Zu der zeit brachten sie kinderchen zu Jesu,
das ehr sie solte anrören. Aber die junger be-
draueten die, so sie bracliten. Do das Jesus sach,
vordros es ihme und sprach zu ihnen: Lasset die
kinderlein zu mir kommen und wehret ihnen
nicht, dan solcher ist das himmelreiche. War-
lichen, ich sage euch, wehr das reiche Gottes
nicht empfanget wie ein kleines kindelein, der
wird nicht da liinein kommen, und ehr umb-
fing sie und segnete sie.
Lasset uns abermal beten:
Vater unser, der du bist im himmel, geheiliget
werde dein nhame etc. Der Herr behuete deinen
eingang und ausgang von nun ahn bis in ewig-
keit. Amen.
Darnach gehet man nacli der teufe und hand-
let dha wie folget:
Nennet das kind N. In dem nhamen und von
wegen dieses kindes wollen wir sprechen und
bekennen die artickel unsers christlichen glau-
bens, also sagende: Ich gleube an Gott, den
almechtigen Vatter 91 etc.
Der almechtige Godt und Vatter unsers Hern
Jesu Christi, der dich zum andern mhale hat
91 Bek. Schr. S. 21.
92 Augustin zugeschrieben? — Vgl. Leo Papa,
Ep. CLXVI, 1; MSL 54, 1194: ... non potest in
geboren durch das wasser und heiligen Geist
und hat dir alle deine sunde vorgeben, der sterke
dich mit seiner gnaden zu dem ewigen leben.
Amen. Friede sey mit dir. Amen.
Wurden aber die leute, so das kindlein zur
teufe bringen, auf des kirchendieners frage un-
gewisse antwort geben und sagen, sie wissen
nicht, was sie in solcher grossen noth gedacht,
viel weiniger, was sie gethon (als dan zu zeiten
zu geschehende pflegt), so machet man nicht
viel disputierens, sondern man nimpt das kind
als ungetauft ahn und forderts zur taufe, als
wie man alle ungetaufte zur teufe zu forderen
und zu teufen pflegt, nach des lieben Augustini
spruch 92: Non potest dici iteratum, quod nesci-
tur esse factum. Und wen man die gebett sampt
den exorcismis gesprochen und die kinder durch
die paden dem teufel entsagen und des glau-
bens bekantnus hat thuen lassen, alsden teufet
der pfarherr die kinder ohne alle condition im
nhamen des Vaters und des Sohns und des hei-
ligen Geistes. Amen. Alles wie oben von der hei-
ligen taufe weiter vormeldet.
VII. caput.
Von den hebammen.
Weil beide, ahn der hebammen person und
ampte merklich groß und viel gelegen ist und
in der bestellung und unterweysunge derselben
nicht zu woll zugesehen werden kan, so wirds
vor radtsam und nötig erachtet, das der super-
intendens, so oft es die gelegenheit erfordert,
mit den herren camerariis, so die hebammen
von des erbaren radts wegen zu bestellen ha-
ben, in aller freundligkeit und guete rede, ihre
e. w. guete aufsicht haben wollen, erstlich,
das keine fraue, sie sei dan geburlicherweyse da-
zu bestellet, sich dis ampts unternheme,
zum andern, das soviel immer muglich ist,
godtfruchtige, duchtige und geschickete personen
dazu angenohmmen werden,
iterationis crimen venire, quod factum esse
nescitur ... (ebenfalls von der Taufe).
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