Calenberg-Göttingen
[Teil IV]
Ordnung der confirmation oder firmung, wenn und wie man die halten sol in dem löblichen
fürstenthum herzog Erichs des jüngeren73a.
Gedruck zu Erffurt durch Melcher Sachssen.
Anno 1542.
Ordnung der confirmation oder firmung
wenn und wie man die halten sol.
Weil von solcher confirmation in der ord-
nung74 vorhin meldung geschehen, nhemlich das
wir dieselbige in ihren alten brauch zu bringen
furhabens sein, so ist unser meinung, das sie
jerlich dreymal gehalten werden sol, als nhem-
lich auf die Ostem, Pfingsten und Weinach-
ten74a.
Es sol aber ein ider pfarherr solchs zu thun
allein nicht gewalt haben, sonder die nehesten
zwen oder drey geschicktesten pastores dazu
forderen und mit gebürlicher reverenz solche
caeremoniam ausrichten. Lassen uns auch ge-
fallen, wo der superintendens so nahe wonet,
das derselbige auch dazu gefordert und mit sei-
nem zuthun solchs gehalten werde.
Und wenn man gleich kinder hat, die zu sol-
cher confirmation geschickt sein, sol man sie
dennoch die furgehenden acht tage treulich und
wol unterweisen und examiniren, damit sie auf
den bestimpten tag rechnung ihres glaubens
desto freidiger und kecker geben können.
73a Zur Konfirmation i. 16. Jhdt. vgl. W. Rott,
Konfirmation. 1941.
74 Vgl. oben S. 804.
74a So auch die Kasseler KO v. 1539, Erfurter
Ausgabe; vgl. A. Uckeley, Die KOO v. Zie-
genhain u. Kassel 1539. 1939, 67; W. Rott,
a. a. O. 52. Die KO für die Mark Branden-
burg v. 1540 (Sehling III, 59) sieht nur Ostern
und Pfingsten vor.
75 Vgl. Petr. Lomb., Sent. IV, dist. 2, cap. 1:
Iam ad sacramenta novae legis accedamus,
quae sunt: baptismus, confirmatio, panis
benedictionis, id est eucharistia, poenitentia,
unctio extrema, ordo, coniugium. — Zur
Firmung: Innocentius III., Professio fidei
Waldensibus praescripta (1208); Denzinger
21.23 Nr 424; Conc. Flor. Decretum pro Ar-
menis (1439); Denzinger21.23 Nr. 697 usw.
Vor mittage schickte sich solch confirmiren
am besten. Weil aber ein jeder pastor alsdenn
in seiner kirchen sein und predigen mus, so mus
man damit bis zur vesper verzihen, und sol
nach gehaltener vesper volgende ermanung zum
volk geschehen.
Ermanung zum volk.
Meine geliebten im Herrn, es haben die pa-
pisten unter anderen sacramenten, die aber doch
den namen sacrament auf weise wie die tauf
und das abentmal nicht haben können oder mö-
gen, auch die confirmation oder firmung ge-
zelet75 und dabey viel ungeschickts dings ge-
leret und geübet, welchs alles hie zu erzelen,
weil ihre bücher furhanden, ohn not ist76 (Urba.
can. 1. De conse. dist. 577. In conci. Aurelia.
can. Ut ieiuni. De conse. dist. 5 78). Denn ists
nicht ein nerrische lahr, darin sie furgeben, es
konne keiner ein Christ sein, wenn er gleich die
tauf empfangen, er seye dan auch gesalbet und
gefirmet durch den bisschoff? Ja, wie wöllen sie
beweisen, das solcher oley der firmung ein oley
76 Die hier folgenden eingeklammerten Quel-
lenangaben stehen in der Druckvorlage am
Rand.
77 Decr. Grat. III. De consecratione, dist. V,
c. 1; Friedberg I, 1413: . . . Item Urbanus
Papa omnibus Christianis . . .: Omnes fide-
les per manus inpositiones episcoporum Spi-
ritum sanctum post baptismum accipere de-
bent, ut pleni Christiani inueniantur ...
78 Decr. Grat. III. De oonsecratione, dist. V, c.
6; Friedberg I, 1414: . . . Item ex Concilio
Aurelianensi, c. 3. Ut ieiuni ad confirmatio-
nem ueniant perfectae etatis . . . et quia
numquam erit Christianus, nisi in confir-
matione episcopali fuerit crismatus.
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[Teil IV]
Ordnung der confirmation oder firmung, wenn und wie man die halten sol in dem löblichen
fürstenthum herzog Erichs des jüngeren73a.
Gedruck zu Erffurt durch Melcher Sachssen.
Anno 1542.
Ordnung der confirmation oder firmung
wenn und wie man die halten sol.
Weil von solcher confirmation in der ord-
nung74 vorhin meldung geschehen, nhemlich das
wir dieselbige in ihren alten brauch zu bringen
furhabens sein, so ist unser meinung, das sie
jerlich dreymal gehalten werden sol, als nhem-
lich auf die Ostem, Pfingsten und Weinach-
ten74a.
Es sol aber ein ider pfarherr solchs zu thun
allein nicht gewalt haben, sonder die nehesten
zwen oder drey geschicktesten pastores dazu
forderen und mit gebürlicher reverenz solche
caeremoniam ausrichten. Lassen uns auch ge-
fallen, wo der superintendens so nahe wonet,
das derselbige auch dazu gefordert und mit sei-
nem zuthun solchs gehalten werde.
Und wenn man gleich kinder hat, die zu sol-
cher confirmation geschickt sein, sol man sie
dennoch die furgehenden acht tage treulich und
wol unterweisen und examiniren, damit sie auf
den bestimpten tag rechnung ihres glaubens
desto freidiger und kecker geben können.
73a Zur Konfirmation i. 16. Jhdt. vgl. W. Rott,
Konfirmation. 1941.
74 Vgl. oben S. 804.
74a So auch die Kasseler KO v. 1539, Erfurter
Ausgabe; vgl. A. Uckeley, Die KOO v. Zie-
genhain u. Kassel 1539. 1939, 67; W. Rott,
a. a. O. 52. Die KO für die Mark Branden-
burg v. 1540 (Sehling III, 59) sieht nur Ostern
und Pfingsten vor.
75 Vgl. Petr. Lomb., Sent. IV, dist. 2, cap. 1:
Iam ad sacramenta novae legis accedamus,
quae sunt: baptismus, confirmatio, panis
benedictionis, id est eucharistia, poenitentia,
unctio extrema, ordo, coniugium. — Zur
Firmung: Innocentius III., Professio fidei
Waldensibus praescripta (1208); Denzinger
21.23 Nr 424; Conc. Flor. Decretum pro Ar-
menis (1439); Denzinger21.23 Nr. 697 usw.
Vor mittage schickte sich solch confirmiren
am besten. Weil aber ein jeder pastor alsdenn
in seiner kirchen sein und predigen mus, so mus
man damit bis zur vesper verzihen, und sol
nach gehaltener vesper volgende ermanung zum
volk geschehen.
Ermanung zum volk.
Meine geliebten im Herrn, es haben die pa-
pisten unter anderen sacramenten, die aber doch
den namen sacrament auf weise wie die tauf
und das abentmal nicht haben können oder mö-
gen, auch die confirmation oder firmung ge-
zelet75 und dabey viel ungeschickts dings ge-
leret und geübet, welchs alles hie zu erzelen,
weil ihre bücher furhanden, ohn not ist76 (Urba.
can. 1. De conse. dist. 577. In conci. Aurelia.
can. Ut ieiuni. De conse. dist. 5 78). Denn ists
nicht ein nerrische lahr, darin sie furgeben, es
konne keiner ein Christ sein, wenn er gleich die
tauf empfangen, er seye dan auch gesalbet und
gefirmet durch den bisschoff? Ja, wie wöllen sie
beweisen, das solcher oley der firmung ein oley
76 Die hier folgenden eingeklammerten Quel-
lenangaben stehen in der Druckvorlage am
Rand.
77 Decr. Grat. III. De consecratione, dist. V,
c. 1; Friedberg I, 1413: . . . Item Urbanus
Papa omnibus Christianis . . .: Omnes fide-
les per manus inpositiones episcoporum Spi-
ritum sanctum post baptismum accipere de-
bent, ut pleni Christiani inueniantur ...
78 Decr. Grat. III. De oonsecratione, dist. V, c.
6; Friedberg I, 1414: . . . Item ex Concilio
Aurelianensi, c. 3. Ut ieiuni ad confirmatio-
nem ueniant perfectae etatis . . . et quia
numquam erit Christianus, nisi in confir-
matione episcopali fuerit crismatus.
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