Kirchenordnung 1544
Jacobs tagk23, 9. S. Bartholomei tagk24, 10. S.
Matthäi ap[osto]li tagk25, 11. S. Simonis et
Judä tagk26.
Diese tage der lieben heiligen und jünger un-
sers Hern Jesu Chr[ist]i soll man vormittage
alleine, weil das ampt wart, schuldig sein zu
feyren27.
VII. Von der letanien28,
wie es darmit soll gehalten werden.
Alle wochen, entweder am Mittwochen oder
Freytage, und am Sondage oder feyrtagen, wen
keine communicanten vorhanden sind, so sollen
die parner und ihre pfarkinder die letanien, wel-
che man vormaln die bettmessen geheissen,
singen und halten29, auch darvor ein capittel
oder historien aus der biblien, entweder aus dem
alten oder neuen testament, dem volk auf das
allerkürzeste zur unterrichtung und lher vor-
gedragen und gelesen werden.
VII. Von den predigen und feyrtagen, wie
es darmit soll gehalten werden.
Ob auch ein pfarherr mher als ein dorf, zwey
oder drey, zu versorgen hette, so soll der parner
auf einen feyrtagk nicht mher den zwey predige
thun, als in einem dorf vormittage das evan-
gelium und nachmittage in den andern dorf den
catechismum predigen. Und wo er mher dorfe
hette, so soll er also in solcher weisse auf den
andern dorfern umbghan und die zwo angezoge-
23 25. Juli.
24 24. August.
25 21. September.
26 28. Oktober.
27 Hier abweichend von der Wolfenbüttler KO
von 1543, wo die Feier der Apostel- und
anderer Heiligentage auf den nächsten Sonn-
tag verlegt wird; vgl. Sehling VI, 1, 63 f. Der
„Unterricht“ behält diese Feste bei; vgl. Seh-
ling I, 164.
28 Zu Luthers deutscher Litanei vgl. oben S. 797,
Anm. 90.
29 Vgl. Sehling VI, 1, 51. 58.
30 Vgl. Sehling VI, 1, 76.
31 Vgl. Sehling VI, 1, 71, wo im einzelnen jedoch
nur die deutsche Bibel aufgeführt wird.
32 1541 ließ Veit Dietrich seine Summarien über
das AT ausgehen, 1544 folgten Summarien
über das NT; vgl. Th. Kolde, RE3 4, 656.
nen predigten also umbwechseln. Gleicher gestalt
soll es mit der letanien auch also umbgehalten
werden, das den leuten alle beyderley geprediget
werde. Und in welchen dorf keine predigt des-
selbigen feyertags geschicht, dieselbigen leute
sollen schuldig sein, in das ander dorf zur pre-
digt zu ghan und Gottes wort zu horen.
IX Von armenkasten und austheilung
desselbigen aufkomens.
Die alterleuthe, die sollen einen gemeinen, woll-
verwarten kasten mitten in der kirchen haben30.
Darüber soll geschriben werden: Hir gibt man
den hausarmen, und darein die gemeine not-
turft vor die armen samlen und nach rhadt des
pfarhern den armen ausgetheilt und gegeben
werden.
X. Von bücherzeugen in die kirchen31.
Es sollen die alterleuthe zum allerforderlich-
sten von der kirchen renthe und einkommen
eine deutsche biblia, so Doctor Martinus Luther
hat lassen ausghan, fein gebunden und beschla-
gen, in die kirchen zeugen mit den summarien
Viti Ditterichs32. Und wen die kirche in gutthem
vermogen where, so sollen sie mit rhadt des
pfarherrn dazu kaufen die tomos Lutheri33
sampt der kirchen- und hauspostill34, auch Lu-
theri auslegung uber Genesi II35. Solche bücher
sollen stetts in der kirchen sein und bleiben.
33 Die erste Sammlung der Schriften Luthers
war die Wittenberger Gesamtausgabe von
1539 ff. Der letzte (19.) Band erschien aller-
dings erst 1558, und 1544 lag erst ein Band
vor.
34 Die Kirchenpostille erschien als Gesamtaus-
gabe zuerst 1527; vgl. WA 10 I 2, XXX f., s.
die Kirchenpostille selbst: WA 10 11 u. 2; 17 II;
21; 22 in Einzelpostillen. — Die Hauspostille:
zuerst 1544 herausgegeben von Veit Dietrich;
WA 52. — Die Postillen waren in die Witten-
berger Lutherausgabe nicht aufgenommen.
36 Tom. I der Genesisvorlesung erschien zu Be-
ginn des Jahres 1544. Tom. II hatte ursprüng-
lich gleich folgen sollen, kam aber erst 1550
heraus. 1552 und 1554 erschienen auch noch
Tom. III u. IV; vgl. WA 42, X ff. Text: WA
42-44.
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Jacobs tagk23, 9. S. Bartholomei tagk24, 10. S.
Matthäi ap[osto]li tagk25, 11. S. Simonis et
Judä tagk26.
Diese tage der lieben heiligen und jünger un-
sers Hern Jesu Chr[ist]i soll man vormittage
alleine, weil das ampt wart, schuldig sein zu
feyren27.
VII. Von der letanien28,
wie es darmit soll gehalten werden.
Alle wochen, entweder am Mittwochen oder
Freytage, und am Sondage oder feyrtagen, wen
keine communicanten vorhanden sind, so sollen
die parner und ihre pfarkinder die letanien, wel-
che man vormaln die bettmessen geheissen,
singen und halten29, auch darvor ein capittel
oder historien aus der biblien, entweder aus dem
alten oder neuen testament, dem volk auf das
allerkürzeste zur unterrichtung und lher vor-
gedragen und gelesen werden.
VII. Von den predigen und feyrtagen, wie
es darmit soll gehalten werden.
Ob auch ein pfarherr mher als ein dorf, zwey
oder drey, zu versorgen hette, so soll der parner
auf einen feyrtagk nicht mher den zwey predige
thun, als in einem dorf vormittage das evan-
gelium und nachmittage in den andern dorf den
catechismum predigen. Und wo er mher dorfe
hette, so soll er also in solcher weisse auf den
andern dorfern umbghan und die zwo angezoge-
23 25. Juli.
24 24. August.
25 21. September.
26 28. Oktober.
27 Hier abweichend von der Wolfenbüttler KO
von 1543, wo die Feier der Apostel- und
anderer Heiligentage auf den nächsten Sonn-
tag verlegt wird; vgl. Sehling VI, 1, 63 f. Der
„Unterricht“ behält diese Feste bei; vgl. Seh-
ling I, 164.
28 Zu Luthers deutscher Litanei vgl. oben S. 797,
Anm. 90.
29 Vgl. Sehling VI, 1, 51. 58.
30 Vgl. Sehling VI, 1, 76.
31 Vgl. Sehling VI, 1, 71, wo im einzelnen jedoch
nur die deutsche Bibel aufgeführt wird.
32 1541 ließ Veit Dietrich seine Summarien über
das AT ausgehen, 1544 folgten Summarien
über das NT; vgl. Th. Kolde, RE3 4, 656.
nen predigten also umbwechseln. Gleicher gestalt
soll es mit der letanien auch also umbgehalten
werden, das den leuten alle beyderley geprediget
werde. Und in welchen dorf keine predigt des-
selbigen feyertags geschicht, dieselbigen leute
sollen schuldig sein, in das ander dorf zur pre-
digt zu ghan und Gottes wort zu horen.
IX Von armenkasten und austheilung
desselbigen aufkomens.
Die alterleuthe, die sollen einen gemeinen, woll-
verwarten kasten mitten in der kirchen haben30.
Darüber soll geschriben werden: Hir gibt man
den hausarmen, und darein die gemeine not-
turft vor die armen samlen und nach rhadt des
pfarhern den armen ausgetheilt und gegeben
werden.
X. Von bücherzeugen in die kirchen31.
Es sollen die alterleuthe zum allerforderlich-
sten von der kirchen renthe und einkommen
eine deutsche biblia, so Doctor Martinus Luther
hat lassen ausghan, fein gebunden und beschla-
gen, in die kirchen zeugen mit den summarien
Viti Ditterichs32. Und wen die kirche in gutthem
vermogen where, so sollen sie mit rhadt des
pfarherrn dazu kaufen die tomos Lutheri33
sampt der kirchen- und hauspostill34, auch Lu-
theri auslegung uber Genesi II35. Solche bücher
sollen stetts in der kirchen sein und bleiben.
33 Die erste Sammlung der Schriften Luthers
war die Wittenberger Gesamtausgabe von
1539 ff. Der letzte (19.) Band erschien aller-
dings erst 1558, und 1544 lag erst ein Band
vor.
34 Die Kirchenpostille erschien als Gesamtaus-
gabe zuerst 1527; vgl. WA 10 I 2, XXX f., s.
die Kirchenpostille selbst: WA 10 11 u. 2; 17 II;
21; 22 in Einzelpostillen. — Die Hauspostille:
zuerst 1544 herausgegeben von Veit Dietrich;
WA 52. — Die Postillen waren in die Witten-
berger Lutherausgabe nicht aufgenommen.
36 Tom. I der Genesisvorlesung erschien zu Be-
ginn des Jahres 1544. Tom. II hatte ursprüng-
lich gleich folgen sollen, kam aber erst 1550
heraus. 1552 und 1554 erschienen auch noch
Tom. III u. IV; vgl. WA 42, X ff. Text: WA
42-44.
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