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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0528
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Das Zisterzienserkloster Loccum (gegründet um 1163, vgl. Schultzen, S. 12 ff.), exemt
seit seiner frühesten Zeit (päpstliche Bulle von 1183, Urkunde Nr. 10 im Kloster, abgedruckt
bei Weidemann-Köster, S. 126 ff., Urkundenbuch, S. 11 ff.; kaiserlicher Freibrief
von 1252, Urkunde Nr.105 im Kloster, abgedruckt bei W.-K. S.134 u. Urkundenbuch, S.114
f., vgl. dazu Weidemann-Köster, S. 10, 15 u. Schuster, S. 39 f.), erlangte am 16. Sep-
tember 1530 von Kaiser Karl V. die Bestätigung seiner Reichsunmittelbarkeit und der Unmit-
telbarkeit zum päpstlichen Stuhl, sowie die Zusicherung des kaiserlichen Schutzes (Urkunde
Nr. 1209 im Kloster, abgedruckt bei Weidemann-Köster, S. 152 ff., vgl. dazu Schu-
ster, S. 40 ff., auch Weidemann-Köster, S. 45 f., Schultzen, S. 77). Damit war
für Loccum der Fortbestand als Kloster des Zisterzienserordens zunächst gewährleistet und fürs
erste die Voraussetzung geschaffen, das klösterliche Leben mit dem Abt als Landesherrn an der
Spitze auch weiterhin unabhängig von den Herren der umliegenden weltlichen Territorien (Für-
stentum Calenberg-Göttingen und Grafschaft Hoya) und vom Bischof von Minden zu gestalten.
Obwohl unter ständigen Kämpfen um das besiegelte Recht auf Selbständigkeit (vgl. bes.
Brenneke 1, S. 129 f.; 2, S. 78, 438 ff.), hat Loccum daher seine eigene und wohl einzig-
artige Geschichte in der Reformationszeit gehabt. Das Streben nach Bewahrung der altherge-
brachten klösterlichen Formen und die Bereitschaft zur Läuterung des Inhalts dieser Formen
und zur Annahme der evangelischen Predigt haben sich hier allmählich miteinander verbunden.
Zunächst blieb das Kloster in seiner Gesamtheit noch lange katholisch. Nur insofern machte
sich die neue Lehre geltend, als einzelne Mönche das Kloster verließen und zum Protestantis-
mus übertraten (vgl. Weidemann-Köster, S. 47 ff., Schuster, S. 45 f., Schultzen,
S. 78 f., auch Uhlhorn, Geschichte, S. 346). Einen Einschnitt in der Klostergeschichte
brachte das lahr 1585, als Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel nach Antritt sei-
ner Erbfolge im Fürstentum Calenberg-Göttingen vom Kloster die Huldigung erzwang; aber
der Herzog bestätigte dem Kloster in den Reversalien vom 22. Juli 1585 (Urkunde Nr. 1262
im Kloster) alle bisherigen Rechte und Freiheiten, versicherte, daß dem Kloster durch die
Erb- und Landhuldigung nichts von den kaiserlichen Privilegien benommen sein sollte, und
machte von seinem ius reformandi ausdrücklich keinen Gebrauch (vgl. Weidemann-
Köster, S. 54, Schuster, S. 43, Schultzen, S. 84). Die Religion betreffend, beurkun-
dete er:
Insonderheit lassen wir auch nach, das sie ihren jetzigen habit, solange es ihnen ge-
legen und gefällig, behalten mögen. Dazu wollen wir sie, erwenten abt, prior, senior und
ganz convent wieder ihren willen und gewissen der religion halben nicht nötigen oder
zwingen, sondern ihnen dieselbe vermöge Gottes worts und der reichsabschiede frey
und Gott durch seinen heiligen Geist bei ihnen wie bey uns und anderen walten und
wirken lassen.
Der Nachfolger Herzogs Julius, Heinrich Julius, stellte dem Kloster am 1. Oktober 1589
nach erlangter Huldigung dieselben Reversalien (Urkunde Nr. 1269 im Kloster) wie sein Va-
ter aus (vgl. Weidemann-Köster, S. 56, Schuster, S. 43, Schultzen, S. 85). Da-
mals war das Kloster also noch als katholisch anzusprechen. Aber schon Abt Barnewold (1579
—1591) soll gegen Ende seiner Amtszeit genötigt gewesen sein, die evangelische Predigt und
Kommunion unter beiderlei Gestalt in der Frauenkapelle vor dem Klostertor zu gestatten
(vgl. Schuster, S. 45 f., Schultzen, S. 86, 90). Der Übergang des Klosters in seiner Ge-
samtheit zur evangelischen Lehre erfolgte unter Abt Fenger (1591—1596) (vgl. bes. Schu-
ster, S. 48, auch 49, ferner Weidemann-Köster, S. 60 f., Uhlhorn, Geschichte,

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