Grafschaft Ostfriesland
desulvige desto beter kennen leren, visiteren und be-
soeken 8.
Tom anderen scholen sie alle renten und watt den
armen gegeven wort, truwlick ontfangen und infor-
deren und alle entfank in ein besonder boick ordent-
lich anteickenen. Darna scholen sie dat entfangene
goett trulich, willich und vlitich wederumb utdeilen
under denn, welcken idt gegeven is. Und alle utgaeve
in ein besonder boeck vorteickenen 9, up datt sie
guede rekenschup darvan dohen mogen und alle dink
ehrlich togae, nicht alleine voer Gott, sonder ock
voer dem menschen, 2. Corinth. 8 [21].
Tom drudden scholen sie ock verschaffen, datt de,
welcker de almosen eten und van der kercken unt-
fangen, mit sunden und schanden geine ergerniße
geven, sonderen sick im geloven und wandel als
rechte armen Christi dragen, dewile idt joe weder
Godes woert und weder alle ehrbarheit is, dat men
openbare hoeren 10 und boeven 11 mit den almosen
in ohrer boeßheit sterken soll. Darumb ock de christ-
liche keyser erenstliche gesette gegeven jegen sulcke
bedelers, alß noemptlick Valentinianus 12 und an-
dere 13.
Ut audiant verbum Dei, pueros ad scolam mit-
tant et catechesin discant etc. 14.
Tom veerden: Darmit dese ordenunge met den
Arenß als hoefftdiaconen, syn onderdiaconen sint
Haye Heerkens, Johan Kopperslagher, Aylt Pop-
kens, Heerke Mennens, Hans van Jemmighum. [Am
Rand:] Rodolphus Landius mit syn. olderlingen.
8 Der vorangegangene Absatz ist in der Druckvorlage
von anderer Hand am Rand nachgetragen.
9 In dem Protokollbuch, das auch unsere Druckvor-
lage enthält, befinden sich ein Rentenregister, Ren-
tenabrechnungen und Eintragungen über Renten-
abschlüsse. Die erste Rentenabrechnung ist von 1573
datiert; einige Eintragungen haben jedoch noch frü-
here Daten. Die Bll. dieses Buchabschnitts sind be-
sonders numeriert (fol. 1—160 ohne Zählung der
Registerblätter). Wiederum mit besonderer Blatt-
zählung sind dann eingetragen „Die legata der wil-
ligen goetgunstigen borgern, so den armen im testa-
mente disponiert werden“. Die Eintragungen über
die Vermächtnisse beginnen mit dem Jahr 1583 und
enden 1657; die Blattnumerierung ist nur teilweise
durchgeführt.
10 = Huren; vgl. Doornkaat Koolman II, 104f.;
Schiller und Lübben II,300.
11 = Buben, Schelme; vgl. oben S. 401, Anm. 47.
12 Cod. Iust. XI, 26: Imppp. Gratianus, Valentinianus
et Theodosius AAA. ad Severum pu. Cunctis adfa-
tim, quos in publicum quaestum incerta mendicitas
huisarmen also geholden moge werden, sall by bor-
germeister und ratt sampt dem drosten angelanget
werden, datt sie niemant verloeven 15, de almosen
by den hueseren to sammelen ohne vorwetent und
vorwilliginge der diaken, jae, oenen diese sorge ganz
und gaer heimstellen. Und scholen de dyaken flytich
acht hebben, datt solches niemandz togelaten werde,
idt syn dan sonderliche bewechliche oersaeken.
Tom vyfften: Datt de arme luide by wintertyden
und anders nicht leddich sitten und den almosen
desto beschwerlicker syn, so scholen sie flas 16 oder
andere dinge bestellen und ihnen arbeit geven, so-
verne sie anders geinen krygen konen, und alle we-
ken, wen sie de almosen entfangen sollen, solcke ar-
beit van en forderen, darvoer de beloenunge mit-
sampt den almosen ihnen geven. Ock scholen de
dyaken, ein ider in seiner kluft, de armen, de sie be-
dienen, jaerlick einmall tosamen bringen und sehen,
watt voer vente 17 men to handwerken muchte hel-
pen oder up schepen 18, darnach mit den olderman-
nen van den gilden handelen, ock mit den schippe-
ren, datt sie umb Gades willen sulcke annemen und
hulpen. Item, so megde weren to vordingen, dat
men darto den olderen bevell und raett geve.
Tom sesten: Watt nu den frembden armen belan-
get, de sall men ock by der straten nicht bedelen
vocabit, inspectis exploretur in singulis et integritas
corporum et robur annorum, atque inertibus et abs-
que ulla debilitate miserandis necessitas inferatur,
ut eorum quidem, quos tenet condicio servilis, pro-
ditor studiosus et diligens dominium consequatur,
eorum vero, quos natalium sola libertas prosequa-
tur, colonatu perpetuo fulciatur, quisquis huiusmodi
lenitudinem prodiderit ac probaverit... (Anno 382)
(Corp. iur. civ., hrsg. von P. Krueger, Th. Momm-
sen, R. Schoell, II 9. 1915,435).
13 Vgl. z. B. Reichspolizeiordnung von 1548, Tit. XXVI
(Koch-Senckenberg, Neue und vollständigere
Sammlung der Reichs-Abschiede. 1747, 2. Th., 601).
14 Vgl. Polizeiordnung von 1545, oben S. 400; Microns
Londoner Katechismus von 1552, unten S. 516,
Anm. 13.
15 = erlauben; vgl. Doornkaat Koolman I, 454;
Schiller und Lübben V, 398; Lasch und Borch-
ling I, 871.
16 = Flachs; vgl. Doornkaat Koolman I, 502;
Schiller und Lübben V, 266; Lasch und Borch-
ling I, 739.
17 = Knaben, Burschen; vgl. oben S. 400, Anm. 39.
18 = Schiffen; vgl. Doornkaat Koolman III, 126;
Schiller und Lübben IV, 99.
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desulvige desto beter kennen leren, visiteren und be-
soeken 8.
Tom anderen scholen sie alle renten und watt den
armen gegeven wort, truwlick ontfangen und infor-
deren und alle entfank in ein besonder boick ordent-
lich anteickenen. Darna scholen sie dat entfangene
goett trulich, willich und vlitich wederumb utdeilen
under denn, welcken idt gegeven is. Und alle utgaeve
in ein besonder boeck vorteickenen 9, up datt sie
guede rekenschup darvan dohen mogen und alle dink
ehrlich togae, nicht alleine voer Gott, sonder ock
voer dem menschen, 2. Corinth. 8 [21].
Tom drudden scholen sie ock verschaffen, datt de,
welcker de almosen eten und van der kercken unt-
fangen, mit sunden und schanden geine ergerniße
geven, sonderen sick im geloven und wandel als
rechte armen Christi dragen, dewile idt joe weder
Godes woert und weder alle ehrbarheit is, dat men
openbare hoeren 10 und boeven 11 mit den almosen
in ohrer boeßheit sterken soll. Darumb ock de christ-
liche keyser erenstliche gesette gegeven jegen sulcke
bedelers, alß noemptlick Valentinianus 12 und an-
dere 13.
Ut audiant verbum Dei, pueros ad scolam mit-
tant et catechesin discant etc. 14.
Tom veerden: Darmit dese ordenunge met den
Arenß als hoefftdiaconen, syn onderdiaconen sint
Haye Heerkens, Johan Kopperslagher, Aylt Pop-
kens, Heerke Mennens, Hans van Jemmighum. [Am
Rand:] Rodolphus Landius mit syn. olderlingen.
8 Der vorangegangene Absatz ist in der Druckvorlage
von anderer Hand am Rand nachgetragen.
9 In dem Protokollbuch, das auch unsere Druckvor-
lage enthält, befinden sich ein Rentenregister, Ren-
tenabrechnungen und Eintragungen über Renten-
abschlüsse. Die erste Rentenabrechnung ist von 1573
datiert; einige Eintragungen haben jedoch noch frü-
here Daten. Die Bll. dieses Buchabschnitts sind be-
sonders numeriert (fol. 1—160 ohne Zählung der
Registerblätter). Wiederum mit besonderer Blatt-
zählung sind dann eingetragen „Die legata der wil-
ligen goetgunstigen borgern, so den armen im testa-
mente disponiert werden“. Die Eintragungen über
die Vermächtnisse beginnen mit dem Jahr 1583 und
enden 1657; die Blattnumerierung ist nur teilweise
durchgeführt.
10 = Huren; vgl. Doornkaat Koolman II, 104f.;
Schiller und Lübben II,300.
11 = Buben, Schelme; vgl. oben S. 401, Anm. 47.
12 Cod. Iust. XI, 26: Imppp. Gratianus, Valentinianus
et Theodosius AAA. ad Severum pu. Cunctis adfa-
tim, quos in publicum quaestum incerta mendicitas
huisarmen also geholden moge werden, sall by bor-
germeister und ratt sampt dem drosten angelanget
werden, datt sie niemant verloeven 15, de almosen
by den hueseren to sammelen ohne vorwetent und
vorwilliginge der diaken, jae, oenen diese sorge ganz
und gaer heimstellen. Und scholen de dyaken flytich
acht hebben, datt solches niemandz togelaten werde,
idt syn dan sonderliche bewechliche oersaeken.
Tom vyfften: Datt de arme luide by wintertyden
und anders nicht leddich sitten und den almosen
desto beschwerlicker syn, so scholen sie flas 16 oder
andere dinge bestellen und ihnen arbeit geven, so-
verne sie anders geinen krygen konen, und alle we-
ken, wen sie de almosen entfangen sollen, solcke ar-
beit van en forderen, darvoer de beloenunge mit-
sampt den almosen ihnen geven. Ock scholen de
dyaken, ein ider in seiner kluft, de armen, de sie be-
dienen, jaerlick einmall tosamen bringen und sehen,
watt voer vente 17 men to handwerken muchte hel-
pen oder up schepen 18, darnach mit den olderman-
nen van den gilden handelen, ock mit den schippe-
ren, datt sie umb Gades willen sulcke annemen und
hulpen. Item, so megde weren to vordingen, dat
men darto den olderen bevell und raett geve.
Tom sesten: Watt nu den frembden armen belan-
get, de sall men ock by der straten nicht bedelen
vocabit, inspectis exploretur in singulis et integritas
corporum et robur annorum, atque inertibus et abs-
que ulla debilitate miserandis necessitas inferatur,
ut eorum quidem, quos tenet condicio servilis, pro-
ditor studiosus et diligens dominium consequatur,
eorum vero, quos natalium sola libertas prosequa-
tur, colonatu perpetuo fulciatur, quisquis huiusmodi
lenitudinem prodiderit ac probaverit... (Anno 382)
(Corp. iur. civ., hrsg. von P. Krueger, Th. Momm-
sen, R. Schoell, II 9. 1915,435).
13 Vgl. z. B. Reichspolizeiordnung von 1548, Tit. XXVI
(Koch-Senckenberg, Neue und vollständigere
Sammlung der Reichs-Abschiede. 1747, 2. Th., 601).
14 Vgl. Polizeiordnung von 1545, oben S. 400; Microns
Londoner Katechismus von 1552, unten S. 516,
Anm. 13.
15 = erlauben; vgl. Doornkaat Koolman I, 454;
Schiller und Lübben V, 398; Lasch und Borch-
ling I, 871.
16 = Flachs; vgl. Doornkaat Koolman I, 502;
Schiller und Lübben V, 266; Lasch und Borch-
ling I, 739.
17 = Knaben, Burschen; vgl. oben S. 400, Anm. 39.
18 = Schiffen; vgl. Doornkaat Koolman III, 126;
Schiller und Lübben IV, 99.
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