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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0534
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Grafschaft Ostfriesland

a Math. 18,
ver. 17

1.Cor. 15[1.K5],
ver. 5. 13
1. Tim. 1,
ver. 20

dar sick nene beteringe erzeiget, van der gemeine
tor tyt der bekeringe öpentlick (a)affgedan 98 und de
gemeine darby vormahnet, dat se sick syne conver-
sation so wydt entholde, dat se dardorch nicht be-
smittet 99 und der sünder in syner unbotferdicheit
nicht gesterket werde. Und werden alle formen der
vorstellinge vor der publication den boetferdigen
edder unbotferdigen mit angehengter vormahnung
schriftlick vorgelesen, darmit se sick nener unweten-
heit to beklagen hebben, und folgends den protocoll
des presbyterii, wo ock alle gedenkwerdige unde

nödige dinge, invorlyvet, unde wat also protocolle-
ret, werd jedesmal der ganzen vorsamling vor ehrem
affscheid dütlick vorgelesen.

Werd also in disser der prediger unde oldesten
wekentlicke vorsamling allein gehandlet, wat ehres
amptes is und to erholdinge reiner lehre unde cere-
monien, guder ordnung und disciplyn der kercken
notwendich unde gehörich, unde mit nichten etwas
vorgenahmen, dar to beratslagen edder to vorhand-
len, dat de werltlicken overicheit unde ehrem ampte
tosteit unde geböhret 1.

08 Beispiel einer Bannformel bei sittlicher Verfehlung.
Eintragung vom 12. Mai 1595 (Band 6, Bl. 18 v):
L. brödern und sustern, J. L. weten sick toe erinne-
ren, wo dat al vorlangest einer, Herman Potgeter
buiten der Nyen Poerten, opt gemene gebett onboet-
verdich is vorgestelt worden, und dewilen he nach
voelfoldigen christlichen, opentlichen und heimlichen
vermaenungen even wol in de groeve sunde der dron-
kenschaft und opentlicke argernißen voertfäret, soe
wort he hyrmit als ein verrottet gelitt van den lichaem
Christi, dat is zyner gemene, affgesneden. Gott der
Herr, der nicht wil den dodt des sunders, wolle ehm
genedich bekeren, und willen ehm nicht als viand
holden, sunder tor boete vermanen. Der Herr geve
genaede, dat he alsoe mit vrouden moege weder an-
genomen worden. [Am Rand:] Publicatum ad men-
sam Domini 11. May anno 95. — Bannformel bei
einem Konvertiten. Eintragung vom 14. November
1597 (Band 6, Bl. 31v/32r): Noch word J. L. vor-
gestelt einer Johannes Vinctius, ein gewesener stu-
diosus, van Gentt ut Flanderen, der vormals hyr mit
der gemene communiceert heft, overst is, och leyder,
jammerlick affgevallen und wederumb tom pawest-
doem getreden und soe ein schendlicker apostata ge-
worden, darover he van ons idtlicken malen schrift-
lick ut Godes woort gestraffet und tor boete ver-
manet worden, overst heft uns gants nichtes geant-
wortet, sunder varet vort in synem affvall und godt-
lößen verruckeden levende. Soe hebben wi em na
lange verwachtung em voer einen onboetveerdigen
und affgebanden moeten verklären, mit vlitiger vor-
bitt tot Godt, dat he sick noch mit den verloeren
soene moege van harten bekeren. [Am Rand:] Pu-
blicatum ad mensam Dom. ao. 97 am 13. Novemb.
— Die Abschneidung auch bei Micron als dritte Stufe
im Publikationsverfahren, cap. XXIII, unten S. 643.

99 = besudelt; vgl. Schiller und Lübben I,277;
Lasch und Borchling 1,244.

1 Graf Edzard II. stand den Versammlungen des Em-
der Kirchenrates mißtrauisch gegenüber. Schon am
11. November 1586 hatte er den Prädikanten durch
seinen Hofrat Laurentius Maeler auf dem Rathaus
sagen lassen, sie hätten aus eigener Macht ein beson-
deres Konsistorium oder einen Konventikel ange-
stellt; dies käme S. G. bedenklich vor. Es wäre da-
her beschlossen, das Konsistorium entweder ganz

abzuschaffen oder ihm einen Ratsherrn beiwohnen
zu lassen. In ihrer Erwiderung vom 14. November,
in der sich die Prediger gegenüber dem Vorwurf der
Konventikelhaltung unter Hinweis auf ihre ordent-
liche Berufung als Diener der Gemeinde und ihr
öffentlich ausgeübtes Predigtamt, gegenüber dem
Anwurf, sie hätten eigenmächtig gehandelt, unter
Hinweis auf das lange Bestehen des Konsistoriums
und das apostolische Vorbild verteidigten, betonten
sie die Notwendigkeit der Versammlungen zur Ord-
nung der Kirche und der Armenangelegenheiten;
Politisches, Bedenkliches oder Gefährliches würde
dabei nicht verhandelt, gegen die Teilnahme eines
Ratsmitgliedes hätten sie nichts einzuwenden. Tat-
sächlich erschien am 30. Januar 1587 auf gräflichen
Befehl ein Ratsmitglied in der Versammlung der
Prediger und Ältesten, um abzuhören, was dort ver-
handelt würde. Vgl. E. Meiners II, 248ff. (das
Schreiben der Prediger ebd. 249 ff. in niederländi-
scher Übersetzung). — Vgl. auch Einleitung, oben
S. 336, und oben S. 416 mit Anm. 28. Dazu Apologia,
Beylagen, 63: Was nun im presbyterio oder versam-
lung der eltesten wird gehandelt, das haben wir
eygentlich und nach notturft in der beschreibung
unser kirchenordnung unlangst durch offentlichen
druck zu erkennen gegeben, als nemlich, das darin
vor und nach der name Gottes angeruffen, von erhal-
tung der reynen lehr, guter zucht und erbarkeit, auch
abschaffung der gegebenen ergernussen und mit nich-
ten von den dingen, so dem ampte der weltlichen
obrigkeit zugehörig, gehandelt wird, wie außführ-
licher in unserer außgegangenen bekäntnus im 26.
und 27. articulen aus dem worte Gottes bewiesen
(Antwort der Prediger, Ältesten und Diakonen auf
das gräfliche Verbot ihrer Zusammenkünfte vom
8. März 1595).— Korte Bekendtenisse, S. 109-119: Der
26. artyckel. Van dem ampte der slötelen edder der
kerckenregeringe und disciplyn. To der handhave
der kercken und des wahren gadesdenstes hefft Godt

(a) twyerley ampt vorordenet, nemlick dat ampt der
slötelen und der werltlicken overicheit, welcke twar

(b) vorscheidene und dennoch nicht (c) wedderwer-
tige aempter sind (a Deut. 17, v. 11; 2. Chr. 19, v. 5.
8; b Luc. 22, ver. 25 et 26; c 2. Chr. 19, v. 11; Math.
22, ve. 21; 1. Pet. 2, ver. 17)... [Dieser Artikel han-
delt von der Predigt und von der durch den Kirchen-

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