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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0663
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Microns Ordinancien (1554) 1565

und vergewisset, gespeiset mögen werden zum ewi-
gen leben, welches, wie wir nicht zweiflen, uns von
dir in ihm von ewigkeit bereitet ist. Diß begeren wir
von dir, allersanftmütigster Vater, durch den namen
desselbigen deines Sohns (welcher die einige und
warhaftige speise unser seelen ist), auf daß wir in-
wendig in unserm gewissen empfinden mögen, daß
du warhaftig unser Gott und Vater seiest, und daß
wir herwiderumb dein volk und kinder sind, durch
das allerheiligst g blut unsers Herren geheiliget, der
f. 70 du lebest und | regierest mit demselbigen deinem
Sohne und dem heiligen Geist, ein einiger und ewi-
ger Gott, gepriesen h in ewigkeit. Amen.

Zu end dieses gebets vermanet der diener die
ganze gemeine, daß sie fleissig auf die einsatzung des
nachtmals höre, welche er anzeigt mit disen worten:

Der heilige i apostel Paulus spricht von der ein-
satzung des nachtmals des Herren in der ersten
epistel an die Corinther im 11. capitel [23-29] also:

Ich hab es k von dem Herren entpfangen, daß ich
euch gegeben hab. Denn der Herr Jesus in der nacht,
da er verraten ward, nam er das brot, danket und
brachs und sprach: Nemet, esset, das ist mein leib,
der für euch gebrochen wird. Solchs tut zu meiner
gedechtnuß. Desselbigengleichen nam er auch den
kelch nach dem abendmal und sprach: Diser kelch
ist das neue testament in meinem blut. Solches tut,
so oft ihrs trinket, zu meiner gedechtnuß.

Denn so oft ihr von disem brot esset und von
disem kelch trinket, solt ihr des Herrn todt ver-

ministerium, neque nos inter oves nostras illos possu-
mus numerare (A. Kuyper II, 160). Zum Ausdruck
„Hausgenossen des Glaubens“ und seiner Verwen-
dung in Straßburg, London und Emden s. oben
S. 564f. mit Anm. 91-93. — Zu unserem Text vgl.
oben S. 610 mit Anm. 20 und S. 617 mit Anm. 52.

13 Mit demselben Schrifttext werden die Einsetzungs-
worte auch nach Calvins Liturgien (in der Straß-
burger Liturgie von 1542 ist der Text freilich etwas
kürzer) gesprochen, und zwar ebenfalls in zeitlichem
Abstand von der Austeilung, der auch noch eine
Vermahnung vorausgeht (CR 34, 197f.; COpp II,
46ff.), ebenso bei Poullain, Liturgia sacra (Bl. 8r).
Derselbe Schriftbericht der Einsetzung auch in der
Emder Ordnung von 1576, von der Austeilung ge-
trennt durch Vermahnung und Gebet, oben S. 466 ff.
Für Norden bezeugt Micron: Omnium porro fide-
lium animis, iam viva coelestium rerum per fidem
contemplatione ad hunc modum excitatis et exhila-

kündigen, biß daß er kompt. Welcher nu unwirdig
von diesem brot isset oder von dem kelch des Herren
trinket, der ist schuldig an dem leib und blut des
Herren. Der mensch prüffe aber sich selbs, und also
esse er von disem brot und trinke von diesem kelch.

Denn welcher unwirdig isset und trinket, der isset
und trinket ihm selber das gerichte, damit, daß er
nicht unterscheidet den leib des Herren 13.

Wenn die einsatzung des nachtmals also vorge-
lesen ist, vermanet der diener die ganze gemeine
widerumb, daß sie sich | prüffe, ihe sie an den tisch f. 71
des Herren sitze, mit diesen worten:

Vermanung zu der gemeine.

Ihr habt, lieben 1 brüder, auß dieser lehre des hei-
ligen apostels Pauli gehöret, wer der einsetzer des
nachtmals sey, nemlich Christus Jesus, und wie es
sol gehalten werden, es sey denn, das man in grosse
gefahr der seelen fallen wil 14. Denn sie werden
schuldig an dem leib und blut Christi, essen und
trinken ihnen selbs das gericht, die es unwirdig
empfahen.

Auf daß wir denn diser gefahr entfliehen und das
nachtmal des Herren wirdiglich niessen mögen, so
lasset uns, ihe wir an den tisch des Herren sitzen,
fleissig anhören, warin (nach der heiligen schrift) die
rechte niessung des nachtmals gelegen sey.

Dieselbige stellet hie der apostel Paulus für in
unserer prüffung und in dem underscheiden des
leibs des Herren, also daß ein jeder, der sich selbs

ratis, hortatur eos minister, ut ex undecimo capite
prioris epistolae Pauli ad Corinthios, praeclaram
illam, de institutione et legittimo coenae dominicae
usu, lectionem attente audiant. Qua ab eo loco: Ego
accepi a Domino etc., usque ad ea verba: Propter hoc
inter vos multi imbecilles etc. germanice clara voce,
integre citra ullam truncationem perlecta, minister
paucissimis explicat... (Apologeticum Scriptum,

22f.; vgl. J. H. Gerretsen, 71). Auch in Norden
folgte eine Vermahnung; daraus erklärt sich offenbar
das Mißverständnis Martin Fabers, s. unten Anm. 28.

14 Hiervon läßt Gellius Faber in seiner Beschreibung
der Emder Abendmahlsordnung um 1550 bereits in
der zweiten Vermahnung handeln; vgl. oben S. 344.

g) allerheiligst] N: alderonnooselste

h) N (gepriesen) i) N (heilige) k) N + (seit hy)
1) lieben] N: Christelicke

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