Kirchenordnung für Steuerwald und Peine 1561
municirn, gerne darbei in der kirchen bleiben und
nicht wie das unvornüfftige viehe, sobalde die pre-
dige volendet, hinauslaufen. Schwangern frauwen
und denen, so klaine kinder haben, kan man hirinne
nichts vorschreiben.
Wan nun die exhortation aus ist, sol sich der
pfarher zum altar wenden, das Vater unser singen
und darauf die wort des abentmals Christi, erstlich
das brot bei den worten: (Nam er das brot) in die
hende nemen, nachmals bey dem segen des kelchs
auch denselbigen in die hende nehmen.
Under der communion sol der opferman mit dem
volke singen: Jesus Christus, unser hailant oder:
Got sei gelobet nach dem viel communicanten vor-
handen seint, und sol sich der pastor, soviel immer-
mehr müglich und sein kan, also schicken, das er
allezeit zuletzte mit communicire.
Nach der communion singet der pfarher: Last uns
beten, und darauf die collecten: Wir danken dir,
almechtiger Herre Got23,und darauf den segen
Nume: 6 [24-26]: Der Herre segne dich und behute
dich; wan das gescheen, singet der opferman mit
dem volke zum lesten aus: Sei lob und ehr mit ho-
hem preis24.
Wan aber kaine communicanten furhanden seint,
so sol der opferman nach der predig die deutschen
letaney singen, darauf volget ein deutsche collecta
fur allerley nodt und zuletzt der segen wie droben.
Nach mittag sol der pfarher wiederumb leuten
lassen und das volk, sonderlich die jugent, fleissig
auch wider in die kirchen komen sambt dem ge-
sinde. Alda sol der opferman mit allem volke singen:
Dis seint die hailigen zehen gebot26, wan die aus seint,
sol der opferman herfur in die kirchen under das
volk tretten und die fünf stucke im Catechismo
nacheinander fein langsam, deutlich und vorstendig
furlesen ohne auslegung, als erstlich die zehen gebot,
nachmals den heiligen, christlichen gelauben, zum
dritten das Vater unser, zum vierden die wort von
der einsetzung und nutz der tauf und zum funften
die wort des abentmals Christi. Wan das gescheen,
sol der pfarher herfurtreten und diesen Sondag zwei
oder drei gebot mit der auslegung Lutheri im Klainen
Catechismo vorkleren, oft und viel fursagen, den
andern Sondag widerumb zwei oder drei und so
fortan, bis er die zehen gebot hinaus hat, do sol er
dan fortfaren, ainen artickel des gelaubens nach dem
andern mit der auslegung Lutheri verkleren, entlich
das Vater unser, tauf und abentmal Christi, domit
die jugent die auslegung auswendig lerne, sol der-
halben, was er, der pfarher, den vorgangenen Son-
tag getrieben, von den kindern fragen, ehr dan er
fortfehret, und wan der Catechismus ainmal heraus
ist, denselbigen wiederumb anfangen, auf das die
armen, fromen, einfeltigen leut doch dasjennige
lernen, so zu ihrer seligkait vonnöten ist, und nicht
so jemmerlichen als das unvornunftige vihe dahin Psal. 32 [9]
leben und sterben, kan auch ein pfarher sein arbeit
nummermer besser anlegen, dan was er dermassen
an die lection und ubung der alten und jungen im
21 Vgl. unten S. 855, Anm. 29. Im Babstschen Gesang-
buch I, Nr. XX: ,,S. Joannes Hussen lied / gebes-
sert. D. Mart. Luther."
22 Lied Luthers, anknüpfend an eine vorreformatori-
sche Strophe, die in ihrer ersten Hälfte durch die
Crailsheimer Schulordnung von 1480, in ihrer zwei-
ten Hälfte durch ein handschriftliches Prozessions-
buch des Franziskanerklosters Miltenberg aus dem
15. Jh. überliefert ist. Luther empfiehlt die alte
Strophe in der Formula missae 1523, wobei er die
katholische Überlieferung allerdings gekürzt haben
will (WA 12, 218; Sehling I, 9). Der Grundstrophe
hat Luther zwei neue Strophen hinzugedichtet. Der
ursprüngliche Charakter des Liedes als Fronleich-
namsgesanges ist dabei ganz verschwunden. In der
Deutschen Messe von 1526 erscheint unser Lied
neben dem in Anm. 21 genannten als Austeilungs-
gesang (WA 19, 99; Sehling I, 15). Vgl. Wacker-
nagel II, Nr. 990. III, Nr. 11; WA 35, 181ff. 452f
514f.; Ev. Kgb. u. Kulp Nr. 163; G. Hahn, aaO.
7f. Im Babstschen Gesangbuch l, Nr. XXI: ,,Der
Lobsang / Gott sey gelobet. D. Mart. Luther."
23 Vgl. unten S. 855 mit Anm. 31.
24 = 13. (vorletzte) Strophe des Liedes ,,Es ist das
Heil uns kommen her"; vgl. oben S. 781 f. mit
Anm. 11.
25 Vgl. unten S. 850 mit Anm. 22. Im Babstschen Ge-
sangbuch I, Nr. XXXVII: ,,Die deutsche Litaney."
26 Lied Luthers, ebenso wie das kürzere Dekaloglied
(Mensch, willst du leben seliglich) 1524 entstanden
und veröffentlicht. Vgl. Wackernagel III, Nr. 22;
WA 35, 135ff. 426ff. 495ff. u.ö.; Ev. Kgb. u. Kulp
Nr. 240; G. Hahn, aaO. 20ff. Im Babstschen Ge-
sangbuch I, Nr. XIIII: ,,Die zehen Gebot Gottes
lange. D. Mart. Luther."
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municirn, gerne darbei in der kirchen bleiben und
nicht wie das unvornüfftige viehe, sobalde die pre-
dige volendet, hinauslaufen. Schwangern frauwen
und denen, so klaine kinder haben, kan man hirinne
nichts vorschreiben.
Wan nun die exhortation aus ist, sol sich der
pfarher zum altar wenden, das Vater unser singen
und darauf die wort des abentmals Christi, erstlich
das brot bei den worten: (Nam er das brot) in die
hende nemen, nachmals bey dem segen des kelchs
auch denselbigen in die hende nehmen.
Under der communion sol der opferman mit dem
volke singen: Jesus Christus, unser hailant oder:
Got sei gelobet nach dem viel communicanten vor-
handen seint, und sol sich der pastor, soviel immer-
mehr müglich und sein kan, also schicken, das er
allezeit zuletzte mit communicire.
Nach der communion singet der pfarher: Last uns
beten, und darauf die collecten: Wir danken dir,
almechtiger Herre Got23,und darauf den segen
Nume: 6 [24-26]: Der Herre segne dich und behute
dich; wan das gescheen, singet der opferman mit
dem volke zum lesten aus: Sei lob und ehr mit ho-
hem preis24.
Wan aber kaine communicanten furhanden seint,
so sol der opferman nach der predig die deutschen
letaney singen, darauf volget ein deutsche collecta
fur allerley nodt und zuletzt der segen wie droben.
Nach mittag sol der pfarher wiederumb leuten
lassen und das volk, sonderlich die jugent, fleissig
auch wider in die kirchen komen sambt dem ge-
sinde. Alda sol der opferman mit allem volke singen:
Dis seint die hailigen zehen gebot26, wan die aus seint,
sol der opferman herfur in die kirchen under das
volk tretten und die fünf stucke im Catechismo
nacheinander fein langsam, deutlich und vorstendig
furlesen ohne auslegung, als erstlich die zehen gebot,
nachmals den heiligen, christlichen gelauben, zum
dritten das Vater unser, zum vierden die wort von
der einsetzung und nutz der tauf und zum funften
die wort des abentmals Christi. Wan das gescheen,
sol der pfarher herfurtreten und diesen Sondag zwei
oder drei gebot mit der auslegung Lutheri im Klainen
Catechismo vorkleren, oft und viel fursagen, den
andern Sondag widerumb zwei oder drei und so
fortan, bis er die zehen gebot hinaus hat, do sol er
dan fortfaren, ainen artickel des gelaubens nach dem
andern mit der auslegung Lutheri verkleren, entlich
das Vater unser, tauf und abentmal Christi, domit
die jugent die auslegung auswendig lerne, sol der-
halben, was er, der pfarher, den vorgangenen Son-
tag getrieben, von den kindern fragen, ehr dan er
fortfehret, und wan der Catechismus ainmal heraus
ist, denselbigen wiederumb anfangen, auf das die
armen, fromen, einfeltigen leut doch dasjennige
lernen, so zu ihrer seligkait vonnöten ist, und nicht
so jemmerlichen als das unvornunftige vihe dahin Psal. 32 [9]
leben und sterben, kan auch ein pfarher sein arbeit
nummermer besser anlegen, dan was er dermassen
an die lection und ubung der alten und jungen im
21 Vgl. unten S. 855, Anm. 29. Im Babstschen Gesang-
buch I, Nr. XX: ,,S. Joannes Hussen lied / gebes-
sert. D. Mart. Luther."
22 Lied Luthers, anknüpfend an eine vorreformatori-
sche Strophe, die in ihrer ersten Hälfte durch die
Crailsheimer Schulordnung von 1480, in ihrer zwei-
ten Hälfte durch ein handschriftliches Prozessions-
buch des Franziskanerklosters Miltenberg aus dem
15. Jh. überliefert ist. Luther empfiehlt die alte
Strophe in der Formula missae 1523, wobei er die
katholische Überlieferung allerdings gekürzt haben
will (WA 12, 218; Sehling I, 9). Der Grundstrophe
hat Luther zwei neue Strophen hinzugedichtet. Der
ursprüngliche Charakter des Liedes als Fronleich-
namsgesanges ist dabei ganz verschwunden. In der
Deutschen Messe von 1526 erscheint unser Lied
neben dem in Anm. 21 genannten als Austeilungs-
gesang (WA 19, 99; Sehling I, 15). Vgl. Wacker-
nagel II, Nr. 990. III, Nr. 11; WA 35, 181ff. 452f
514f.; Ev. Kgb. u. Kulp Nr. 163; G. Hahn, aaO.
7f. Im Babstschen Gesangbuch l, Nr. XXI: ,,Der
Lobsang / Gott sey gelobet. D. Mart. Luther."
23 Vgl. unten S. 855 mit Anm. 31.
24 = 13. (vorletzte) Strophe des Liedes ,,Es ist das
Heil uns kommen her"; vgl. oben S. 781 f. mit
Anm. 11.
25 Vgl. unten S. 850 mit Anm. 22. Im Babstschen Ge-
sangbuch I, Nr. XXXVII: ,,Die deutsche Litaney."
26 Lied Luthers, ebenso wie das kürzere Dekaloglied
(Mensch, willst du leben seliglich) 1524 entstanden
und veröffentlicht. Vgl. Wackernagel III, Nr. 22;
WA 35, 135ff. 426ff. 495ff. u.ö.; Ev. Kgb. u. Kulp
Nr. 240; G. Hahn, aaO. 20ff. Im Babstschen Ge-
sangbuch I, Nr. XIIII: ,,Die zehen Gebot Gottes
lange. D. Mart. Luther."
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